Neue urbane Auto-Mobilität

Urbane Mobilität wurde immer wieder neu erfunden: Fritz Lang ließ in „Metropolis" Flugzeuge durch Häuserschluchten fliegen, in Matt Groenings „Futurama" dient eine Art Rohrpost dem Personentransport und fliegende Autos sind ein Science Fiction-Dauerbrenner und prägen unsere Vorstellung moderner urbaner Mobilität.

Strassenkreuzung Hamburg
©SergiyN/Shutterstock

Aber wo sind die fliegenden Autos? Tatsächlich sieht der städtische Verkehr des 21. Jahrhunderts nicht wesentlich anders aus als zur Geburtsstunde des Automobils. Allerdings sollte das äußere Erscheinungsbild nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr wahrscheinlich die Art und Weise, wie urbane Mobilität funktioniert, schon bald eine drastisch andersartige sein wird.

Verkörperte das Auto einst den Traum von Unabhängigkeit und Freiheit wie kaum etwas anderes, so führen heute Staus und Stop-and-Go-Verkehr das Auto als Fortbewegungsmittel zunehmend ad absurdum. Auch machen Verkehrslärm und Luftverschmutzung der Stadtbevölkerung das Leben schwer. Es ist paradox: Die große Anziehungskraft und der Erfolg des Autos schmälern seinen eigenen Nutzwert, weil sich immer mehr Fahrer mit ihren Wünschen nach Freiheit und Geschwindigkeit im Wege stehen.

Über die Autorin

Portraitfoto Nora S. Stampfl

Nora S. Stampfl verfügt über langjährige Erfahrung in der internationalen Unternehmensberatung und ist Gründerin von f/21 Büro für Zukunftsfragen. Als Zukunftsforscherin, Beraterin und Publizistin ist sie dem gesellschaftlichen Wandel auf der Spur.

Damit steht die automobile Gesellschaft am Wendepunkt, der eine Neuerfindung des Autos einleiten wird, deren Kern aber in einem Rollenwandel besteht: Das individualisierte private Transportmittel von einst wird zum vernetzten geteilten Auto.

Im urbanen Mobilitätsmix wird das Auto künftig eine deutlich veränderte Stellung einnehmen. Wie auch immer die auto-mobile Zukunft aussehen wird, eines ist klar: Das Auto hat die Messlatte hoch gelegt. Mobilität der Zukunft wird so individuell und flexibel sein müssen wie das Auto, dabei jedoch bezahlbar und ressourcenschonend. Zukunftsweisende Auto-Mobilitätskonzepte könnten durch folgende Eckpunkte markiert sein:

Das Auto wird Teil eines integrierten Mobilitätssystems. Künftig wird das Auto mit anderen Einzelbausteinen des Verkehrsmittelangebots immer weiter zu systemintegrierenden Ansätzen verschmelzen.

Das Auto wird öfter gemeinschaftlich genutzt. Das geteilte Auto - ob in Form von klassischem Carsharing (kollektiv organisiertes Autoteilen), p2p-Carsharing (Autoteilen unter Privatpersonen) oder Ridesharing (Vermittlung von Fahrgemeinschaften) – wird die multimodale Praxis unterstützen, um lückenlos immer komplexere Wegeketten zu überwinden.

Auto-Mobilität erfolgt „on-demand". Digitale Technologien und Echtzeit-Kommunikation eröffnen den Zugang zu einer weiten Bandbreite von Transportalternativen. Die Integration der Klassiker des Individualverkehrs – Auto und Fahrrad – macht Mobilität nach Bedarf abrufbar.

Autos spielen stärker eine ergänzende Rolle. Weil es letztlich um die Funktion „Mobilität" und nicht um das Produkt „Auto" geht, wird in Zukunft Carsharing keine Fortsetzung des privaten Autoverkehrs mit anderen Mitteln sein, sondern das gemeinschaftlich genutzte Auto wird die Grenze zwischen Individual- und öffentlichem Verkehr abtragen.

Werden fahrerlose Autos Realität, wird dieser Rollenwandel noch stärker zum Ausdruck kommen. Zunehmend wird dann das Auto zur Mobilitätsdienstleistung. Mit der Verbreitung autonomen Fahrens werden sich unsere Städte radikal wandeln: weg von autozentrierten Konstrukten und zurück zu Städten, die rund um den Menschen gebaut sind.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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