Es wächst etwas auf dem Dach ...

Über Gewächshäuser auf und an Gebäuden

Die städtische Landwirtschaft gewinnt seit ein paar Jahren international, aber auch bei uns an Bedeutung. Eine besondere und oft noch visionäre Form der städtischen Landwirtschaft stellt der Anbau in, auf und an Gebäuden dar. Da dieser gebäudegebundene Anbau keine zusätzlichen Flächen verbraucht, nennen wir ihn ZFarming, was für „zero-acreage-farming" steht. Salate, Erdbeeren, Gurken, Tomaten und viele andere Produkte werden hierbei z. B. in Gewächshäusern auf Dächern oder in Dachfarmen produziert. Dabei kann ZFarming sowohl ein Anwohnergarten auf dem Dach, als auch eine vertikale High-Tech-Farm sein.

Gewächshaus auf einem Dach
Titelblatt Freisinger et al. (2013): „Es wächst etwas auf dem Dach“ © Laboratoire d’Urbanisme Agricole

Zunehmend wird auch in Städten für den lokalen Markt produziert. ZFarming kann eine Antwort auf das wachsende Interesse an Regionalität sein. Wo der Platz knapp ist, bieten Dachgewächshäuser die Chance, innerstädtisch und platzsparend zu produzieren. So kann die Bevölkerung mit frischen und regionalen Produkten versorgt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, Lebensmittel dort herzustellen, wo sie verkauft und verbraucht werden. Dies hilft den CO2 Ausstoß zu reduzieren und Städte zu entlasten.

Dennoch sind die Anbauflächen für die gebäudegebundene Landwirtschaft verhältnismäßig gering im Vergleich zu ländlichen Agrarproduktionsflächen. Ihr Potenzial sehen wir für Berlin und für andere Städte in Deutschland vor allem darin, sich auf Nischenprodukte zu konzentrieren, die besonders für den Frischemarkt geeignet sind, wie z. B. ausgefallene Kräuter, Salate oder Fruchtgemüse.

Über die Autorinnen

Profilfoto Kathrin Specht und Dr. Rosemarie Siebert

Kathrin Specht (l.) ist seit 2008 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozioökonomie am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. in Müncheberg tätig. An selbigem verantwortet Dr. Rosemarie Siebert den Forschungsschwerpunkt „Leitbildentwicklung, Leitbilder und Akzeptanz" und leitete das Forschungsprojekt „ZFarm – Städtische Landwirtschaft der Zukunft".

Im Rahmen des Projektes Z-Farm haben wir gemeinsam mit unseren Partnern vom Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin (ISR) und inter3 GmbH Institut für Ressourcenmanagement die Bedingungen für eine gebäudegebundene landwirtschaftliche Produktion untersucht. Gefördert wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Innovations- und Technikanalyse des Programms für Forschung und nachhaltige Entwicklung (FONA). Gemeinsam mit Fachleuten und Akteurinnen und Akteuren aus Berlin haben wir im Rahmen des Projektes die technischen, soziokulturellen, ökonomischen und ökologischen Potenziale der gebäudegebundenen Landwirtschaft untersucht und dabei auch die Rolle für eine nachhaltige Stadtentwicklung betrachtet.

Ein wesentliches Produkt des Projektes war die Erstellung eines Praxisleitfadens für die Umsetzung von Dachgewächshäusern am Beispiel Berlins. Diese Anleitung soll Akteuren, Stakeholdern und Entscheidungsträgern in der Praxis helfen, solche Konzepte umzusetzen.

 

zu weiteren Informationen über das Projekt ZFarm

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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Kommentare (2)

  1. Klaus Ebner
    Klaus Ebner am 12.03.2015
    Ganz toll und bietet sehr viele Möglichkeiten. Die UNI BASEL sagt: Wenn man in Basel nur die Flachdächer, die man nicht umbauen muss, nutzen würde, gäbe es täglich für ca. 40.000 Menschen Obst und Gemüse.
    Ich lebe in Dresden und sehe aus meinem 12. Stock so viele W70 Flachdächer, für die es nur ein einziges genehmigtes Papier bräuchte, um in den neuen Bundesländern hunderttausende Quadratmetern morgen zu aktivieren. Ich würde mich freuen, wenn Sie das Thema aufnehmen und ich von Ihnen höre.
    Da ich gerade mit der Stadtimkerei anfange, könnte ich einen Beitrag dazu leisten und für die Bienen wäre es sozusagen EIN GEFUNDENES FRESSEN.