31. Mai 2011: Weltnichtrauchertag

Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 1987 zum ersten Mal den Weltnichtrauchertag ausgerufen. Seitdem wird er jährlich begangen. Dieses Jahr mit dem Schwerpunkt „gesetzlicher Nichtraucherschutz“.

Das Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung diskutiert zu diesem Anlass die Frage "Sollten Raucher höhere Krankenkassenbeiträge zahlen?" – mit den Experten und mit euch!

 

Sollten Raucher höhere Krankenkassenbeiträge bezahlen?


 
Ja, Raucher sollten die Kosten späterer Behandlungen selbst tragen.


Nein, sonst müsste das für andere "Risikogruppen" auch gelten.


Nein, andere Präventionsmaßnahmen halte ich für sinnvoller.

 

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Das sagen unsere Experten...


  • Portrait Dr. Stefan Gronemeyer Dr. Stefan Gronemeyer, Leitender Arzt und stellvertretender Geschäftsführer des MDS
    “Maßnahmen gegen den Tabakkonsum sind nötig – aber nicht jeder Vorschlag ist sinnvoll.”
  • Portrait Gerd Nettekoven Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe e.V.
    “Hilfen zum Ausstieg aus der Nikotinsucht sind daher eine wichtige und wirksame Maßnahme.”
  • Portrait Marianne Tritz Marianne Tritz, Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbands
    “Auch Risikogruppen genießen den Schutz der Krankenversicherung.”
  • Portrait Prof. Dr. Otmar D. Wiestler Prof. Dr. Otmar D. Wiestler, Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums
    “Ich persönlich sehe in den Rauchern jedoch keine „Täter“, sondern vielmehr Opfer ihrer Sucht.”
  • Portrait Dr. Stefan Gronemeyer

    Dr. Stefan Gronemeyer: Für eine gesunde Lebensführung ist es besonders wichtig, bei jungen Menschen den Einstieg in die legale Droge Tabak zu verhindern. Denn die meisten Raucher beginnen mit dem Rauchen in einem Alter, in dem sie noch keine eigenen Krankenkassenbeiträge bezahlen. Hier würde eine Beitragserhöhung nicht greifen. Zudem gibt es auch andere Risikofaktoren, bei denen man unter Gerechtigkeitsaspekten dann ebenfalls über Zusatzbeiträge nachdenken müsste: Alkoholkonsum oder falsche Ernährungsgewohnheiten etwa. Außerdem ließe sich auch bei Rauchern nur schwer festlegen, wer den Zuschlag zahlen müsste und wer nicht. Wie lange zum Beispiel soll der Beitrag noch erhoben werden, wenn jemand mit dem Rauchen aufgehört hat? Das Risiko, durch das Rauchen krank zu werden vermindert sich bei Rauchern nur langsam. Hier wären Ungerechtigkeiten gegenüber Menschen, die noch nie geraucht haben vorprogrammiert.
    Gegen das Rauchen sollten andere Maßnahmen wie die Erhöhung der Tabaksteuer, Werbeverbote, die Verhinderung des Einstiegs in das Rauchen, der Schutz vor dem Passivrauchen und Hilfen zum Ausstieg aus der Abhängigkeit verstärkt werden.
     

  • Portrait Gerd Nettekoven

    Gerd Nettekoven: Raucher im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung mit höheren Beiträgen zu belegen, erscheint mir wohl kaum umsetzbar und damit nicht realistisch. Sinnvoll hingegen erscheint uns, mit den Einnahmen der Tabaksteuer  flächendeckende Angebote von wirksamen Entwöhnungsmaßnahmen zu finanzieren. Denn das Rauchen ist eine Sucht, die jedes Jahr in Deutschland 110.000 Todesopfer fordert. Von den 450.000 Krebs-Neuerkrankungen jährlich wird etwa ein Drittel durch das Rauchen verursacht. Das Rauchen ist somit hierzulande der größte vermeidbare Gesundheitsrisikofaktor. Hilfen zum Ausstieg aus der Nikotinsucht sind daher eine wichtige und wirksame Maßnahme.
     
    Die Deutsche Krebshilfe appelliert darüber hinaus an jeden Bürger, verantwortungsbewusst mit der eigenen Gesundheit umzugehen und die Chancen der Prävention zu nutzen. Gemeinsam mit unseren Partner-Organisationen im  Aktionsbündnis Nichtrauchen setzen wir uns aktiv für eine konsequente Tabakkontrollpolitik ein. Wir fordern die Umsetzung des internationalen Rahmenabkommens zur Tabakkontrolle (FCTC) mit konsequenten Rauchverboten in allen öffentlichen Gebäuden einschließlich der Gastronomie, umfassenden Werbeverboten und weiteren Tabaksteuererhöhungen.

  • Portrait Marianne Tritz

    Marianne Tritz: Das Krankenversicherungssystem in Deutschland basiert auf dem Prinzip der Solidargemeinschaft. Das bedeutet, dass auch Risikogruppen den Schutz der Krankenversicherung genießen. Besonders dann, wenn die für sie aufgewendeten Kosten über dem Durchschnitt liegen.
    Der EuGH hat in einer Grundsatzentscheidung aus diesem Jahr deutsche Versicherungsunternehmen aufgefordert, bis 2012 einheitliche Tarife für Männer und Frauen einzuführen. Vor diesem Hintergrund würde eine Differenzierung in Raucher und Nichtraucher dieses Urteil unterlaufen. Zumal sich die Frage stellt, welche Gruppen dann zukünftig ebenfalls mit höheren Beiträgen belegt werden sollen. Risikosportler? Menschen mit zu wenig Bewegung, mit falscher Ernährung, mit falschem Bodymassindex..? Wer will die objektive Grenze ziehen? Und, wer will das versicherungskonforme Verhalten der Menschen kontrollieren? Alles Fragen, die einer solchen Unterscheidung entgegenstehen.

  • Portait Prof. Dr. Otmar D. Wiestler

    Prof. Dr. Otmar D. Wiestler: Die von Ihnen gestellte Frage suggeriert, dass Raucher sich etwas zuschulden haben kommen lassen, für das sie nun bestraft werden sollen. Dass sie die hohen Kosten für die Behandlung ihres Raucherbeins oder ihrer Lungenkrebserkrankung selbst übernehmen sollen. Ich persönlich sehe in den Rauchern jedoch keine „Täter“, sondern vielmehr Opfer ihrer Sucht. Mitarbeiter des Deutschen Krebsforschungszentrums konnten zeigen, dass die meisten Raucher schon in jungen Jahren abhängig vom Nikotin werden, verführt durch gezielte Marketingkampagnen der Tabakindustrie und dem Versprechen, „cool“ zu sein. Wir sollten also alles daran setzen, den Rauchern zu helfen, von ihrer Sucht loszukommen. Ich plädiere dafür, Angebote zur Tabakentwöhnung kostenlos zur Verfügung zu stellen, wie wir es beispielsweise am Deutschen Krebsforschungszentrum mit dem „Rauchertelefon“ seit vielen Jahren erfolgreich tun. Gleichzeitig sollte man begleitende Hilfsmaßnahmen anbieten, um einem Rückfall in die Sucht vorzubeugen. Helfen statt bestrafen halte ich persönlich für den richtigen Weg im Umgang mit Rauchern.