Verlust der Nacht

Europa bei Nacht

Ein tagheller Nachthimmel, künstlich angestrahlt durch unzählige Lichter. Da Licht positiv mit Werten wie Sicherheit, Wohlstand und Modernität besetzt ist, neigen wir dazu, unsere Umgebung intensiv zu beleuchten. Doch was unschätzbare Vorteile bringt, hat auch eine Schattenseite: Die Lichtverschmutzung nimmt zu, mit bisher unbekannten Auswirkungen auf Mensch und Natur.


In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten interdisziplinären Forschungsverbund „Verlust der Nacht“ untersuchen Wissenschaftler nun erstmals gemeinsam die ökologischen, gesundheitlichen sowie kulturellen und sozioökonomischen Auswirkungen, aber auch die Ursachen für die zunehmende Beleuchtung der Nacht. Auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse sollen intelligente Beleuchtungskonzepte und nachhaltige Techniken entstehen. 

Die Nacht wird stetig heller

Da Licht positiv mit Werten wie Sicherheit, Wohlstand und Modernität besetzt ist, neigen wir dazu, unsere Umgebung intensiv zu beleuchten. Doch was unschätzbare Vorteile bringt, hat auch eine Schattenseite: Der nächtliche Himmel Deutschlands wird durch einen mehr als fünfprozentigen Zuwachs an künstlicher Beleuchtung jedes Jahr stetig heller. Dadurch haben sich die Lichtimmissionen der urbanen, periurbanen und ruralen Nachtlandschaften sowohl quantitativ als auch qualitativ grundlegend verändert. Das Zuviel an künstlichem Licht mitnegativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt wird mittlerweile unter dem Begriff „Lichtverschmutzung“ zusammengefasst. 

Um die Ursachen ebenso wie die Auswirkungen der Lichtverschmutzung in ihrer Komplexität zu beleuchten, sind Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen an dem Projekt "Verlust der Nacht" beteiligt. Sozial- sowie Naturwissenschaftler, Astronomen und Lichttechniker untersuchen das Thema auf ihrem jeweiligen Fachgebiet. Die Forschung wird interdisziplinär verknüpft, um zu ganzheitlichen Lösungen zu gelangen. Ziel ist es, intelligente Beleuchtungskonzepte zu entwickeln.


Das Licht beeinflusst das Verhalten von Tieren

Licht beeinflusst die Verhaltensmuster der meisten Lebewesen. Vögel, Insekten, selbst Fische und Amphibien navigieren nach dem Sternenhimmel. Durch künstliche Lichtquellen werden Tiere in ihrem Verhalten und ihrer Orientierung gestört.

Wenn beispielsweise Millionen von Insekten von Straßenlaternen angezogen werden, hat das Auswirkungen auf die Artenvielfalt und das Gleichgewicht von Ökosystemen, wie etwa in Gewässern. Wir erforschen, wie und warum die einzelnen Lebensgemeinschaften im Wasser und an Land auf künstliche Lichteinflüsse reagieren.

Der Biorhythmus folgt dem Licht

Licht ist ein wichtiges Signal, fast alle Lebewesen haben sich im Laufe der Evolution an die täglichen und saisonalen Lichtrhythmen angepasst. Licht zur falschen Zeit stört dieses Gefüge und damit Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Wir wollen die zu Grunde liegenden physiologischen Mechanismen untersuchen und verfolgen, wie stark der Einfluss moderner Beleuchtungskonzepte auf Physiologie und Verhalten von Menschen und Tieren ist.

Zu welchen Veränderungen ist die Gesellschaft bereit?

Der Weg hin zu nachhaltigeren Formen der künstlichen Beleuchtung erfordert sozialwissenschaftliche Erkenntnisse über die gesellschaftliche Bedeutung und institutionelle Regelung des Lichts. Wir untersuchen deshalb, welche Bereitschaft für ökologisch verträgliche Beleuchtungskonzepte im Entstehen ist und welche Lösungsansätze sich auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene eignen könnten.

Moderne Lichttechnik wirksam einsetzen

Licht mit optimierter Leuchtdichte und spektraler Charakteristik nur an Orten und zu Zeiten, an denen es gebraucht wird – dies erfordert moderne Lichtquellen und Lichtverteilungen bis hin zu dynamischen Lichtszenarien. In enger Kooperation mit Lampen- und Leuchtenherstellern erarbeiten wir effiziente und regelbare Beleuchtungssysteme, die den neuen Anforderungen aus sozioökonomischer, chronobiologischer und ökologischer Sicht gerecht werden.

Das Licht in der Nacht

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