Klimawandel in Essen

Klimakultur als Leitbegriff für den Klimawandel in der Stadt

Klimaschutz in einer Stadt wie Essen hängt nicht nur von neuen technischen Entwicklungen ab, sondern gleichermaßen vom Verhalten der Einzelnen. Wir brauchen eine Entwicklung, einen Wandel, der die unterschiedlichen Bereiche des Lebens erfasst. Das kann nur gelingen, wenn dazu neue Formen der Zusammenarbeit über die bisher üblichen Grenzen der Zuständigkeit entwickelt und eingeübt werden. Dies bedeutet auch, vertraute Grenzen zu überwinden, sich neuen Impulsen gegenüber zu öffnen und neugierig zu werden.

Industriepark bei Nacht
© Traveller Martin/Shutterstock

Dies haben wir hier in Essen erkannt und begonnen, in die Praxis umzusetzen.

Wir haben gemerkt: Dafür brauchen wir ein neues Leitbild, einen neuen Leitbegriff – dieser wurde vom Kulturwissenschaftlichen Institut KWI in Essen entwickelt und lautet „Klimakultur“. Er ist über die reine ideologische oder rein technische Perspektive hinaus Symbol für ein lebendiges, vielschichtiges und buntes Engagement zum Thema Klimaschutz.

Klimakultur steht für ein funktionierendes, lebendiges Geflecht aus Bürgern/Stadtgesellschaft, Organisationen, Interessengruppen, Kultur, Verwaltung und Wirtschaft und hebt so Synergiepotentiale. So schaffen wir eine neutrale Basis und eine gemeinsame Grundlage, auf der neue Projekte, Prozesse, Produkte und Dienstleistungen entwickelt und auf den Weg gebracht werden können (so wie sie erwachsen aus dem engen Miteinander von Nutzern und Produzenten). Hier werden unterschiedliche Gruppen und Kulturen der Stadtgesellschaft mit dem Ziel „Klimaschutz befördern“ zusammengebracht. Klimakultur schafft und befördert Werte und Wir-Gefühl (Engagement für die Stadt und das Umfeld mit gutem Gewissen und gutem Gefühl) und knüpft so auf neue, zeitgemäße Weise an dem Wir-Gefühl der Montangesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts an. Klimakultur motiviert und unterstützt neue Formen der gegenseitigen Unterstützung im Nachbarschaftszusammenhang/Quartiersraum.

Allerdings: Eine solche neue Klimakultur entsteht nicht von alleine, es braucht erst einmal eine gemeinsame eigene Dachmarke: Das ist in Essen die Klimawerkstadt.

Um aber diese Klimakultur und um entsprechende Prozesse wirklich vor Ort auf den Weg zu bringen, um die unterschiedlichen Akteure und Einrichtungen zusammenzubringen und eine solche Zusammenarbeit zu befördern, braucht es dann auch einen eigenen Motor und eine eigene Plattform, auf der dies alles gesteuert, unterstützt und vernetzt werden kann.

Über die Autorin

Portrait Foto von Dagmar Wolsing

Dagmar Wolsing ist Leiterin der Klimaagentur der Stadt Essen.

Dieser Motor ist hier in Essen die Klimaagentur. Sie ist Entwicklungslabor, neutrale Plattform und Treiberin in der lokalen Umsetzung. Finanziert ist sie im Rahmen des Wettbewerbs Energieeffiziente Stadt aus Mitteln des Bundesforschungsministeriums. So ist sie zentrale Anlaufstelle für Fragen rund um energetische Gebäudeerneuerung, Erneuerbare Energie, Energiesparmodelle oder Fragen rund um das Thema umweltgerechte Mobilität in der Stadt oder auch Klimaschutzmaßnahmen. Entscheidende Voraussetzung dafür ist: die Klimaagentur ist für alle Partner neutral, sie arbeitet kostenfrei und ist keinen anderen Interessen verpflichtet. Wir streben an, dass es beim Thema Klimaschutz nicht mehr nur um einzelne Handlungen oder um Modellprojekte geht, sondern dass ein entsprechendes Verhalten zu einem Teil des Alltagshandelns wird.

Klimakultur bildet sich durch die Aktiven in der Stadt. Die Bewältigung des großen Klimakulturwandels ist aber keine Aufgabe, die ein einzelnes Unternehmen, eine Stadt oder eine Branche allein betrifft oder leisten kann. Insofern freue ich mich, dass wir uns im Rahmen des Wissenschaftsjahres in eine bundesweite Diskussion einbringen können.

 

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Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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