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Hat jeder Mensch das gleiche intellektuelle Potential?

17.01.2023
Kurz und knapp

Das intellektuelle Potential ist ein biologisches Merkmal und von Mensch zu Mensch verschieden – abgängig von Genen und Umweltfaktoren. Die meisten Menschen finden sich irgendwo im Mittelfeld wieder, etwa bei einem IQ zwischen 85 und 115. Noch nicht vollständig geklärt ist, woran es liegt, dass manche Menschen intelligenter sind als andere.

Intelligenz ist normalverteilt

Die kurze Antwort auf die Frage lautet: Nein. Das intellektuelle Potential ist individuell verschieden. Betrachtet man zum Beispiel den Intelligenzquotienten (IQ), der als ein Maß für die geistige Leistungsfähigkeit gilt, im Bevölkerungsdurchschnitt, so folgt dieser der so genannten Normalverteilung, also einer Glockenkurve oder auch Gauß-Verteilungskurve.

Im Klartext heißt das: Rund 68 Prozent der Menschen liegen im Mittelfeld mit einem IQ zwischen 85 und 115. Etwa 15 Prozent gelten als überdurchschnittlich oder unterdurchschnittlich intelligent, mit einem IQ zwischen 115 und 130 beziehungsweise zwischen 85 und 70. Und lediglich gut zwei Prozent haben einen außerordentlich hohen IQ von 130 und mehr – oder eben einen auffallend niedrigen von unter 70.

 

Vielfältig wie die Körpergröße

Letztlich ist das nicht weiter überraschend. Intelligenz ist zu einem Gutteil genetisch bedingt. Aber auch Umwelteinflüsse wie die Ernährung – auch in der Schwangerschaft –, Stress oder die Förderung, die ein Kind erhält, spielen eine Rolle. Letztlich verhält es sich mit der Intelligenz also ähnlich wie mit der Körpergröße: Zu welcher Länge jemand heranwächst, darüber bestimmt eine Reihe von Genen, zum Teil aber auch die Ernährung und andere Umweltfaktoren. Das intellektuelle Potential ist also letztlich ein Merkmal, das biologischen Prinzipien folgt und daher unterschiedlich ausgeprägt ist.

 

Intelligente Gehirne effektiver vernetzt

Spannender ist daher die Frage, warum manche Gehirne leistungsfähiger sind als andere. Eine weit verbreitete Vorstellung ist, dass Gehirne kognitiv leistungsfähiger Menschen nicht nur größer sind und mehr Nervenzellen enthalten, sondern auch effektiver arbeiten, sich also weniger „anstrengen“ müssen. Ganz so einfach ist es aber nicht. Misst man die Gehirnaktivität, während Probandinnen und Probanden ganz besonders knifflige Aufgaben lösen müssen, so laufen die Denkorgane der kognitiv leistungsfähigen Menschen vielmehr auf Hochtouren. Bei weniger Intelligenten sind die Gehirne dagegen weniger aktiv, möglicherweise auch weil sie aufgeben.

Ein weiterer Erklärungsansatz besagt, dass die neuronalen Netzwerke im Gehirn von intelligenten Personen möglicherweise anders aufgebaut sind. Sie sind effektiver vernetzt. Anders ausgedrückt: Sie weisen weniger Verästelungen auf und arbeiten daher „gezielter“. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass bei intelligenten Menschen, wenn sie komplizierte Aufgaben lösen, weniger Gehirnareale involviert sind als bei kognitiv weniger leistungsfähigen Personen.


Wie Gene und Umwelt das intellektuelle Potenzial bestimmen.