Wie gelingt gewachsenen Organisationen der Weg in die digitale Arbeitswelt?

Den Übergang in eine digitalisierte Arbeitswelt zu bewältigen, das ist eine Herausforderung gerade für etablierte Unternehmen. Denn anders als Start-ups können sie nicht auf der „grünen Wiese“ damit beginnen, neue Führungskonzepte oder andere Formen der Arbeitsorganisation zu entwickeln. Damit Unternehmen und Beschäftigten gemeinsam der Transformationsprozess gelingt, helfen sogenannte Betriebliche Praxislaboratorien.

„Mit den Praxislaboratorien machen wir die Menschen zu Gestalterinnen und Gestaltern ihrer eigenen Arbeitswelt“, sagt Tobias Kämpf, Wissenschaftler am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung in München (ISF), das im Rahmen des Forschungsvorhabens „WING – Wissensarbeit im Unternehmen der Zukunft nachhaltig gestalten“ verschiedene Anwendungsbeispiele entwickelt hat. „Unsere Erfolgsformel lautet dabei: Agilität, konsequente Beteiligung und Sozialpartnerschaft.“

Rund 600 kleine und mittlere Unternehmen setzen das neue strategische Instrument bereits ein, um den Umbruch in die digitale Arbeitswelt gemeinsam mit den Beschäftigten zu gestalten. Die Anwendungsbeispiele für solche Laboratorien reichen von der Einführung neuer digitaler Tools über neue Formen der Arbeitsorganisation bis zur Entwicklung von Führungskonzepten.

Bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart etwa haben Teams aus den Bereichen Entwicklung und Vertrieb in Pilotlaboratorien unter wissenschaftlicher Begleitung Stellschrauben identifiziert, Lösungen gesucht und konkrete Gestaltungsideen erprobt. „Mit Hilfe der Praxislaboratorien ist es uns gelungen, eingefahrene Wege zu verlassen und die Weichen zu stellen, um die Bosch-Arbeitswelt gemeinsam mit unseren Beschäftigten und dem Betriebsrat zu gestalten“, erklärte Gerhard Steiger, Vorsitzender des Bereichsvorstands Chassis Systems Control, nun auf der Abschlusskonferenz von WING in Berlin.

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Die Praxislaboratorien arbeiten in einem agilen Setting Schritt für Schritt an neuen Lösungen und setzen auf gemeinsames Lernen. In ihrem Zentrum stehen die Beschäftigten selbst. Basis der Laboratorien ist ein sozialpartnerschaftlich besetzter Lenkungskreis aus Management und Betriebsräten. Er sorgt für Nachhaltigkeit und die Skalierung der Ergebnisse in die Fläche. „Konsequent und ernsthaft umgesetzt können die Labs zur Keimzelle eines gesamtgesellschaftlichen Aufbruchs werden, der Lust auf Zukunft macht und den Menschen ins Zentrum der Digitalisierung rückt“, betont ISF-Wissenschaftler Kämpf.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fördert im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) das Projekt WING seit 2014 bis Ende Februar 2019. Neben dem ISF sind auch die IG Metall, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und mehrere Unternehmen beteiligt.

22.01.2019