Roboter entleeren künftig Seecontainer

Ein Containerschiff macht am Kai fest. Wie von Geisterhand gesteuerte Kräne übernehmen das Laden und Löschen der Schiffe. Roboterfahrzeuge kümmern sich um die Weiterfahrt der Seecontainer. Bis zum Lagerplatz ist die Logistik im Containerhafen hochtechnisiert bis automatisiert. Aber dann beginnt die Handarbeit.

Ein wesentlicher Anteil der im- und exportierten Container wird in Seehäfen manuell entleert und beladen. Künftig soll ein neuartiger Roboter Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeitern helfen, Schiffscontainer zu bestücken und zu leeren. Das Institut für Produktion und Logistik der Universität Bremen (BIBA) entwickelt einen Prototyp, der 2019 erstmals zum Einsatz kommen soll.

Nur wenige Hafenbetreiberinnen und Hafenbetreiber nutzen die vorhandenen automatischen und halbautomatischen Robotersysteme für das Entladen von Containern. Die Systeme seien nicht flexibel genug und zu teuer, heißt es meist von Betreiberseite. Also kümmern sich in der Regel Menschen um diese monotone und körperlich extrem belastende Tätigkeit in einem zumeist nicht klimatisierten Umfeld. Entladen die Arbeiterinnen und Arbeiter einen 40-Fuß-Standardcontainer, so bewegen sie bis zu 1.800 Kartons mit einem Einzelgewicht von bis zu 35 oder bisweilen sogar mehr Kilogramm. Menschen können aber auf den ersten Blick einschätzen, um welche Ladung es sich handelt und wie viel Kraft sie benötigen, um die unterschiedlich schweren Pakete anzuheben. Diese Fähigkeiten können einem Roboter nur schwer beigebracht werden. Das gilt auch für den Weitertransport. Die automatischen Helfer müssen sich bewegen können und ihr Umfeld erfassen, damit sie nicht mit anderen Objekten kollidieren.

Die Forscherinnen und Forscher setzen bei der Entwicklung des „Interaktiven Robotiksystems zur Entleerung von Seecontainern“ auf künstliche Intelligenz. Ziel ist es, einen neuartigen mobilen Roboter zu bauen. Dieser wird als selbstfahrendes Vehikel konstruiert, das in den Container rollt und Kartons mit Greifarmen auf ein Förderband transportiert. Ohne große Anpassungen an die vorhandene Infrastruktur soll er innerhalb kürzester Zeit zur Entladung eingesetzt werden können.

Um Störsituationen möglichst schnell beheben zu können, wird eine intuitive Mensch-Roboter-Interaktionsschnittstelle eingerichtet. „So können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Roboter überwachen und bei Störungen schnell mit wenig Aufwand und vor allem ohne Programmierkenntnisse eingreifen. Und das losgelöst vom Arbeitsort der Roboter von einem Leitstand aus. Das Risiko kostenintensiver Systemstillstände wird damit minimiert“, erklärt Hendrik Thamer, Leiter des Projektes am BIBA.

Roboter sind in den Seehäfen weiter auf dem Vormarsch. Sie sollen künftig auch komplexe Lade-Aufgaben übernehmen, monotone, repetitive Arbeit erledigen und rund um die Uhr effizient und präzise Container leeren. Das Vorhaben wird mit 2,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Der im Projekt entstehende Prototyp soll bereits 2019 erstmals zum Einsatz kommen.

01.02.2018