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Haben Schnecken Ohren?

05.01.2023
Kurz und knapp

Schnecken verfügen über so einige Tricks, mit vermeintlich einfachen Mitteln und trotz ihrer Langsamkeit durchs Leben zu kommen. Einer davon: Sie können hören, obwohl sie keine Ohren haben. Das Geheimnis liegt in feinen Härchen, die über ihre ganze Haut verteilt sind und mit denen sie Vibrationen in der Luft wahrnehmen – denn Geräusche bzw. Schallwellen sind nichts anderes.

Hören ohne Ohren

Schnecken – egal ob an Land oder unter Wasser – haben keine Ohren wie wir Menschen. Aber das heißt nicht, dass sie nichts hören. Stattdessen haben sie feine Sinneshärchen auf der Haut ihres ganzen Körpers verteilt. Diese ähneln jenen Härchen, die auch in unserem Innenohr sitzen – in einem Organ, das wegen seiner Schneckenhaus-ähnlichen Form übrigens auch „Schnecke“ heißt: Dort werden sie durch die Schallwellen, die das Trommelfell unseres Ohres empfangen und die Gehörknöchelchen verstärkt haben, in Bewegung versetzt und reizen damit den Hörnerv, der das Signal ans Gehirn weitergibt. Ohrmuscheln, Trommelfell und Gehörknochen lassen die Schnecken also gewissermaßen weg und nehmen den Schall direkt mit den feinen Härchen wahr. 

 

Ihr Gehör ist nicht so differenziert

„Der Hörprozess ist also vom Prinzip her derselbe“, sagt Julia Sigwart, Leiterin der Sektion Malakologie am Senckenberg Museum in Frankfurt. „Die Schnecken-Härchen sind auch sehr empfindlich, sie können selbst leise Geräusche, also schwache Schallwellen in der Luft, melden. Aber sie lösen den Schall gewissermaßen nicht so genau auf wie unsere Ohren.“ Für Menschen, die sich mit Sprache verständigen und auch sonst viele Geräusche produzieren, sei es sehr wichtig, verschiedene Laute in ihrer Tonhöhe und anderen Nuancen sehr fein zu unterscheiden. Schnecken dagegen produzieren selbst keine Laute zur Kommunikation. Sie brauchen nicht so detaillierte Informationen, für die ein Ohr hilfreich wäre. In ihrer Welt ist es nur wichtig, zu fühlen, ob ein Artgenosse oder ein Fressfeind in der Nähe ist, ob sich die Pflanze, auf der sie gerade kriechen, im Wind bewegt oder ein Ast knackt und womöglich bald abbricht. All das können sie über die einfache Wahrnehmung verschiedener Vibrationen unterscheiden. Und dafür reichen die Sinneshärchen vollkommen.

„Wenn ich also in den Garten gehe und mich einer Schnecke nähere, dann weiß sie, dass ich da bin“, sagt Sigwart. „Sie bemerkt es an den charakteristischen Vibrationen. Und wenn ich rufe, wird sie darauf reagieren, weil sie den Schall durchaus wahrnimmt.“

 

Interessantes Video der Sendung Terra X über die faszinierenden Tricks der Schnecken

 

Inspirierende Fragen

1 Artikel  ·  Umwelt, Klima, Erde, Universum
Anonym28.06.2022