Nachhaltige Stadtquartiere – mehr als grün und smart

Die Diskussion um die Stadt der Zukunft ist in vollem Gange. Es ist eine wichtige Auseinandersetzung, die uns alle betrifft. Schließlich wachsen mit der zunehmenden Urbanisierung Lebens- und Arbeitsräume immer mehr zusammen. Auch deshalb darf die Diskussion nicht bei der Frage nach „smart oder nicht smart?“ stehen bleiben. Die technischen Möglichkeiten, etwa für ein effizientes Energiemanagement oder zur Unterstützung emissionsarmer Mobilitätslösungen, sind zweifelsfrei ein wichtiger Baustein.

© Sony Center am Potsdamer Platz

Über die Autorin

Portraitfoto Christine Lemaitre

Dr. Christine Lemaitre ist Geschäftsführender Vorstand der Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB e.V.

Doch bei all dem dürfen die übrigen Komponenten, die die Nachhaltigkeit von Quartieren ausmachen, nicht vergessen werden. Zukunftsorientierte Quartiere zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen ressourcenschonenden Bau und Betrieb mit einer hohen Lebens- und Aufenthaltsqualität verbinden - im gesamten Quartier und mit langfristiger Perspektive. Ein Anspruch, der eine vorausschauende, umfassende und transparente Planung erfordert. Eine Planung, wie sie durch das Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) für Stadtquartiere unterstützt wird. Mit seinen rund 50 Kriterien adressiert das DGNB System all jene Themen, über die sich die Qualität eines Stadtquartiers festmachen und positiv beeinflussen lässt. Dabei geht es auch um den Menschen und ein funktionierendes Miteinander im Quartier. So zählen Aspekte wie die soziale und funktionale Durchmischung genauso wie das Freiraumangebot zu den adressierten Kriterien. Mit Partizipationsangeboten an die späteren Nutzer und Bewohner in einer frühen Planungsphase kann das Fundament für ein funktionierendes Quartier gelegt werden.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Ressourcenknappheit und der globalen klimatischen Veränderungen sollte immer auch die ökologische Qualität bei der Quartiersplanung mit beachtet werden. Neben dem Einsatz von erneuerbaren Energien spielen z. B. Wasserkreislaufsysteme, der Gewässer- und Bodenschutz und die Berücksichtigung möglicher Umwelteinwirkungen eine Rolle. Zudem sollte auch ein Quartier möglichst langfristig und ökonomisch durchdacht sein. Fiskalische Wirkungen auf die Kommune, also die Frage nach den Folgekosten bei einer Zunahme von Arbeitsplätzen und Bewohnern im Quartier, gilt es genauso vorausschauend mitzudenken wie Maßnahmen zur Gewährleistung der Wertstabilität. Beispiel hierfür ist der Erhalt städtebaulicher, naturräumlicher und kulturhistorischer Bestandsmerkmale. Hinzu kommen Themen wie eine effiziente Abfallwirtschaft sowie die Instandhaltung der Gebäude und Infrastruktur im Quartier. Das gut orchestrierte Zusammenspiel all dieser Komponenten ist letztlich das, was die Quartiersplanung wirklich nachhaltig macht.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 - Zukunftsstadt.

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