Vom Egoismus zum Elektro-ismus: Zukunftsvisionen für mobile Stadtmenschen

Haben Sie schon einmal ein elektrisch betriebenes Fahrzeug genutzt? Würden Sie sich sogar ein Elektroauto kaufen? Ein Pedelec oder einen E-Roller? Wenn man sich das Stadtbild so anschaut, wären Sie eine seltene Ausnahme, sofern Sie die erste und vielleicht auch die zweite Frage mit Ja beantwortet haben.

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Dienstleistungen für Elektromobilität – Förderung von Innovation und Nutzerorientierung (DELFIN)
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Falls Sie aktiver Verfechter des Verbrennungsmotors oder einfach „Wiederholungstäter“ beim Autokauf sind, stellen Sie sich möglicherweise zu Recht die folgende Frage: Was bringt mir Elektromobilität? „Mein Diesel- bzw. Benzin-Gefährt(e) hat mich doch über all die Jahre hinweg so treu begleitet!“ Wir Menschen sind Gewohnheitstiere – Unbekanntes birgt Risiken.

Was wir nicht kennen, lehnen wir daher zunächst ab. Der Nutzen des Autos, wie wir das Fahrzeug traditionell zu schätzen gelernt haben, ist einleuchtend: Wir können weite Strecken zuverlässig zurücklegen und Personen und Güter bequem mitnehmen – und nicht zuletzt sieht so ein Auto beeindruckend aus, hat nach Belieben Leistung unter der Haube und ist irgendwie auch schon zum Freund geworden. Die Kosten sind absehbar und schon fest im Leben eingeplant: Die Kraftstoffpreise scheinen nicht zu explodieren und wir wissen ungefähr, wie hoch der Wiederverkaufswert unseres Fahrzeugs einmal sein wird.

Bei Elektroautos ist alles andersherum. Sehen Sie sich vielleicht in Gedanken in einem (zu) kleinen Elektroauto sitzen und stellen fest, dass die Batterieladung nicht mehr reicht, um den Freund im nächsten Ort zu besuchen und noch nach Hause zu kommen? Wer weiß, ob man da laden kann… In Anlehnung an eine berühmte Aussage möchten Sie da rufen: „Ich bin ein Benziner!“ Und bleiben dabei. Oder?

Über die Autorin

Sabrina Cocca

Sabrina Cocca ist Wissenschaftlerin am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Als Leiterin des Forschungsprojekts DELFIN fördert sie Dienstleistungsinnovationen und Geschäftsmodelle für die Elektromobilität.

Falls Sie wie ich zu den Städtern gehören, könnten Sie sich auch folgende Frage stellen: Was bringt Elektromobilität der Stadtgemeinschaft? Ich selbst habe als Fußgänger in der Rush Hour an einer vielbefahrenen Hauptstraße das Experiment gewagt, mir die Stadt in ihrer elektromobilen Version vorzustellen. Ich sah mehr unterschiedliche Fahrzeugmodelle, Hybride waren auch dabei.

Verschiedene Ladepunkte gehörten zum Stadtbild. In der Zone, in der ich mich bewegte, wurden die Fahrzeuge induktiv über die Straße aufgeladen. Ich roch tatsächlich nur die herbstlichen Bäume und die verdunstende Regennässe. Durch die bessere Luftqualität schmeckte mir der Apfel besser, den ich dabei aß. Zu hören war ein leises Summen, hin und wieder andere, angenehme Geräuschemissionen, die von intelligenten Bordsteinkanten und vereinzelten Fahrzeugen ausgesandt wurden, um sich nähernde Fußgänger zu warnen. Die Fahrzeugführer hatten keine Nachteile dadurch, dass sie sich so fortbewegten. Damit das so wurde, musste viel getan werden.

Auch darüber muss man nachdenken. Die Stadt braucht Bürgerinnen und Bürger, die den Umbruch unterstützen; Bürgerinnen und Bürger brauchen ein System aus leistungsfähigen Fahrzeugen und omnipräsenter Ladeinfrastruktur, damit sie aus dem Vollen schöpfen können; ein solches System setzt bequeme, wohl ineinandergreifende Services voraus, welches es aufbauen, anpassen, pflegen und weiterentwickeln. Am Anfang steht die kühne Vision. „I have a dream…

Natürlich wäre es naiv, von der Schwarzmalerei, der sich Elektromobilität häufig stellen muss, einfach zur Schönfärberei überzugehen. Aber gönnen Sie sich selbst mal ein solches Gedankenexperiment! Vielleicht sieht Elektromobilität dann nicht mehr wie ein Fremdkörper aus, der nicht so richtig ins Leben passen will. Eher wie eine sinnvolle Idee, die sich schrittweise in die Stadt-Community integrieren lässt. Und man sieht auf kreative Weise, was noch alles getan werden muss und wie konkrete Lösungen aussehen könnten. Wir Dienstleistungsforschende arbeiten unterdessen mit daran, das System um die Elektromobilität herum bequemer und funktionaler zu gestalten.

Wie denken Sie über Elektromobilität? Was sind Ihre Ängste und Wünsche? Schreiben Sie mir. Ich freue mich auf den Dialog.
Kontakt: sabrina.cocca(at)iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie hier: www.elektromobilitaet-dienstleistungen.de

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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