Wie Bürger die Stadt der Zukunft mitgestalten

Wenn ein neues Stück Stadt entstehen soll, gehen Ungewissheit und Zweifel seitens der Bevölkerung häufig Hand in Hand: Was wird dort entstehen? Was wird der Nutzen sein? Und überhaupt: Wieso kann nicht alles beim Alten bleiben? Diese Fragen außer Acht zu lassen wäre genau die falsche Entscheidung. Denn die Sorgen und natürlich auch Ideen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger können die Gestaltung eines zukünftigen bzw. zukunftsfähigen Stadtquartiers maßgeblich und vor allem positiv beeinflussen.

Die Urbane Mitte am Gleisdreieck aus der Vogelperspektive
„Urbane Mitte am Gleisdreieck“
© HGEsch

Über den Autor

Portraitfoto Marc F. Kimmich

Marc F. Kimmich ist Managing Partner und Gründer der COPRO Gruppe. Er gründete 1993 die COPRO Concept Immobilien Projektentwicklung. Das Unternehmen ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.

Genau dieser Gedanke der aktiven Mitgestaltung war unser Wunsch bei dem Projekt Urbane Mitte am Gleisdreieck in Berlin, eine knapp 43.000 m2 große Fläche in Berlin-Kreuzberg, auf der in Zukunft nachhaltig neue Arbeits- und Lebensräume geschaffen werden sollen. Im Rahmen eines mehrmonatigen Werkstattverfahrens brachten interessierte Bürgerinnen und Bürger ihre persönlichen Vorstellungen und vielfältigen Ideen zum Bauvorhaben ein. Dabei wurden u. a. Wünsche nach innovativen Sport- und Freizeitangeboten, (kulturellen) Abendveranstaltungen oder Angeboten der Nahversorgung geäußert. Durch diese Dialoge konnte ein Konsenskonzept entstehen, das Zukunftstrends interessenübergreifend aufgreift und damit als optimale Grundlage für die Wettbewerbsausschreibung diente.

Ein wichtiger Aspekt eines zukunftsfähigen Stadtquartiers ist dabei die Arbeitswelt 4.0. Was soll man darunter verstehen? Meiner Meinung nach ist das Prinzip der klassischen Arbeitsumgebung überholt. Unternehmen müssen künftig schneller und flexibler auf Veränderungen reagieren – Büros werden sich je nach Bedarf immer neuen Anforderungen anpassen können. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen: Work-Life-Blending anstatt Work-Life-Balance. Damit treten folglich auch Wandlungsprozesse bei der Immobilienentwicklung ein. Immobilien müssen mit der Zeit gehen, um gesellschaftliche Entwicklungen, Veränderungen im Arbeitsmarkt und technologische Neuerungen sowohl zu begleiten als auch zu unterstützen.

Bei dem Projekt „Urbane Mitte am Gleisdreieck“ ist es unser Anspruch, diese Ansätze zukunftsfähig umzusetzen. Durch die Schaffung eines vielseitigen, facettenreichen Nutzungsmix soll an diesem Ort ein ökologisches und lebendiges Stadtviertel entstehen. Aber auch die Flexibilität, seine zentrale Lage und der offene Charakter zeichnen das Gebiet als Standort der Zukunft aus. Gleichzeitig ist es aber ebenfalls wichtig, die Vergangenheit und Gegenwart nicht einfach beiseite zu schieben. Um Zukunftsfähiges zu schaffen, erfordert es Akzeptanz der Bevölkerung: Und diese erreicht man nur, wenn man an die DNA des Ortes anknüpft und die Historie integriert.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 - Zukunftsstadt.

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