Ehrlichkeit auf dem Etikett

Wünsche der Verbraucher an gesunde Lebensmittel

Helga Wolf weiß genau, was sie will: Eier von Hühnern, die frei laufen können, Kühe, die langsam wachsen dürfen und Gras statt Dioxin und Antibiotika fressen, Äpfel, die man noch mit Schale essen kann. Lebensmittel kauft sie im Bioladen oder beim Bauer vor Ort. „Was ich esse, soll sauber und mit Respekt hergestellt worden sein. Ich brauche keinen Chemie-Cocktail in gespritztem Obst oder Gemüse, kein Billig-Hähnchen, keine Erdbeeren aus Marokko und keine Fertigpizza mit geklebtem Schinken und Analog-Käse“, sagt die 70-jährige Mönchengladbacherin.

Doch so sicher kann man nur sein, wenn man ganz genau aufs Etikett schaut und beim Einkauf kritisch nachfragt. Wie oft die Äpfel gespritzt werden, wie Tiere gehalten und gefüttert werden, wie die Ware kontrolliert wird. Ihr Wunsch: So etwas sollte als Information auf der Ware vorgeschrieben sein. Und eine Studie wünscht sich Helga Wolf von der Forschung: „Das wäre doch auch Gesundheitsforschung: Was kostet es, nachhaltig, regional, saisonal und biologisch einzukaufen? Ist das wirklich so viel teurer als ein Einkauf konventioneller Lebensmittel? “

Vermutlich nämlich nicht, meint Katja Herold (34) aus Düsseldorf: „Wenn man die Umweltzerstörung durch weiten Transport und hohen Wasserverbrauch mit einrechnet, sind konventionelle Lebensmittel gar nicht so billig.“ Aber die Ehefrau eines Bio-Großhändlers ist skeptisch: „Viele wollen das gar nicht so genau wissen. Viele geben lieber mehr Geld für Kleidung, Elektronik oder Cremes aus.“

Da heutzutage in vielen Familien nicht mehr regelmäßig gekocht und zusammen gegessen wird, wünscht sich die Lehrerin mehr Information, und zwar schon in der Grundschule: „Die Kinder müssen wieder lernen, was hier wann wächst und wie Nahrungsmittel entstehen.“ Als Lehrerin in einer Berufsschule sehe sie, was bei jungen Erwachsenen schon fehle. „Zeigt man dort Filme über die Nahrungsmittelindustrie, können die sich gar nicht vorstellen, dass das die Wirklichkeit ist.“

Schauspieler Hannes Jaenicke formulierte es im Dezember 2010 bei der Vorstellung des „Success for Future Award“ so: „Es wird Zeit, dass wir, die sogenannten Endverbraucher und Konsumenten, zur schärfsten Waffe greifen, die wir besitzen – unserem Geldbeutel. Wenn wir umweltverträglich konsumieren, wird sich der Markt darauf einstellen müssen.

“Ein gewisses Misstrauen gegenüber Werbeversprechungen und Mogelpackungen im Regal zeigt sich in der aktuellen Fresenius Verbraucherstudie 2010. 55 Prozent der Befragten hatten Sorge, dass etwa in Erdbeermarmelade nur noch Aromastoffe statt Erdbeeren enthalten sind. Fast ebenso viele glaubten zudem, dass Lebensmittel gar nicht so gesund sind, wie die Hersteller auf der Packung behaupten. Und 75 Prozent sagten sogar, sie könnten nicht erkennen, ob ein Produkt gesund ist. Nach einer Emnid-Umfrage der Organisation Foodwatch fordern mehr als zwei Drittel der Verbraucher eine Nährwert-Ampel, um den Gehalt an Fett, Zucker oder Salz in Lebensmitteln besser erkennen zu können.

Armin Valet, Ernährungsberater und Lebensmittelchemiker bei der Verbraucherzentrale Hamburg, glaubt, dass viele Kunden wissen möchten, was im Essen drin ist und wo etwas herkommt. „Hier sehen wir einen großen Forschungsbedarf, die Erwartungen der Verbraucher genauer zu untersuchen.“

 

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