Wie lassen sich analoge Porduktionsprozesse mit moderner IT verbinden?

Analoge Produktionsprozesse mit moderner Informationstechnologie zu verbinden: Das ist eine der schwierigen Aufgaben, vor der die Industrie steht. An dieser Stelle setzt das Projekt „Titan“ an.

Sein Ziel ist die Entwicklung einer Plattform, die verschiedene IT-Systeme einer Produktion unter einem gemeinsamen Softwaredach vereint. Im Blick haben die Forscherinnen und Forscher dabei insbesondere das produzierende Gewerbe. Vor allem beim Energiemanagement sollen Firmen mithilfe von „Titan“ ihren Verbrauch messen und später optimieren können.

„Fast jede industriell eingesetzte Maschine verfügt heutzutage über eine sogenannte Embedded Software, die jeweils eigene Daten produziert“, sagt Wilhelm Hasselbring, Professor am Institut für Informatik an der Universität zu Kiel, das an dem Projekt beteiligt ist. „Die Titan-Software zieht diese Daten aus den verschiedenen Anwendungen heraus und führt diese im Anschluss zusammen.“ In einem virtuellen Leitstand, dem sogenannten Control-Center, werden die Daten gebündelt und visualisiert. So kann zum Beispiel die Spitzenlast von Maschinen dargestellt werden. „Stromspitzen kosten die Unternehmen Geld, denn anhand der Spitzenstromlast bestimmt sich in der Regel der Grundstrompreis“, erklärt Hasselbring. Mit Blick auf den Energieverbrauch könnten die Unternehmen künftig ihre Maschinen gezielter einsetzen.

Einen weiteren Vorteil sieht der Kieler Professor in der vorausschauenden Wartung von Gerätschaften, der sogenannten Predictive Maintenance: „Wenn Unternehmen in Echtzeit die Information erhalten, wann beispielsweise ein Bauteil kurz vor dem Verschleiß steht, können sie anhand der Daten dieses Bauteil idealerweise im laufenden Betrieb ersetzen“, sagt Hasselbring, dessen Arbeitsgruppe mit der Entwicklung des „Titan“-Control-Centers befasst ist.

Das IT-Projekt nutzt außerdem ein für die produzierende Industrie recht neues Entwicklungskonzept, nämlich die DevOps-Methode. Dieser Begriff setzt sich zusammen aus Development (Entwicklung) und IT Operations (IT-Betrieb). In der Praxis arbeitet dabei das Entwicklungsteam eng mit dem Anwendungsteam zusammen. „Die DevOps-Methode hat sich vor allem im Bereich des Online-Handels bewährt. Große Webprojekte spielen mehrere hundert Male in der Woche Updates ein, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer dies bemerken“, berichtet der Kieler Professor. Man wolle diesen Ansatz auch auf das produzierende Industriegewerbe übertragen.

Im Projekt „Titan“ arbeitet die Universität mit mehreren Unternehmen zusammen. Es wird mit 630.000 Euro durch das Programm „KMU-innovativ“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

06.03.2018