„CONTAGION“: Ein tödliches Virus geht um die Welt



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Ein tödliches Virus geht um die Welt. Steven Soderbergh spielt durch, worauf sich die Wissenschaft vorbereitet – auch in Deutschland. Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen führte ein Interview zu Infektionskrankheiten mit den Forschern Christian Drosten, Dag Harmsen und Stephan Ludwig anlässlich des deutschen Filmstarts von „CONTAGION“ am 20. Oktober 2011

SARS, Vogelgrippe, Schweinegrippe, außerdem BSE – und zuletzt EHEC. Immer wieder kursieren Erreger, die die Menschen in Angst versetzen. Bisher ist die ganz große Katastrophe zum Glück ausgeblieben, aber die Erinnerung an die Spanische Grippe von 1918 ist noch präsent, und Forscher erwarten seit Jahren ein neues, ähnlich aggressives Virus. Grund genug für gleich mehrere Hollywood-Stars, sich in dem Film „CONTAGION“ mit dem Szenario auseinanderzusetzen. Der Film wirft viele Fragen auf und zeigt nicht zuletzt auch die schwierige Suche der Wissenschaftler nach Möglichkeiten, der Pandemie Einhalt zu gebieten.
 
Weltweit, auch in Deutschland, bereiten sich Forscher und Behörden darauf vor, bei Auftreten eines neuen, hoch ansteckenden Erregers schnellstmöglich handlungsfähig zu sein.

Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen nimmt den Film zum Anlass für ein Gespräch mit den Virologen Prof. Dr. Christian Drosten (Universität Bonn) und Prof. Dr. Stephan Ludwig (Universität Münster) sowie mit dem Genomforscher Prof. Dr. Dag Harmsen (Universität Münster). Alle drei arbeiten in Forschungsnetzwerken zu Zoonosen – Infektionskrankheiten, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden – und wirken darüber hinaus auch in der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen mit. 

 

 

 

  • Portrait Christian Drosten Prof. Dr. med. Christian Drosten, Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB)
    “Während für Bakterien Breitspektrum-Antibiotika vorhanden sind, gibt es solche Substanzen für Viren noch nicht.”
  • Portrait Dag Harmsen Prof. Dr. Dag Harmsen, Poliklinik für Parodontologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
    “Wenn man den molekularen Fingerabdruck eines Erregers kennt, kann man zum Beispiel ein Ausbruchsgeschehen zweifelsfrei beweisen”
  • Portrait Stephan Ludwig Prof. Dr. Stephan Ludwig, Institut Institut für Molekulare Virologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
    “Wir müssen uns, genau wie beim Autofahren, daran gewöhnen, dass es keine absolute Sicherheit gibt.”

 

 

Das Gespräch führten Dr. Ilia Semmler (Nationale Forschungsplattform für Zoonosen) und Antje Schütt (TMF). Das komplette Interview können Sie hier herunterladen.

 

Weitere Informationen:

Nationale Forschungsplattform für Zoonosen
Unser Partner, die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen bietet auf Ihrer Internetplattform zahlreiche Hintergrundinformationen

 

Zur Berichterstattung im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung zu den EHEC-Infektionen

 

 

Was sind Zoonosen?

Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Das Wort Zoonose stammt aus dem Griechischen und leitet sich von ‚zoon´’ – Lebewesen und ‚nosos’ – Krankheit ab.

66 Prozent aller Infektionskrankheiten des Menschen sind Zoonosen. Drei Viertel aller neu auftretenden Krankheiten zählen zu den Zoonosen. Neu auftretende Zoonosen stammen häufig von Tieren, in deren Lebensräume Menschen erst vor kurzem vorgedrungen sind. Diese Krankheitserreger kommen dann häufig zum ersten Mal mit Menschen in Kontakt und rufen schwere Erkrankungen hervor. Andere Zoonosen sind hingegen schon lange bekannt und wurden häufig durch tierische Lebensmittel – wie Milch, Eier oder Fleisch – übertragen, bevor sie sich auch von Mensch zu
Mensch weiterverbreitet haben.

Ursache für eine zoonotische Erkrankung können Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze oder Prionen sein. Bekannte Zoonosen sind zum Beispiel Tollwut, Tuberkulose, Salmonellose, Pest, Fuchsbandwurm oder BSE.

Jeder, der mit Tieren oder tierischen Produkten umgeht, kann sich theoretisch infizieren. Wenn der Erreger auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann (das ist nicht bei jedem Erreger der Fall), kann sich jeder anstecken. Zoonosen können direkt – z.B. durch Anfassen – oder durch indirekten Kontakt, beispielsweise über Lebensmittel oder Oberflächen übertragen werden.