KI als Chance für die Entwicklung von Unternehmen

Ein Expertinnenbeitrag von Univ.-Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl
Alan Turing selbst, der als erster die Probe aufs Exempel machte, ob Maschinen nicht von Menschen unterschieden werden könnten, hatte empfohlen: „Wir sollten nicht fragen, ob Maschinen denken können, sondern was Maschinen tun können!“. Für Sabine Bendiek, Deutschland-Chefin von Microsoft, ist dieser Satz immer noch richtig, doch sie würde die Frage heute erweitern: „Was können Mensch und Maschine gemeinsam besser tun?“. Und genau an dieser Stelle sollten wir ansetzen. Wir sollten KI nicht nur als Bedrohung wahrnehmen, sondern ihre Potentiale für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft in den Blick nehmen.

Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl leitet das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe und ist Inhaberin des Lehrstuhls für Innovations- und TechnologieManagement am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Sie arbeitet zu Entstehungsbedingungen von Innovationen und deren Auswirkungen. Als eine der 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft ist sie in Politik und Wirtschaft eine geschätzte Expertin in den Fokusthemen Digitalisierung, Innovation und Zukunftsforschung.




Maschinen sind, sogar als selbstlernende Systeme, von Menschen erdacht und sollen Menschen unterstützen. Doch die Technologie entwickelt sich rasant weiter. Manchmal so schnell, dass wir dem Fortschritt kaum folgen können und der KI daher fast schon „übermenschliche“ Fähigkeiten zusprechen. Umso wichtiger ist es, den Blick in die Zukunft zu richten und sich aktiv mit möglichen Zukünften auseinanderzusetzen. Wir am Fraunhofer ISI haben beispielsweise Szenarien für die KI-Anwendung in der öffentlichen Verwaltung 2030 entwickelt. Herausgekommen sind vier verschiedene „Modelle“, wie die Zukunft aussehen können: „Die fabelhafte Welt der KI“, „KI - Retter aus der Not geboren“, „StaaKI - die Staats-KI“ sowie „Kann Spuren von KI enthalten“. Sie basieren auf unterschiedlichen Annahmen über Rahmenbedingungen, KI-Entwicklung, Daten-Niveaus und Akzeptanz. Mit solchen Entwürfen haben Akteure eine solidere Basis, Zukunftsentscheidungen zu treffen.

Ganz ähnlich begleiten wir Unternehmen dabei, Potentiale der KI für ihre Unternehmensentwicklung zu erschließen. Wichtig ist, dass im ersten Schritt eine Vision darüber entsteht, was das Unternehmen mithilfe von KI erreichen möchte und wie es um die Akzeptanz zur Zusammenarbeit mit KI steht. Dafür ist es notwendig zu wissen, in welchem Umfeld das Unternehmen agiert und welche externen Faktoren es beeinflusst. Anhand wissenschaftlicher Methoden können dann unterschiedliche Szenarien und Fahrpläne für die Zukunft, sogenannte Roadmaps, ausgearbeitet werden. Nur wenn das Unternehmen sich über das Ziel einig ist und den Weg dahin vorgedacht hat, wird es dem Fortschritt folgen oder ihn sogar gestalten können.

Denn die Technologie entwickelt sich unaufhaltsam weiter. Wie eine große Welle rollt sie auf uns zu. Doch Unternehmen, die die Welle der KI reiten, können davon immens profitieren. Lange bestehende und möglicherweise fast vergessene Datenschätze werden zu wirtschaftlichem Gold, Prozesse werden einfacher und effizienter, und die Kundenzufriedenheit kann mit gut angewandter KI-Technologie steigen. Gerade im Bereich der Prognoseanalysen, der Diagnostik und mit maschinellem Lernen kann KI eine große Unterstützung in bestehenden Geschäftsmodellen sein. Nicht zuletzt wohnt KI auch ein disruptives Moment inne: Sie hat das Potenzial, etablierte Technologien und Verfahren zu verdrängen oder zu ersetzen. Das passiert insbesondere, wenn sie Skalierbarkeit ermöglicht, das heißt digitale Geschäftsmodelle plötzlich Fahrt aufnehmen. Wenn beispielsweise Nutzerzahlen einer App und damit Daten über menschliches Verhalten massiv steigen, kann KI nicht geahnte weitere Möglichkeiten eröffnen, zum Beispiel vernetzen, Sprachbarrieren überwinden, Empfehlungen aussprechen und Benchmarks definieren.


Diese Potentiale gilt es mitzudenken. Seien wir neugierig und mutig und denken mit KI unsere Geschäftsmodelle neu. Damit entfernen wir uns auch von der Perspektive der KI als menschlichen Ersatz und ermöglichen die Sicht auf eine unterstützende, fördernde KI

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2019 – Künstliche Intelligenz.

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