Kurz und Knapp

  • Ein digitales Assistenzsystem soll Pflegekräften dabei helfen, Überbelastung frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.
  • Dazu sollen auf einem Portal Daten zusammengeführt werden, die unter anderem mithilfe von Körpersensoren und Datenbrillen erhoben werden.
  • Auf Grundlage der Daten soll Künstliche Intelligenz individuelle Handlungsempfehlungen geben, um die Arbeit zu erleichtern und Burnout vorzubeugen.

Mithilfe Künstlicher Intelligenz könnte Burnout vorgebeugt werden

Psychisch und physisch schwere Arbeit kann Pflegekräfte in die Erschöpfung bis zum Burnout treiben. In einem neuen Forschungsprojekt sollen deshalb in den kommenden drei Jahren digitale Assistenzsysteme entwickelt und erprobt werden, die Müdigkeit und Fehlbeanspruchung rechtzeitig erkennen – ähnlich wie Assistenzsysteme im Auto. Auch Künstliche Intelligenz kommt dabei zum Einsatz.

Die Forscherinnen und Forscher des Projekts „Digitaler Engel" starten ihre Arbeit Anfang 2020, Praxispartner ist das Pius-Hospital in Oldenburg. Dort wird zunächst mit Tagebuchstudien und Fragebögen die Beanspruchung der Pflegekräfte erfasst: Welche Aspekte der Arbeit werden als besonders belastend empfunden, welche haben auffallend starken Einfluss auf die Gefühlswelt? Beispielsweise Zeitdruck könnte dazugehören, individuelles Stressempfinden, der persönliche Umgang mit Beanspruchung oder auch die Zusammenarbeit mit Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten.

Aus diesen Informationen werden dann individuelle Handlungsanweisungen entwickelt. Zum Beispiel soll getestet werden, ob Datenbrillen geeignet sind, sowohl pflegerelevante Informationen zu liefern als auch Auskunft über die eigene Fehlbeanspruchung und mögliche Gegenmaßnahmen zu geben. Eine Maßnahme wäre beispielsweise, sich für eine Kurzpause in einen virtuellen Rückzugsraum zu begeben. Auch die Patientinnen und Patienten sollen eine Rolle spielen: Für sie könnten die Pflegekräfte jeweils eine Art Stimmungsprofil erstellen, das einen Beitrag zum angemessenen Umgang leistet.

Das Projektteam setzt bei dem Projekt stark auf neue Technologien. In einem Portal sollen alle Daten zusammengeführt und dokumentiert werden; Künstliche Intelligenz soll daraus individuelle Handlungsempfehlungen ableiten. Zu diesen Daten gehören Informationen, die mithilfe körpernaher Sensoren oder Datenbrillen erfasst werden. Letztere sollen mit dem Portal kommunizieren und unter anderem Informationen zum Behandlungsplan oder Patientenstatus geben können.

Beim „Digitalen Engel" arbeiten fünf Partner zusammen: neben dem Pius-Hospital das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST, die Firma Ubimax und das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund IfADo. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über drei Jahre mit rund 2,4 Millionen Euro gefördert.

 

12.11.2019

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