Künstliche Intelligenz in den Dienst von Mensch und Umwelt stellen

Ein Expertinnenbeitrag von Dr. Anna Christmann, Obfrau in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ (Künstliche Intelligenz) des Deutschen Bundestages, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag

Online-Werbung ist bereits mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) auf uns zugeschnitten und über den digitalen Assistenten können wir das Angepriesene direkt per Spracheingabe bestellen – vor allem im Konsumbereich ist die Technologie in den letzten Jahren sehr schnell in die Anwendung gelangt. Überall dort hingegen, wo wir KI zum Vorteil der gesamten Gesellschaft und der Umwelt einsetzen könnten, geht es leider nur langsam voran. Dabei gibt es tolle Beispiele: Durch smarte Abstimmung auf Wetterprognosen werden Windparks effizienter und auch im öffentliche Nahverkehr gibt es riesige Verbesserungspotentiale durch intelligente Vernetzung.

Dr. Anna Christmann sitzt seit 2017 für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag. Sie ist Sprecherin für Innovations- und Technologiepolitik sowie für Bürgerschaftliches Engagement, Mitglied im Forschungs- und im Digitalausschuss und Obfrau in der Enquete-Kommission zu Künstlicher Intelligenz. Sie promovierte 2011 an der Universität Bern in Politikwissenschaft und arbeitete danach am Zentrum für Demokratie der Universität Zürich. Ab 2013 war sie im Wissenschaftsministerium in Stuttgart als Büroleiterin der Ministerin und als Grundsatzreferentin in der Wissenschaftspolitik tätig.

Im Hinblick auf die Größe der Herausforderung des Klimawandels und der Umweltbelastungen in Städten und auf Äckern, sollten wir die vielfältigen Potenziale von KI allerdings unbedingt nutzen, um unsere Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft ökologisch nachhaltiger zu machen. Durch intelligente Steuerung kann KI uns helfen, den Verkehr in Städten zu reduzieren, weniger Pestizide auf die Felder zu sprühen, den Ressourceneinsatz zu optimieren und durch smarte Stromnetze schneller auf erneuerbare Energien umzusteigen. Je mehr Forscherinnen und Forscher sich diesen wichtigen ökologischen Fragen und Lösungen zuwenden, desto besser. Dafür ist es wichtig, die Forschungs- und Innovationsförderung in Deutschland konsequent europäisch auszurichten und Gemeinwohl und Nachhaltigkeit von KI ins Zentrum stellen.

Ideen, die dazu beitragen können, unsere Umwelt, unser Klima und letztlich unseren Planeten zu retten, muss der Staat durch neue Unterstützungsstrukturen besser fördern. Denn konventionelle Geldgebende investieren oftmals lieber in andere Projekte, die schnellere Gewinne versprechen. Um gezielt Anwendungen im Bereich Nachhaltigkeit und soziale Innovationen zu fördern, kann zum Beispiel eine gemeinnützige Innovationsstiftung gegründet werden, die Nachhaltigkeit und soziale digitale Anwendung fördert. Einen ihrer Schwerpunkte sollte die Stiftung auf KI-Anwendungen legen, um die ökologischen Potenziale dieser Technologie zu heben. Ähnlich wie die Stiftung NESTA in Großbritannien oder die Agentur Vinnova in Schweden es bereits seit geraumer Zeit tun, kann diese Stiftung dann auch in Deutschland innovative Ideen für mehr Nachhaltigkeit gezielt unterstützen und dabei helfen sie als echte Produkte auf den Markt zu bringen.

Wenn wir den Blick auf KI und Nachhaltigkeit richten, dürfen wir aber auch den wachsenden Energie- und Ressourcenverbrauch der Computer und Anwendungen nicht ausklammern. Auch für diese Herausforderung müssen wir innovative und nachhaltige Lösungen finden. Vielversprechende Ansätze gibt es bereits. Anstatt einer konventionellen Klimaanlage wird am Leibniz Rechenzentrum in Garching zum Beispiel eine energieeffiziente Wasserkühlung eingesetzt. In Skandinavien wird die Abwärme der Rechenzentren nicht als ungenutzte Energie an die Umwelt abgegeben, sondern vielerorts ins Fernwärmenetz eingespeist und genutzt, um Büros oder Wohnungen zu heizen. Um noch mehr Wege wie diese zu finden, wie der Energieverbrauch der Digitalisierung reduziert werden kann, brauchen wir mehr Forschung und Förderung im Bereich GreenIT am besten mit einer eigenen Strategie.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2019 – Künstliche Intelligenz.

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