• Porträt Prof. Dr. Ludger Pientka, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation Ludger Pientka, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation
    “Nicht alle neuen Erkenntnisse sind tatsächlich praxisrelevant.”
  • Prof. Dr. Martin Scherer, Komm. Direktor des Instituts für Sozialmedizin in Lübeck und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Martin Scherer, Universitätsklinikum Lübeck, Komm. Direktor am Institut für Sozialmedizin
    “Er kennt sie mit einer gewissen Zeitverzögerung.”
  • Porträt Prof. Dr. Norbert Donner-Banzhoff, Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitive Medizin Norbert Donner-Banzhoff, Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitive Medizin
    “Auf dem aktuellsten Forschungsstand zu sein, ist eine Herausforderung für alle Ärzte.”

Kennt mein Hausarzt die aktuellsten Forschungsergebnisse?

  • Porträt Ludger Pientka

    Ludger Pientka: Generell gilt, dass sich durch die verpflichtende Fortbildungen die Dauer, bis Forschungsergebnisse den Großteil Hausärzte erreichen, reduziert hat.

    Entscheidend ist jedoch nicht, dass der Hausarzt alle Fortschritte in allen medizinischen Bereichen kennt, sondern dass ihm die für seine Klientel relevanten Forschungsergebnisse bekannt sind. Denn nicht alle neuen Erkenntnisse sind tatsächlich praxisrelevant, und man muss differenzieren, ob ein Arzt in einer Großstadt oder auf dem Land praktiziert: Die Patienten und damit auch die zu behandelnden Krankheiten sind durchaus unterschiedlich. Der Hausarzt muss also filtern können: Was ist für meine Patienten hier wirklich wichtig?

    Außerdem spielen auch die Pharmaindustrie und die Medien dabei eine Rolle, welche Krankheiten als wichtig betrachtet werden. So kommen zum Beispiel neue Erkenntnisse im kardiovaskulären Bereich auch deshalb eher bei den Hausärzten an solche im Bereich Osteoporose

  • Porträt Martin Scherer

    Martin Scherer: Er kennt sie mit einer gewissen Zeitverzögerung, genauso wie die Ärzte anderer Fachgruppen, weil täglich viele neue klinisch relevante Artikel erscheinen. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) versucht daher, evidenzbasiertes und pharmaunabhängiges Wissen zu bündeln, in Form von Leitlinien an Hausärzte weiterzuvermitteln und die Akzeptanz dieser Leitlinien bei Hausärzten zu erhöhen. Allerdings gibt es in Deutschland etwa 50.000 Hausärzte und nur 3.500 sind Mitglied der DEGAM. Zusätzlich existiert aber eine große Anzahl von Qualitätszirkeln, in denen sich Hausärzte selbstständig fortbilden.

  • Porträt Norbert Donner-Banzhoff

    Norbert Donner-Banzhoff: Auf dem neuesten Forschungsstand zu sein, ist eine Herausforderung für alle Ärzte, nicht nur die Allgemeinmediziner. Aber Allgemeinmediziner müssen als Generalisten auf vielen verschiedenen Gebieten den Überblick bewahren. Die meisten Ärzte stellen sich der Herausforderung sehr engagiert.

    Es gibt viele Erkrankungen, deren Diagnose und entsprechende Therapie der Hausarzt mit seiner Kompetenz allein bewältigen kann. Bei speziellen oder seltenen Erkrankungen werden die Patienten jedoch besser von einem Team aus Spezialisten und Hausarzt gemeinsam betreut. Die Spezialisten bringen ihr Fachwissen auf dem gefragten Gebiet ein, der Hausarzt seine Kenntnis der Krankengeschichte des Patienten und dessen Vertrauen. Immer steht der individuelle Patient im Mittelpunkt, denn nicht jede Therapie passt auf jeden Patienten und nicht jeder Patient will jede Therapie.