Kurz und Knapp

  • Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelt im Projekt „Kern“ ein Kompetenz-Assistenzsystem, das die Arbeitszeit im Flow maximieren soll.
  • Es handelt sich dabei um einen Zustand, in dem eine Person hochkonzentriert arbeitet. Die Muster des Flows werden mittels KI-basierter Methoden ausgewertet.
  • Das Assistenzsystem soll nicht nur verhindern, dass der Flow beispielsweise durch E-Mails gestört wird. Es soll auch Vorschläge zur persönlichen Kompetenzentwicklung machen.

Assistenzsysteme sollen Zufriedenheit und Produktivität steigern

Der Mensch ist hochkonzentriert, geht völlig in seinem Tun auf und vergisst alles andere um sich herum. Kurz gesagt – er ist im Flow. Um diesen Zustand der höchsten Motivation zu erhalten oder sogar herzustellen, entwickelt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Rahmen des Projekts „Kern“ ein Kompetenz-Assistenzsystem.
Menschen sind am zufriedensten und produktivsten, wenn sie ungestört ihrer Tätigkeit nachgehen können und ihre Fähigkeiten optimal zu den Anforderungen passen. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts „Kern“ ist daher der Flow - ein Zustand, in dem eine Person völlig in einer Aufgabe aufgeht und dabei hoch konzentriert ist. Ziel des Projekts ist es, die Zeit im Flow während der Arbeit zu maximieren.

Um den Flow zunächst zu erkennen, werden den Testpersonen während der Arbeit Sensoren an Handgelenk und Brust angelegt. Diese messen die Herzfrequenz und den Hautleitwert. Da es sich bei den physiologischen Daten um komplexe Muster handelt, können diese von Person zu Person stark variieren. Um die Muster des Flows in Echtzeit erkennen zu können, sind neuartige Ansätze aus dem Bereich KI erforderlich. Erst vor Kurzem gelang einer Arbeitsgruppe am KIT die Klassifikation von Flow auf der Basis physiologischer Daten mit einem neuroevolutionären Deep-Learning Ansatz, einer Methode des Maschinellen Lernens.

Auf dieser Basis will das Team von Alexander Mädche vom KIT den Prototypen des KI-basierten Kompetenz-Assistenzsystems (KAS) entwickeln, das situationsbezogenes Feedback geben soll. Je nach Nutzungswunsch könnten beispielsweise E-Mails und Benachrichtigungen so zugestellt werden, dass sie den Flow nicht stören. Erkennt das System eine längerfristige Störung in der produktiven Arbeit, etwa weil die Aufgaben nicht mehr dem Kompetenzprofil der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters entsprechen, macht es Vorschläge zur persönlichen Kompetenzentwicklung.

Bei dem Projekt sollen die Bildungsformate nicht nur zur Aufgabenbewältigung, sondern auch zur strategischen Personalentwicklung konzipiert werden. Diese sollen von Kurzmeldungen mit Alltagstipps, über einen digitalen Assistenten bis hin zur persönlichen Beratung durch eine menschliche Expertin oder einen Experten reichen. Analog zu Navigations-Assistenzsystemen im Auto, geben KI-basierte KAS situationsabhängige Handlungsempfehlungen, zum Beispiel durch den Vorschlag konkreter Lern- oder Arbeitseinheiten.

KAS sollen den Menschen helfen, sich im Arbeitsalltag weiterzuentwickeln. Individuelle Bedürfnisse und Unternehmensziele sollen dabei gleichermaßen berücksichtigt werden. Während Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimal und kontinuierlich gefördert werden, können sich Organisationen besser den Anforderungen der digitalisierten Arbeitswelt anpassen. Gleichzeitig greifen die Assistenzsysteme aber auch in die Privatsphäre ein. Daher loten in dem Projekt die Belegschaft, deren Vertretung und die Unternehmensleitung gemeinsam Lösungen und Leitplanken der sich entwickelnden Technologie aus.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) mit 1,36 Millionen Euro gefördert.

18.04.2019

Metadaten zu diesem Beitrag

Mehr zum Themenfeld:

Schlagworte zu diesem Beitrag: