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Kann Papier hergestellt werden, ohne Bäume zu fällen?

19.08.2022
kurz und knapp

Erst im vergangenen Jahr eröffnete in Deutschland eine Fabrik, die Zellstoff aus Stroh erzeugt. Zellstoff ist die Hauptzutat für Papier. Stroh fällt in großen Mengen bei der Getreideernte an. Bis dato hatte man es vornehmlich als Einstreu oder Futter verwendet.

Recycling schont Bäume

Das Wichtigste vorweg: Am schonendsten für unsere Wälder ist es, wenn Papier recycelt wird. Dafür muss keine Pflanze und kein Baum sterben. Und die Wiederverwendung ist mittlerweile Usus: Neues Papier enthält durchschnittlich 79 Prozent Altpapier. Dieses stammt aus Zeitschriften, aus den Aktenordnern in Büros, aus alten Büchern und sauberen Lebensmittelverpackungen. Rund zwölf Mal können die Cellulosefasern im Papier wiederverwertet werden, sagt Gregor Geiger vom Verband „Die Papierindustrie“. Zeitungen und Wellpappe bestehen beispielsweise üblicherweise komplett aus Altpapier. Zeitschriften indes nur zu einem Viertel, da sie sonst beim Bedrucken auf den sich rasch bewegenden Maschinen reißen könnten.

Was Papier eigentlich ist

Papier besteht im Wesentlichen aus einem Geflecht von Cellulosefasern. Die Fasern sind zwischen einigen Millimetern und wenigen Zentimetern lang. Das Fasergeflecht des Papiers wird mit weißen Füllstoffen wie Kreide und Porzellanerde aufgefüllt. Bei jedem Recyclingvorgang verkürzen sich allerdings die Fasern, da die Fabriken das Altpapier zerkleinern, ehe sie es verarbeiten.

Die Cellulose stammt fast immer aus Bäumen; oft handelt es sich um Eukalyptusbäume. Cellulose ist aber ganz generell die Gerüstsubstanz aller Pflanzen. Statt aus Bäumen kann man die Faser daher auch aus anderen Pflanzen gewinnen. Die Fasern unterscheiden sich je nach Spezies allerdings, sodass eine Fabrik nur ein bestimmtes Rohmaterial optimal verarbeiten kann.

Neue Fabrik in Deutschland erzeugt Papier aus Stroh

2021 eröffnete in Mannheim die erste Fabrik in Europa, die Zellstoff aus Stroh statt Holz gewinnt. Aus 70.000 Tonnen der runden Ballen holt sie 35.000 Tonnen Cellulosefasern für die Papierproduktion.

Stroh entsteht in riesigen Mengen bei der Getreideernte. „Bis dato gab es kaum andere sinnvolle Verwendungsmöglichkeiten für das Stroh“, sagt Gregor Geiger. Vornehmlich wurde es als Einstreu oder Futtermittel verwendet. In Mannheim entstehen aus den gelben Halmen nun Küchenpapier, Taschentücher und andere so genannte Hygienepapiere.

Gras und durchwachsene Silphie als Baumersatz

Auch Gras und eine hochwachsende Pflanze mit schönen gelben Blüten, die Silphie, dienen in kleinem Umfang als Ausgangsmaterial für Cellulose. Nach der Mahd werden sie getrocknet, gemahlen und zu Pellets gepresst. Die enthaltenen Cellulosefasern sind allerdings nicht so lang und stabil wie jene aus Holz, sodass Gras oder Silphie nur einen Teil der Cellulose im Papier ersetzen können.

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Anonym18.02.2022