Transit – Kriminalprävention für ein sicheres Wohnumfeld

Transdisziplinäre Sicherheitsstrategien für Polizei, Wohnungsunternehmen und Kommunen

Das Leben und damit die Anforderungen an städtische Räume verändern sich laufend, bauliche Strukturen sind aber auf Langlebigkeit ausgerichtet. Daher sind Stadtquartiere oder das Wohnumfeld nicht immer auf neue Sicherheitsanforderungen und ‐bedürfnisse vorbereitet. Eine große Rolle bei der Verbesserung der Sicherheit in sozialen Nahräumen spielt der Ansatz der Kriminalprävention im Städtebau – ein komplexes Konstrukt, das neben der baulich‐räumlichen Ebene auch die sozialräumliche Ebene einbeziehen muss.

Beleuchtetes Haus an einer Straße bei Dämmerung

Das Projekt Transit, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit" fördert, arbeitet ein interdisziplinär zusammengesetztes Team. Die Forscherinnen und Forscher betrachten Kriminalprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und bauen auf dem Wissen auf, dass kriminalpräventive Konzepte nur dann erfolgreich sind, wenn sie als fundamentaler Bestandteil in die tägliche Arbeit der Verantwortlichen vor Ort implementiert werden. Zu berücksichtigen sind unter anderem die unterschiedlichen Schwerpunkte und Zielsetzungen einzelner Disziplinen und Aufgabenträgerinnen und Aufgabenträger. So verstehen Polizei und Kommunen Prävention als originäre Aufgabe, deren Umsetzung dem Gemeinwohl der Bevölkerung dient, während Wohnungsunternehmen ökonomischen Zielsetzungen folgen und mit ihrem Angebot am Markt bestehen müssen.

Städtische Räume haben eine Vielzahl unterschiedlicher Anforderungen zu erfüllen, aus denen Nutzungskonflikte und Störungen bis hin zu Kriminalität entstehen können. Diese können die Nutzbarkeit der Räume und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner einschränken, etwa dann, wenn Angst vor Kriminalität und Unsicherheitsgefühle im öffentlichen Raum zu einer Einschränkung der Teilnahme am öffentlichen Leben führen. Dabei haben Unsicherheit erzeugende Räume unterschiedliche Ursachen. Diese können in fehlender Gestaltung und undefinierten Übergängen (privat – öffentlich) begründet sein, aber auch durch antisoziales Verhalten, durch unbekannte Situationen oder Gruppen oder auch Stigmatisierungen entstehen.

Über die Autorin

Dr. Anke Schröder

Dr. Anke Schröder arbeitet im Landeskriminalamt Niedersachsen. Sie ist wissenschaftlich verantwortlich für das Projekt „transit - Transdisziplinäre Sicherheitsstrategien für Polizei, Wohnungsunternehmen und Kommunen". Des Weiteren ist sie über Lehraufträge in der Lehre im Bereich Planungs- und Architektursoziologie an der Fakultät Architektur und Landschaft (FAL) der Leibniz Universität Hannover (LUH) eingebunden.

Mit einem mehrdimensionalen Ansatz unter Einsatz eines Methodenmix analysiert das Projektteam die unterschiedliche Wahrnehmung von Angsträumen und stellt einen Bezug zu den Gefahrenorten, also Orte, an denen tatsächlich gehäuft Kriminalität und andere Ordnungsstörungen stattfinden, her. Ziel des Projektes ist es, ein Wohnumfeld durch kriminalpräventive Ansätze so zu gestalten, dass baulich-räumliche und sozialräumliche Qualitäten entstehen, die dazu führen, Tatgelegenheiten zu verhindern und die Lebensqualität zu erhöhen. Entscheidende Faktoren für die Reduzierung von Angsträumen sind u.a. die Stärkung des sozialen Miteinanders und die Reduzierung von Kriminalitätsfurcht und persönlicher Bedrohungssituationen. Mit dem Wissen, dass Kriminalität dort entsteht, wo mehrere Aspekte wie der Ort selbst, Täterinnen und Täter sowie das potentielle Opfer aufeinandertreffen, gilt es, mit kriminalpräventiven Maßnahmen auf diesen drei Ebenen anzusetzen. Unter dem Aspekt der städtebaulichen Gestaltung eines Ortes kann die Orientierung und Übersichtlichkeit durch bessere Beleuchtungen, klare Wegeführungen, alternative Tag- und Nachtrouten verbessert werden – wobei der Ort keinesfalls leer und unattraktiv wirken sollte. Mit technischen Ausstattungselementen sind weniger Videoüberwachungsanlagen als vielmehr der Mehrwert durch einbruchhemmende Türen und Fenster gemeint, denn je länger eine Tür einem Einbruchversuch standhält, desto eher gibt der Täter bzw. die Täterin auf. Unter dem Aspekt der Förderung eines nachbarschaftlichen Miteinanders gilt der Slogan „So viel Nähe wie möglich – so viel Distanz wie nötig". Mit einfachen Mitteln wie der Bereitstellung von Aneignungsflächen und Aufenthaltsmöglichkeiten für das kurze, ungezwungene Gespräche auf der Parkbank oder vor der Haustür kann schon viel erreicht werden. Auch die Berücksichtigung und Einbindung unterschiedlicher Bedürfnisse einer bunten Gesellschaft (Alt und Jung oder kulturelle Vielfalt) spielt eine große Rolle. Je stärker die Verantwortungsübernahme nicht nur durch Eigentümerinnen und Eigentümer sondern von der Bewohnerschaft, den lokalen Institutionen für den Innenraum und die Außenanlage übernommen wird, desto positiver kann sich die Identifikation auf das Miteinander und somit auf die Stärkung einer sicheren Wohnnachbarschaft auswirken. Wesentlicher Faktor dabei ist eine gute, interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb bestehender Netzwerke der unterschiedlichen Akteure wie Polizei, Wohnungsunternehmen und Kommunen.

 

Projektpartner:

Deutsches Institut für Urbanistik (Dr. Holger Floeting, Hanna Blieffert und Jan Abt)
F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt (Dr. Bernd Leutner, Andreas Schmalfeld)
Landeskriminalamt Niedersachsen (Hartmut Pfeiffer, Dr. Anke Schröder, Sabine Rebe, Alexander Gluba und Dirk Behrmann)

Weitere Informationen finden Sie unter www.transit-online.info

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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