Verborgenes Wasser aufspüren

Fließendes Wasser

Vom CO2-Fußabdruck haben mittlerweile sicher die meisten Menschen gehört. Doch wussten Sie, dass es auch einen Wasserfußabdruck gibt? Dieser beziffert die Wassermenge, die insgesamt von den Einwohnerinnen und Einwohnern eines Landes beansprucht wird. Den Löwenanteil davon bildet das so genannte „virtuelle Wasser“. Darauf macht der Weltwassertag 2012 aufmerksam, der unter dem Motto „Wasser und Nahrungsmittelsicherheit“ steht.

Virtuelles Wasser gibt an, wie viel Wasser in einem Produkt oder einer Dienstleistung enthalten ist oder zur Herstellung verwendet wird. Rechnet man das virtuelle Wasser zum durchschnittlichen Wasserverbrauch von täglich knapp 130 Litern pro Person in Deutschland dazu, dann nutzt jeder Deutsche mittlerweile 4.000 Liter Wasser am Tag.

Diese riesige Wassermenge „versteckt“ sich in den vielen Produkten, die wir täglich brauchen – vom Mikrochip bis zur Scheibe Brot. So benötigt man beispielsweise 140 Liter Wasser, um eine Tasse Kaffee herzustellen, ein Hamburger „frisst“ bereits 2.400 Liter. Virtuelles Wasser wird dabei während des gesamten Produktionsprozesses aufgewendet; etwa zur Bewässerung der Anbauflächen oder bei Reinigungsprozessen in der Lebensmittelindustrie.

15.000 Liter Wasser für ein Kilogramm Steak

Infografik über virtuelles Wasser

Es gibt demnach mehr Möglichkeiten, den eigenen Wasserverbrauch zu senken, als beim Zähneputzen den Hahn zuzudrehen: zum Beispiel durch einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln. Dazu gehört etwa, weniger Fleisch zu essen. Das weiß immerhin jeder fünfte Deutsche, wie eine aktuelle Forsa-Umfrage des Wissenschaftsjahres Zukunftsprojekt Erde zum Weltwassertag gezeigt hat. Rinder beispielsweise ernähren sich sehr wasserintensiv, sie fressen Gras, trinken große Mengen an Wasser und leben länger als Schweine, bevor sie geschlachtet werden. Für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch werden so insgesamt über 15.000 Liter Wasser benötigt.

Knapp drei Viertel der Deutschen unterschätzten bei der Forsa-Umfrage diesen riesigen Wasserbedarf bei der Fleischherstellung. Viele Menschen wünschen sich daher, besser aufgeklärt zu werden über das Wasser, das in einzelnen Produkten steckt. Doch nicht nur die schiere Menge, sondern auch, woher das verbrauchte Wasser stammt, muss für einen nachhaltige Nutzung berücksichtigt werden. „Verbraucherinformationen sollten zeigen, wie nachhaltig bei der Produktion mit regionalen Wasserressourcen umgegangen wird“, sagt Professor Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ in Dresden.

Wer Lebensmittel wegwirft, verschwendet Wasser

Denn nicht alle Güter, die in einem Land verbraucht werden, werden auch dort produziert. Deutschland ist einer der größten Nettoimporteure von virtuellem Wasser, unser Wasserfußabdruck ist entsprechend hoch. In den Herkunftsländern kann dies zu Wassermangel und -verschmutzung führen. So erfordert der Obstanbau in Wüstenregionen naturgemäß deutlich mehr Wasser als in gemäßigten Klimazonen. 

Deshalb ist es wichtig, beim Einkauf auf wasserschonende Produkte und Produktionsbedingungen zu achten. Und nur so viel zu kaufen, wie auch wirklich benötigt wird. Laut neuesten Studienergebnissen entsorgt nämlich jeder Deutsche 82 Kilo Lebensmittel pro Jahr im Müll. „Mit jedem Apfel, den ich wegwerfe, spüle ich 70 Liter Wasser in die Tonne“, erklärt Professor Dietrich Borchardt. Wer dies bereits beim Einkauf bedenkt, kann gehörig Wasser sparen. „Es geht dabei weniger um Verzicht, es geht um einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln“, so Borchardt. Auf diese einfache Weise kann also jeder Einzelne einen Beitrag für die gerechte Wasserversorgung der Welt leisten.

Die vollständigen Ergebnisse der Forsa-Umfrage sowie eine Infografik über virtuelles Wasser finden Sie hier.

 

Weitere Informationen:

Der Weltwassertag bei der UN (engl.)
Informationskampagne zu virtuellem Wasser
Informationen zum Wasserfußabdruck
WWF-Studie zum Wasserfußabdruck Deutschlands (pdf)

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