Hat die Nutzung von Social-Media Auswirkungen auf die Schulnoten?

Unaufhörlich summt das Handy und verkündet den Eingang neuer Nachrichten. Immer wieder greift der Nachwuchs zum Smartphone und schaut nach, was die Freunde gerade bei Instagram und Co veröffentlicht haben. Die Handynutzung von Jugendlichen ist in Familien oft Dauerstreitthema.

Viele Eltern sind besorgt, inwieweit die Schulbildung der Kinder unter ihrer Social-Media-Nutzung leidet. Jetzt dürfen sich die Erziehungsberechtigen ein wenig entspannen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Würzburg und Bamberg haben 59 Einzelstudien aus aller Welt zum Zusammenhang zwischen Social-Media-Gebrauch und Schulleistungen ausgewertet. Dabei habe man keinen empirischen Beleg für die These gefunden, dass eine intensive Nutzung von Snapchat, Instagram oder Facebook automatisch zu Lasten schulbezogener Aufgaben gehe.

Zunächst galt es, in Datenbanken nationale Einzelstudien zu recherchieren. Das Team wurde in Äthiopien ebenso fündig wie in Nigeria, Hongkong, Pakistan und natürlich auch in Europa und den USA. Manche Studien beschreiben negative Auswirkungen von Sozialen Medien auf die Leistungen in der Schule, andere berichten über einen positiven Einfluss und wieder andere konnten keinen Zusammenhang feststellen. Über eine Meta-Analyse wurden dann die Daten von insgesamt fast 30.000 jungen Menschen statistisch zusammengefasst.

Der internationale Abgleich zeigt vier Tendenzen: Schüler nutzen Soziale Medien durchaus, um sich über fachliche Themen auszutauschen. Diese Gruppe zeigt leicht bessere schulische Leistungen. Weniger Erfolg weisen die Multitasker auf: Wer glaubt, sich gleichzeitig auf Hausaufgaben konzentrieren und nebenbei angeregt chatten zu können, der irrt sich. Auch der zeitliche Aufwand für die Nutzung spielt eine Rolle. Wer viel Zeit in Netzwerken verbringt und häufig Posts absetzt, dessen Schulnoten liegen etwas unter dem Durchschnitt. Diese Ergebnisse liegen im Rahmen des Erwartbaren. Die Studie, die in der Fachzeitschrift "Educational Psychology Review" veröffentlicht wurde, birgt auch Überraschungen. So hat sich gezeigt, dass Jugendliche trotz intensiver Social-Media-Zeit nicht weniger lernen. Es gebe jedenfalls keinen wissenschaftlichen Beleg für diese weit verbreitete Annahme. Möglicherweise nutzt die heutige Jugend Zeiten für Smartphone und Tablet, die ihre Eltern noch vor dem Fernseher verbracht haben.

„Horrorszenarien über die mutmaßlich fatalen Auswirkungen von sozialen Netzwerken auf schulische Leistungen sind unbegründet“, sagt Professor Markus Appel, Psychologe und Inhaber des Lehrstuhls für Medienkommunikation an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Es komme eben darauf an, was man mit Social Media anfange. Gegenteilige Wirkungen seien grundsätzlich nicht auszuschließen, auch wenn diese nicht besonders stark ausgeprägt seien. Richtig genutzt könnten soziale Netzwerke die Schulnoten sogar leicht verbessern. „Nichtsdestotrotz sollten sich Eltern mit den Social-Media-Aktivitäten ihrer Kinder auseinandersetzen, die sozialen Netzwerke kennen und die Nutzungsmuster verstehen wollen“, empfiehlt Appel. „Je vorurteilsfreier Eltern an die Online-Aktivitäten herangehen, desto erfolgreicher ist der Austausch mit den Kindern.“

01.03.2018