So mobil: Wo in Berlin bis 2030 neue Bahnhöfe entstehen

Berlin träumt von einem effizienten Nahverkehrsnetz. Ob das in der Zukunft klappt? Wir haben zusammengefasst, wo in der Hauptstadt bis 2030 neue Linien fertiggestellt werden sollen – und wo die Bauarbeiten den Plänen hinterherhinken.

Berlins Schienennetz stößt an seine Belastungsgrenzen: Die aktuelle Mobilitätsstudie der Senatsverwaltung zeigt, dass immer mehr Hauptstadtbewohner auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Dabei können überfüllte U-Bahnen und Busse die Menschenmassen aus Einheimischen und Touristen schon jetzt kaum bewältigen. Und die Berliner Bevölkerung soll weiter wachsen. Der Berliner Verkehrssenat plant deshalb bis zum Jahr 2030, das Liniennetz deutlich zu erweitern. Doch nicht alle Berliner werden davon profitieren. Der Ausbau betrifft fast nur den Ostteil der Stadt.

Nonstop von Westhafen bis Gleisdreieck

Wohl ambitioniertestes Projekt ist der Neubau der S-Bahn-Linie 21, die in Zukunft täglich bis zu 70.000 Fahrgäste von Westhafen über den Hauptbahnhof fast bis zum Südring bringen soll. In drei Etappen ist vorgesehen, die Strecke vom Nordring bis zum Gleisdreieck zu verlegen. Bis 2017 soll zunächst der Streckenabschnitt von Westhafen bis zum Hauptbahnhof fertiggestellt werden. Bis 2022 ist ein zweiter Abschnitt bis zum Potsdamer Platz in Planung. Ein dritter soll dann zum Gleisdreck führen. 353 Millionen Euro soll das Bauvorhaben bis 2022 kosten. Für den letzten Abschnitt hat die Senatsverwaltung noch keine Kalkulation bekannt gegeben.

Touristen und Ostberliner schneller unterwegs

Auch das Touristenzentrum Berlins wird künftig stärker vernetzt sein: Die U-Bahnlinie 5 soll vom Alexanderplatz weiter bis zum Brandenburger Tor fahren, mit Zwischenstopps am Berliner Rathaus, der Museumsinsel und Unter den Linden. In den neuen Zügen wird es eng werden. Besonders die zahlreichen Sightseeing-Hopper werden hier ein- und aussteigen. Die Senatsverwaltung rechnet mit einem Aufkommen von 155.000 Fahrgästen täglich.

Nutznießer der Verkehrspläne ist vor allem der Osten der Stadt: Bewohner von Friedrichshain, Lichtenberg und Marzahn kommen künftig ohne Umsteigen Richtung Touristenzentrum und Mitte. Eine Straßenbahnlinie soll vom Alexanderplatz bis zum Potsdamer Platz weiterfahren. Geplant ist außerdem eine Verlängerung der U1 zwischen Ostkreuz und Warschauer Straße sowie der Tramlinie 21 von der Wühlischstraße über das Ostkreuz zur Marktstraße. Damit wäre der Ostring künftig auch mit Tram und U-Bahn erreichbar.

Verkalkuliert: Hier könnte es noch länger dauern

Doch von einem „stadtverträglichen und effizient organisierten“ Verkehrsnetz, wie es die „Vision Berlin 2040″ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt vorsieht, ist Berlin noch weit entfernt. Schon für das laufende Jahr liegen viele Bauarbeiten hinter dem Plan. Deshalb könnte es besonders für drei Bauprojekte mit einer fristgerechte Fertigstellung schwierig werden:

In Moabit entsteht gerade der erste Abschnitt der neuen S-Bahnlinie 21, der die nördlichen Bezirke über die Ringstationen Wedding und Westhafen an den Hauptbahnhof anbinden soll. Aktuell ist der Bau der Anlagen unter der Invalidenstraße nach Angaben des Verkehrssenats fast abgeschlossen. Doch es gibt Bedenken, man habe sich um 90 Millionen Euro verkalkuliert. Die Pläne für den südlichen Teil der Strecke sind noch gar nicht fertig. Das betrifft ist insbesondere den mit 3,9 Kilometern größten und von der Senatsverwaltung „sehr langfristig geplanten Bauabschnitt“ zwischen Potsdamer Platz und Gleisdreieck.

Ähnlich pannengeplagt ist der Lückenschluss der U5, der seit Jahren die Innenstadt auch oberhalb der U-Bahntunnel lahmlegt. Erst war der Baubeginn verschoben worden, weil Archäologen historische Siedlungsteile und sogar das ehemalige Rathaus Berlins auf der vorgesehenen Strecke der U5 fanden und länger im Baugrund buddelten als erwartet. Die Zeit der Ausgrabung verlängerte sich schließlich auf über zwei Jahre. Im letzten August blockierte dann ein Erdrutsch den Weg des Tunnelbohrers, der eine Schneise ins Erdreich vom Brandenburger Tor bis zum Alexanderplatz schlagen soll. Seitdem hat sich dort wenig getan. Nur die veranschlagten Kosten für die gut zwei Kilometer lange Strecke wurden korrigiert: von 433 auf 525 Millionen Euro.

Auch über den Plan der Stadt, die U-Bahnlinie 1 von der Warschauer Straße bis zum Ostkreuz zu führen, wird gestritten: Nach Angaben der Projektleitung der Deutschen Bahn ist die U-Bahntrasse in den Planungen für den Ostkreuzumbau bislang nicht berücksichtigt. Und der Fahrgastverband IGEB hält andere Maßnahmen ohnehin für dringender: Der Senat solle die U1 lieber näher an den S-Bahnhof Warschauer Straße heranführen, sagt IGEB-Vorsitzender Christfried Tschepe. „Dort könnten noch größere Fahrgastpotenziale erschlossen werden.“

Initiative ergreifen und informieren

Das Geld für die Ausbauprojekte wird zunehmend knapper. Das landeseigene Verkehrsunternehmen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ist mit 800 Millionen Euro verschuldet. Die BVG unterstützt in einer offiziellen Stellungnahme zwar „Netzausbauprojekte, die mit hoher planerischen Verbindlichkeit und solider Finanzierung realisiert werden“. Um die Umsetzung soll sich aber der Senat kümmern.

Gut möglich, dass bis 2030 die drei Bauvorhaben noch gar nicht abgeschlossen sind. Für diesen Fall haben Mario Schapp und sein Kollege Holger Mertens von der Firma Leitstreifen die Online-Plattform „LiniePlus“ gegründet. Berliner und Nichtberliner können dort alternative Ideen zum Ausbau des Verkehrsnetzes öffentlich machen: mehr Bushaltestellen im Kiez, Züge in engerer Taktung und mit mehr Abteilen – auch damit wäre Berlin schon geholfen, meinen die Erfinder von LiniePlus. „Die Straßenbahnen können theoretisch dreimal so lang sein und dreimal so oft fahren. Die sind noch nicht an der Kapazitätsgrenze angelangt“, sagt Mertens. Mehr als tausend Vorschläge sind bislang auf der Plattform eingegangen. Die Ideen sollen nach der Prüfung durch Experten auch ihren Weg zu den zuständigen Behörden finden. Für den Ausbau des Berliner Schienenverkehrs heißt es inzwischen: Abwarten und informiert bleiben.

 

AutorInnen: Philipp Beng & Kristin Häfemeier
Quelle: Senatsverwaltung Umwelt und Stadtentwicklung Berlin: Stadtentwicklungsplan Verkehr

 

Dieser Artikel enstand im Rahmen des Projekts SowirdBerlin von Volontären der Evangelischen Journalistenschule.

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