Überlegungen zum urbanen Gebrauch vom Lastenrad

Zukünftige Mobilität kann auch einfach gehen

Wenn von der Mobilität der Zukunft die Rede ist, ist der Gedanke schnell bei Elektromobilität, bei fahrerlosen Autos oder neuartigen Antriebsstoffen. Während diese technologieorientierten Ansätze einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität in der Zukunftsstadt leisten können, gerät oft in Vergessenheit, dass innovative, effiziente und nachhaltige Mobilität nicht unbedingt hochtechnologisch sein muss. Aus diesem Grund widmet sich dieser Beitrag der Fahrradmobilität; genauer gesagt dem Lastenrad, auch Cargobike genannt.

Lastenrad Rudolf
©Dein-Rudolf.de

In den fahrradfreundlichen Städten Nordeuropas ist das Lastenrad ein fester Bestandteil des Stadtbildes geworden. Laut der Copenhagenize Design Company, einem auf Fahrradmobilität spezialisierten Beratungsunternehmen, besitzen in Kopenhagen rund 25 Prozent aller Familien mit mehr als 2 Kindern ein Cargobike, um damit die Alltagslogistik zu meistern. Doch auch hierzulande, meist in größeren Städten, sieht man Lastenräder immer öfter. Der private Einsatz von Lastenrädern stellt also ihren ersten Anwendungsbereich dar.

Über die Autorin

Marie Billiani arbeitet am Zentrum für Logistik & Verkehr (ZLV) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in den Projekten Klimaschutzkonzept Duisburg sowie Klimainitiative Essen. Im interdisziplinären Schwerpunktbereich Urbane Systeme an der UDE beschäftigt sie sich in ihrer Masterarbeit mit den Themen Nachhaltigkeit, Mobilität und Resilienz.

Ihre zweite, vielleicht überraschende, Anwendungsmöglichkeit finden Lastenräder im innerstädtischen Güterverkehr. Tatsächlich sind die gewerblichen Einsatzmöglichkeiten von Lastenrädern durch unterschiedliche Konzepte und Konstruktionen sehr vielfältig. In manchen Branchen hat der Einsatz von Cargobikes eine längere Tradition, hier sind vor allem Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) zu nennen, während ihre Verwendung in anderen Branchen recht jung ist.

Die beiden Projekte cyclelogistics (EU) und Ich ersetze ein Auto (BMUB) untersuchen derzeit das Potential von (E-)Lastenrädern für den städtischen Wirtschaftsverkehr. Das EU-Projekt fand heraus, dass grundsätzlich 25 Prozent aller motorisierten Fahrten nur relativ leichte Last befördern und somit auf das Rad verlagert werden könnten1. Vor allem der durch die starke Zunahme an E-Commerce belastete innerstädtische Wirtschaftsverkehr könnte damit auf der letzten Meile erheblich entlastet werden. Tatsächlich investieren KEP-Dienstleister in jüngerer Vergangenheit vermehrt in (E-)Lastenräder und integrieren sie in City-Logistik Konzepte2.

Auch hier im Ruhrgebiet gibt es Entwicklungen rund um das Lastenrad. Unter dem Namen HELFI – Herner Lastenfahrrad Innovation testen in Herne derzeit sieben Unternehmen den Einsatz von Lastenrädern im Rahmen des Projektes „Energiewende Ruhr“ (Stiftung Mercator). Untersucht werden soll, welchen Beitrag ein klimafreundlicher Wirtschaftsverkehr zur Energiewende leisten kann. Weiter östlich im Revier unterstützen die Dortmunder Wirtschaftsförderung sowie die IHK zu Dortmund mit der Initiative CargoBike Dortmund durch Vernetzung unterschiedlicher Akteure ebenfalls den Einsatz von Lastenrädern im städtischen Wirtschaftsverkehr.  

Initiativen wie Dein RUDOLF (Ruhrgebiet, insb. Dortmund) und Kasimir - dein Lastenrad (Köln), fördern gemeinschaftlich genutzte Lastenräder, die an wechselnden Stationen kostenfrei ausgeliehen werden können. Diese beiden und weitere Initiativen dieser Art sind auf dein-lastenrad.de (deutschland- und österreichweit) zu finden. Das VCD-Infoportal Lasten auf die Räder! informiert allgemein über den Einsatz von Lastenrädern im Wirtschaftsverkehr.  

Quellen:

[1] Cyclelogistics. Final Public Report, S. 7.
[2] Bottler, Stefan. Das Comeback der Citylogistik. In: VerkehrsRundschau 15/2015, S. 24-26.  


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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