Kurz und Knapp

  • Die Digitalisierung bei täglichen Abläufen in deutschen Krankenhäusern schreitet nur langsam voran. Dabei wären viele Technologien bereits vorhanden.
  • Künstliche Intelligenz, Robotik, Sensorik, Big Data oder Augmented Reality könnten den Alltag für das Personal im Gesundheitswesen deutlich vereinfachen.
  • Das Innovationszentrum UnternehmerTUM möchte Medizinerinnen und Mediziner, Start-ups und Investoren miteinander vernetzen, um solch unterstützende Technologien effektiver zu entwickeln.

Ärztinnen und Ärzte wollen mit Unternehmen eine digitale Zukunft entwickeln

Ein automatisiertes Labor für Gewebeproben. Intelligente Algorithmen, die 3D-Kamera-Aufnahmen von Patientinnen und Patienten mit motorischen Störungen auswerten. Eine cloudbasierte Software, die Krankenschwestern und Krankenpflegern hilft, ihre täglichen Aufgaben besser zu planen, um mehr Zeit für Patientinnen und Patienten zu haben. Solche Technologien sind längst auf dem Markt. Und doch kommen sie in deutschen Krankenhäusern nur selten zum Einsatz. Woran liegt das?
„Viele Krankenhäuser wissen nichts davon“, sagt der Mediziner und Datenwissenschaftler Franz Pfister. Er ist Initiator des Health AI Lab Munich, das gemeinsam mit dem UnternehmerTUM, einem Zentrum für Innovation und Gründung, und dem Klinikum rechts der Isar bei der „Healthcare Innovation Night“ in München über 200 Medizinerinnen und Mediziner, Pflegekräfte, Informatikerinnen und Informatiker, Start-ups, Investoren und Unternehmen zum Thema „Digitalisierung im Krankenhaus“ zusammengebracht hat.

Zwölf Ärztinnen und Ärzten berichteten darüber, in welchen Bereichen sie sich digitale Unterstützung wünschen. Start-ups stellten ihre Digital-Health-Lösungen vor. Durch die Digitalisierung könnten Krankheiten früher erkannt, interne Abläufe effizienter organisiert, Gesundheitsausgaben reduziert und die Patientinnen und Patienten besser versorgt werden. Doch die Realität an deutschen Krankenhäusern sehe anders aus: Bürokratie, veraltete Strukturen, fehlende Verantwortlichkeiten und unstrukturierte Daten bremsen die Digitalisierung.

„Es fehlt vor allem der interdisziplinäre Austausch zwischen Ärzten, innovativen Unternehmern und Investoren“, glaubt Dominik Böhler von UnternehmerTUM. Vor allem bei den Themen KI und Machine Learning gebe es ein großes Potenzial. Doch dazu müssten entsprechende Daten der forschenden Industrie anonymisiert zur Verfügung gestellt werden. „Dann ist es auch für Start-ups leichter, anzudocken und neue Lösungen zu entwickeln“, sagt Andreas Giese vom Medizintechnik-Unternehmen Brainlab.

Die Kernbotschaft der berichtenden Ärztinnen und Ärzte ist deutlich: Gebt uns digitale Assistenten, die uns entlasten und uns dabei unterstützen, unsere Arbeit noch besser zu machen. Die konkreten Wünsche reichten von einem schnelleren und zielgerichteteren Informationsfluss bei der Auswertung von Gewebeproben, über die digitale Vernetzung von Patientendaten, um unnötige Röntgen- und MRT-Aufnahmen zu vermeiden und schneller bessere Diagnosen zu stellen bis zu digitaler Unterstützung bei der Organisation und Kollaboration von Operationsteams in der Notaufnahme. Auch ein digitaler Sprachassistent, der den Zeitaufwand für Dokumentationsaufgaben reduziert, steht auf der Wunschliste.

Wird die KI also die Ärztinnen und Ärzte ersetzen? Das glaubt Benedikt Wiestler vom Klinikum rechts der Isar nicht: „Nein. Das wird nicht passieren. Aber KI kann Ärzte unterstützen, zum Beispiel indem sie Routineaufgaben übernimmt und den Medizinern dadurch zusätzliche Zeit verschafft, sich mit komplexeren Aufgaben zu beschäftigen. KI wird sich aber nur dann durchsetzen, wenn sie nutzerfreundlich gestaltet ist und in die Arbeitsabläufe der Ärzte passt.“

25.04.2019

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