Wie umgehen mit neuen Herausforderungen?

Eher Freiheit oder doch Entgrenzung? Die Arbeitswelten flexibilisieren sich. Arbeit wird immer unabhängiger von festen Orten und Zeiten. Was macht diese Entwicklung mit den Beschäftigten und was können Betriebsräte dabei leisten?

Die zunehmende Flexibilisierung in den Betrieben bedeutet auch für Betriebsräte eine Herausforderung. Das stellt die aktuelle Studie „Betriebsratsarbeit in Zeiten zunehmender Flexibilisierung – eine Analyse des verarbeitenden Gewerbes auf Basis der IG Metall-Beschäftigtenbefragung 2016“ fest. Die Studie resultiert aus einer Zusammenarbeit des Fraunhofer IAO mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart. Beleuchtet werden die Erwartungen, Erfahrungen und Sichtweisen von Betriebsräten zum Thema Flexibilisierung. Die Untersuchung basiert auf den Ergebnissen der IG Metall-Betriebsrätebefragung 2016, an der sich mehr als 2000 Betriebsräte unterschiedlicher Branchen beteiligt haben.

Noch vor wenigen Jahren traten nahezu sämtliche Beschäftigte ihren werktäglichen Weg in Richtung der Betriebsstätte an. Viele Arbeitstage begannen und endeten an der Stempeluhr. Die Belegschaft konnte ihre Interessensvertreter direkt treffen, sei es nun formell oder informell. „Betriebsratsarbeit bedeutet, Hand-in-Hand mit den Beschäftigten gemeinsame Ziele zu verfolgen. Damit dies gut funktioniert, ist ein stetiger Austausch und ein entsprechendes Vertrauensverhältnis zwischen dem Betriebsrat und den Beschäftigten erforderlich. Je flexibler ein Betrieb aufgestellt ist, umso schwieriger wird es für Betriebsräte, mit den Beschäftigten in gutem Kontakt zu bleiben. Sie müssen daher neue Kommunikationswege erschließen, die auch in einer stark flexiblen Arbeitswelt funktionieren“, kommentiert Studienautor Alexander Piele vom Fraunhofer IAO.

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So stellt das „Rund-um-die-Uhr-Arbeiten“ im Schichtbetrieb eine Hürde dar, die informellen zufälligen Begegnungen im Weg steht. „Es ist wichtig, sich auch in der Nachtschicht blicken zu lassen und mal nachzufragen“, gibt einer der Befragten in der Studie zu Protokoll. Insgesamt ergab die Auswertung der Interviews, dass das persönliche Gespräch trotz aller digitaler Kommunikation sehr geschätzt wird und wesentlich für die Betriebsratsarbeit ist. „Neben umfangreichen Rechtskenntnissen müssen Betriebsräte Wege finden, schnell und flexibel zu reagieren. Betriebsratsarbeit ist daher auch stark von einer intakten und effizienten Zusammenarbeit der Betriebspartner abhängig“, fasst Co-Autor Christian Piele vom IAO die Ergebnisse zu den Herausforderungen rund um die Flexibilisierung zusammen.

Die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie zeigt Defizite auf. Nur ein Viertel der Befragten fühlt sich soweit gerüstet, den kommenden Herausforderungen der Flexibilisierung seitens des Gremiums entspannt entgegenzusehen. Es gibt viel zu tun, um den möglichen Mehraufwand bei der Betriebsarbeit bewältigen zu können.

17.01.2019