• Porträt Prof. Dr. Ludger Pientka, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum Ludger Pientka, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
    “Wie handeln Mediziner und Patienten tatsächlich?”
  • Prof. Dr. Martin Scherer, Komm. Direktor des Instituts für Sozialmedizin in Lübeck und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Martin Scherer, Universitätsklinikum Lübeck, Institut für Sozialmedizin
    “Spezifischer Gegenstand der Versorgungsforschung ist die tatsächliche medizinische Versorgung.”
  • Dr. Thomas Schmitz-Rode, Direktor des Instituts für Angewandte Medizintechnik , RWTH Aachen Thomas Schmitz-Rode, Direktor des Instituts für Angewandte Medizintechnik, RWTH Aachen
    “Gesundheit ist ein hohes Gut und die Versorgungsforschung in Deutschland muss dringend gestärkt werden.”

Was macht eigentlich die Versorgungsforschung und was hat das mit mir als Patient zu tun?

  • Porträt Ludger Pientka

    Ludger Pientka: Die Versorgungsforschung beschäftigt sich mit dem klinischen und ambulanten Alltag im Gesundheitswesen. Wie sind Prozesse organisiert? Wie handeln Mediziner und Patienten tatsächlich? Im Gegensatz zu den üblichen Studien, die mit einer mehr oder weniger repräsentativen Auswahl an Teilnehmern arbeiten, hat die Versorgungsforschung alle Beteiligten im Blick, auch die Rand- und Sonderfälle. Ihre Erkenntnisse sind deshalb sowohl für Ärzte als auch für ihre Kunden, die Patienten, interessant.

    Voraussetzung für valide Ergebnisse sind allerdings Datenerhebungen, und hier sind die Patienten gefragt. Denn häufig ist ihre Zustimmung notwendig, um ihre Daten in die Analysen einbeziehen zu dürfen. Man sollte sich also als Patient der Beteiligung an seriösen Studien nicht verschließen.

  • Porträt Martin Scherer

    Martin Scherer: Die Definition der Versorgungsforschung ist komplex und in der DFG-Stellungnahme zur Versorgungsforschung erstmals auf den Punkt gebracht. Die Versorgungsforschung leistet wichtige Voraussetzungen zur Qualitätssicherung in der ambulanten und stationären Versorgung, sie zielt auf die Verbesserung der medizinischen Versorgung. Mit vielerlei Methoden sucht sie herauszufinden und zu bewerten, was in den hausärztlichen Praxen, was zwischen Arzt und Patient geschieht. Wie werden beispielsweise Leitlinien von den Medizinern umgesetzt und wie sind die Auswirkungen auf das Wohl der Patienten?

    Die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) charakterisiert die Besonderheiten der Versorgungsforschung 2010 in ihrer Stellungnahme zur Versorgungsforschung auf Seite 25 vorrangig wie folgt: „Der spezifische Gegenstand der Versorgungsforschung ist die tatsächliche gesundheitliche, enger noch die medizinische Versorgung einer gegebenen Bevölkerung mitsamt ihrer wesentlichen Determinanten und Effekte. Unter medizinischer Versorgung verstehen wir die Anwendung medizinischer Technologien bei Kranken und Gesundheitsgefährdeten durch hierfür Ausgebildete (neben Ärzten auch Pflegende, Psychologen, Sozio-, Physio-, Ergo-, Sport-, Ernährungstherapeuten, Logopäden und andere) ...“

  • Porträt Thomas Schmitz-Rode

    Thomas Schmitz-Rode: Versorgung geht uns alle an, denn jeder von uns kann krank werden und möchte dann schnellstmöglich wieder gesund werden. Das ist Ziel der Versorgungsforschung: Gesunderhaltung und Prävention sowie effiziente Diagnostik und Therapie von Krankheiten. Die Versorgungsforschung muss heutzutage aber auch untersuchen, wie die begrenzten Ressourcen am effizientesten eingesetzt werden können. Dazu gehört auch die umfassende Evaluierung, die alle Nutzen und Kosten für eine Behandlung miteinbezieht, angefangen von der Operation, stationären Behandlungen und ambulante Nachbehandlungen aber eben auch die subjektiv empfundene Lebensqualität des Patienten.

    Gesundheit ist ein hohes Gut und die Versorgungsforschung in Deutschland muss dringend gestärkt werden.