Das Forschungsprojekt KatLeuchttürme

Was tun, wenn der Strom ausfällt? In diesem Fall ist die gesamte Informationsstruktur für die Bevölkerung lahmgelegt: Kein Telefon, kein Internet und nach spätestens vier Stunden auch kein Mobilfunk mehr. Ein aktuelles Beispiel ist der Stromausfall in Nordholland, der am 27.März 2015 weite Teile der Niederlande stark beeinträchtigt hat. In diesem Beitrag geht es um das Forschungsprojekt „Kat-Leuchttürme"(KatL), das im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und sich mit dem Szenario „Stromausfall" befasst.

Schema der Kat-Leuchttürme
© Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR), Berlin

Im Fokus des Projekts steht, wie die Kommunikation mit der Bevölkerung bei einem langanhaltenden, flächendeckenden Stromausfall organisiert werden kann. Ziel ist u.a. die Entwicklung eines Systems von Anlaufstellen für die Bevölkerung im Krisenfall (Katastrophenschutz-Leuchttürme) zur Aufrechterhaltung der Versorgung und zur Information und Kommunikation mit der Bevölkerung. Dabei soll auch untersucht werden, ob eine Aktivierung der Bevölkerung zur Selbsthilfe möglich ist.

Ein Projektergebnis zeigt, dass dieser Wille zur Selbst- und Nachbarschaftshilfe durchaus auch in großstädtischen Bereichen vorhanden ist. Für ein durchgängiges Informationssystem beim Stromausfall wurde ein zweistufiges System von Anlaufstellen entwickelt (siehe Abbildung): Auf der Kiezebene gibt es flächendeckend verteilte Katastrophenschutz-Informations- und Interaktionspunkte ohne Stromversorgung (Kat-I). Sie sollen möglichst in unmittelbarer Nähe der Wohnungen gut zu Fuß erreicht werden können und der Bevölkerung eine Chance geben, sich in der Notlage auszutauschen und gegenseitig Hilfe zu leisten. Dazu sollen bereits vorhandene Einrichtungen, die aus dem Wohnumfeld bekannt sind wie Kieztreffs bzw. Gemeindezentren als Kommunikationsstrukturen genutzt werden. Zur Unterstützung dieser Entwicklung kommt vom übergeordneten Katastrophenschutz-Leuchtturm ein Mitarbeiter, der Regionalverantwortliche, der die Informationen von dort an die wartenden Menschen weiter gibt. Oberhalb der Kat-I gibt es Katastrophenschutz-Leuchttürme (Kat-L). Der Begriff leitet sich aus der Notstromversorgung dieser Einrichtungen ab. Wenn nirgends mehr Strom mehr vorhanden ist, wird ein mit Notstrom betriebenes Gebäude in der Dunkelheit wie ein Leuchtturm wirken.

Über den Autor

Portraitfoto Frieder Kircher

Frieder Kircher ist Projektleiter der Berliner Feuerwehr in den Forschungsprojekten Tanknotstrom und KatLeuchttürme sowie u.a. Dozent an der Hochschule für Technik und Wirtschaft.

Die Kat-L sind Teil der kommunalen Einrichtungen, die im Katastrophenfall die Bevölkerung mit Informationen und Hilfe versorgen sollen. Sie sind an ein landesweites elektronisches Krisenkommunikationssystem angeschlossen, das auf Basis des TankNotStrom-Systems (siehe www.tanknotstrom.de) unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung funktioniert. Der Strom für dieses System wird aus den Notstromaggregaten gezogen, die z. B. in Rathäusern oder Krankenhäusern vorhanden sind. Die zentrale Einsatzleitung kann über die Kat-L wichtige Informationen an die Bevölkerung in der Fläche verteilen. Diese Informationen können sowohl auf Bildschirmen abgelesen werden als auch im Umfeld der Kommunikationseinrichtung vom Smartphone (soweit es noch Strom hat) empfangen werden. Damit können Warnmeldungen oder Hinweise zum Verhalten gegeben werden. Ziel des Systems ist es, über die einheitliche, offizielle Informationsversorgung der Gerüchtebildung in der Krisensituation vorzubeugen und die Bevölkerung in ihrer Selbsthilfefähigkeit zu stärken.

Jedem Kat-L sind bis zu zehn Kat-I zugeordnet, die vom Kat-L mit Informationen versorgt werden. Der Kat-L selbst kann auch Notrufe direkt an die Feuerwehr oder Polizei absetzen ebenso wie Personen, die sich im WLAN des Kat-L befinden. Über dieses stadtweite System besteht auch die Chance Personen zu finden, die sich an einem anderen Kat-Leuchtturm gemeldet haben. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde zur Verdeutlichung der Funktion des Systems ein Film erstellt (http://www.berliner-feuerwehr.de/forschung/katleuchttuerme/).

Am 24./25. April 2015 wurde das Projekt der Fachöffentlichkeit vorgestellt und gleichzeitig eine Übung durchgeführt, um die technische Funktionalität und die organisatorischen Konzepte der Kat-Leuchttürme zu testen. Das Forschungsprojekt wird im Laufe dieses Jahres abgeschlossen und über die Ergebnisse berichtet: www.kat-leuchtturm.de.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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