Kann man auch falsch atmen?



  • Portrait Peter Kardos Peter Kardos, Deutsche Atemwegsliga e.V
    “Durch Sport werden nicht nur bestimmte Muskelgruppen, sondern auch die Atemmuskulatur trainiert und der Gasaustausch ökonomisiert”
  • Portrait Erika von Mutius Erika von Mutius, Ludwig-Maximilians-Universität München, Dr. von Haunersches Kinderspital
    “Eine besonders flache wie auch eine tiefe, schnelle Atmung versorgen den Körper nicht optimal mit dem lebenswichtigen Sauerstoff.”
  • Portrait Robert Bals Robert Bals, Klinik für Innere Medizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
    “Sowohl beim Gesunden als auch bei Patienten kommt es durch Ausdauertraining zu einer Verbesserung der Lungenfunktion.”

Kann man auch falsch atmen und warum ist richtiges Atmen zum Teil sogar überlebenswichtig?

  • Portrait Peter Kardos

    Peter Kardos: Durch Sport werden nicht nur bestimmte Muskelgruppen, sondern auch die Atemmuskulatur trainiert und der Gasaustausch ökonomisiert. Außerdem normalisiert sich unter körperlicher Belastung eine „falsche“ Atmung: Wenn jemand infolge Angst oder Stress zu schnell und/oder zu tief atmet. Wenn übergewichtige Menschen Sport treiben und ihr Gewicht normalisieren, kann es dazu beitragen, dass die zuvor eingeschränkte Lungenkapazität sich bessert. Sportler haben keine größeren Lungen, sie haben aber eine bessere und ggf. ökonomischer arbeitende Atemmuskulatur.  

  • Portrait Erika von Mutius

    Erika von Mutius: Generell gilt, dass verschiedene körperliche und auch psychische Faktoren unsere Art zu Atmen beeinflussen. Eine besonders flache wie auch eine tiefe, schnelle Atmung  versorgen den Körper nicht optimal mit dem lebenswichtigen Sauerstoff. Oftmals geschieht dies unbewusst. Wichtig ist demnach, dass man die eigene Atmung bewusst wahrnimmt und bei Bedarf durch Atemübungen verbessert.

    Die positiven Effekte von körperlicher Aktivität und  Sport sind sehr vielfältig. Generell wird das Herz-Kreislaufsystem gestärkt und damit auch die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit des Körpers insgesamt erhöht. Auf die Atmung bezogen bedeutet das: Das Blut enthält vermehrt rote Blutkörperchen, die mehr Sauerstoff transportieren können. Außerdem verbessert sich das Fließverhalten des Blutes. Dadurch kann das Blut mehr Sauerstoff aufnehmen. In den Zellen wird die Zahl der Mitochondrien erhöht. Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen, mit denen unser Körper Energieträger (beispielsweise Kohlenhydrate) in Energie umwandelt. Ein Mehr an Mitochondrien bedeutet auch eine effizientere Nutzung von Sauerstoff. Das Kapillarnetz, das die Lungenbläschen umgibt, wird dichter und es kann mehr Sauerstoff von der Lunge ins Blut aufgenommen werden. Durch regelmäßiges Training wird die Muskulatur gestärkt. Das gilt auch für die Atem- und Atemhilfsmuskulatur. Das bewirkt eine verbesserte Ventilation der Lunge und hat einen positiven Effekt auf den Sauerstoffaustausch.
    Zusammen genommen bewirken all diese Faktoren, dass die Effizienz der Atmung durch Bewegung und Sport erhöht wird. Denn Ausdauersport stärkt nicht nur Herz und Kreislauf, sondern führt auch zu einer größeren Atemtiefe.
    Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sollten sich gesunde Erwachsene pro Woche mindestens 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv körperlich betätigen, Kinder sogar 60 Minuten am Tag. Wie sehr sich die positiven Effekte von Sport auswirken, hängt auch von der „Dosis“ ab. Das heißt, je mehr trainiert wird, desto stärker ist auch die Wirkung.  

  • Portrait Robert Bals

    Robert Bals: Atmung spielt bei vielen Aktivitäten eine wichtige Rolle. Gerade für Nachrichtensprecher, Sänger und Spieler von Blasinstrumenten sind Atemtechniken der Schlüssel zum Erfolg. Auch bei zahlreichen Meditationsarten und Entspannungstechniken  hat die regelmäßige und entspannte Atmung eine wichtige Funktion. Bei vielen Erkrankungen ist die Atmung gestört. Bei Vergiftungen mit Schlafmitteln oder mit Drogen können Betroffene über eine zunehmende Lähmung der Atmung zum Tod kommen. Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen weisen oft eine flache und schnelle Atmung auf. Sowohl beim Gesunden als auch bei Patienten mit verschiedensten Krankheiten kommt es durch Ausdauertraining zu einer Verbesserung der Lungenfunktion.