Flussbad Berlin

Urbane Nutzung und Aspekte zur Koexistenz von Natur und Stadt

Das Projekt „Flussbad Berlin“ ist ein Vorschlag, den heute weitgehend ungenutzten Spreekanal – den sogenannten Kupfergraben entlang der Museumsinsel im Zentrum von Berlin – umzubauen: zwischen Bode-Museum am westlichen Ende der Spreeinsel und dem Auswärtigen Amt soll im unteren Lauf des Kanals ein circa 850 Meter langes, natürliches Schwimmbecken entstehen. Mit Hilfe einer Pflanzenkläranlage im Kanalabschnitt zwischen dem Auswärtigem Amt und der Gertraudenbrücke könnte das Spreewasser auf Badegewässerqualität gebracht werden. Gleichzeitig wird darüber nachgedacht, den oberen Abschnitt des Kanals an der Fischerinsel zu renaturieren und so in der über Kilometer hinweg kanalisierten Flusslandschaft der Spree ein Trittsteinbiotop zu schaffen, das die Migration von Tieren und Pflanzen erleichtert. Um das Projekt voranzutreiben, wurde 2012 der gemeinnützige Verein „Flussbad Berlin“ gegründet.

Flussbad Berlin
© CC BY-NC-ND 3.0

Viele Berliner und Berlinerinnen finden die Idee, in der Spree baden zu können, äußerst attraktiv. Und auch die Politik hat die Bedeutung des Projekts für die Stadtentwicklung Berlins erkannt: im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ ist der Verein Flussbad Berlin vom Bund und dem Land Berlin mit der Weiterentwicklung der Idee beauftragt worden.

Über den Autor

© Dora Tuch

Tim Edler ist Architekt und erarbeitet gemeinsam mit seinem Bruder Jan Edler seit 2000 als „realities:united. studio for art and architecture“ an der Schnittstelle zwischen Raum, Information und Kommunikation. 1998 entwarf Tim Edler das Projekt „Flussbad Berlin“, das mit dem europäischen Holcim Award in Gold 2011 und dem 
dritten Platz beim Global Holcim Award 2012 die prominentesten und höchstdotierten Preise für nachhaltige Stadtentwicklung erhielt.

Als Initiatoren ist es für uns von besonderem Interesse, die Vielschichtigkeit des Projektvorhabens unter mehreren Hauptaspekten argumentativ zu beschreiben. So geht es bei "Flussbad Berlin" um die Selbstverständlichkeit einer Wieder- oder Weiterverwendung des Flusses als eine jahrhundertelang genutzte städtische und ökologische Ressource. Als Teil einer nachhaltigen Koexistenz von Stadt und Natur sind Kriterien wie Wasserreinheit, Gewässerschutz und die ökologische Qualität des Flusses von großer Wichtigkeit. Darüber hinaus bedeutet das Projekt eine hohe bauliche und programmatische Diversität, die die Basis für eine kompakte und qualitativ hochwertige, lebendige Stadt ist.

Zwischen „Flussbad Berlin“ und dem Projekt „LURITEC® / SPREE2011“ von Ralf Steeg bestehen Bezüge: Ist „LURITEC® / SPREE2011“ bezüglich der Lösung der Überläufe von Abwässern eher technisch orientiert und passt auf viele Stellen, so argumentiert Flussbad gesellschaftlich, städtebaulich und historisch und bezieht sich auf einen konkreten Ort in Berlin – nämlich den Spreekanal. Flussbad zielt auf die Herstellung von Badegewässerqualität durch eine aktive Filterung, aber nur für einen Teilabschnitt, „LURITEC® / SPREE2011“ auf einen großflächigen Rückhalt von schädlichen Einleitungen, wodurch am Ende vermutlich auch Badegewässerqualität entsteht. Beiden Vorhaben ist die Schärfung der Wahrnehmung für die Themen Wasser, Infrastruktur, Fluss, Umwelt wichtig sowie das (mittelbare und plakativ sichtbare) Ziel der Nutzung des Flusses als Badegewässer.

 

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

Metadaten zu diesem Beitrag

Schlagworte zu diesem Beitrag:

  • #Stadt
  • #Energie
  • #Ressourcen
  • #Berlin

Mehr zum Themenfeld:


Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!