Gesundes Leben, Medizin, Pflege

Ist eine gesunde Wirkung von Yoga wissenschaftlich belegbar?

12.07.2022
Kurz und knapp

Bewegung, Atmung, Achtsamkeit – beim Yoga geht es um diese Komponenten. Weil sie alle drei trainiert werden, ist Yoga so umfassend. Es fördert die Gesundheit allgemein, eignet sich aber auch, um gezielt Krankheiten zu behandeln, in etwa chronische Rückenschmerzen. Selbst bei der Therapie von Bluthochdruck, leichten Depressionen und Krebs werden nachweislich Erfolge erzielt.

Yogastellungen fördern die Gesundheit

Die Heuschrecke (Shalabhasana) ist eine typische Yogastellung. Die Übenden liegen bäuchlings auf dem Boden, heben Brust und Beine. Dadurch dehnen und stärken sie die Rückenmuskulatur. Zahlreiche Studien zeigen, dass Haltungen wie diese bei Rücken- und Nackenschmerzen helfen. Außerdem fördern sie die Gesundheit allgemein. Werden die Muskeln aktiviert, produzieren sie sogenannte Myokine, die das Immunsystem stärken, sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken, zur Neubildung von Gehirnzellen beitragen und Entzündungen hemmen.

Allerdings haben andere Formen der Bewegung wie Gymnastik oder Sport die gleichen Effekte. Das Besondere beim Yoga: Es wirkt nicht nur als eine spezielle Form der körperlichen Betätigung. Hinzu kommen die Wirkungen der Atemübungen.

Gezielte Atmung lindert Stress

Tatsächlich atmen wir oft zu schnell oder zu flach. Yoga korrigiert das, beispielsweise indem die Übenden eine tiefe Ein- und Ausatmung an die Bewegungsabläufe anpassen. „Besonders effektiv sind aber spezifische Atemtechniken“, erklärt Dr. Holger Cramer von der Universität Duisburg-Essen, der Studien dazu durchgeführt hat. „Beispielsweise atmen Sie dabei abwechselnd durchs rechte und linke Nasenloch ein und aus.“ So werden Neurotransmitter stimuliert wie die Gamma-Aminobuttersäure, kurz GABA. Der Stoff hilft bei Reizüberflutung und fördert die Konzentration. Außerdem spielt er bei stressbedingten Krankheiten eine Rolle. Stress treibt den Blutdruck in die Höhe, Yoga kann ihn durch höhere GABA-Spiegel wieder senken, das ist wissenschaftlich bewiesen.

Achtsamkeit lindert Beschwerden

Und es geht noch mehr: In der Berghaltung (Tadasana) stehen die Praktizierenden mit geschlossenen Beinen aufrecht auf dem Boden. Dabei nehmen sie den Kontakt der Fußsohlen mit dem Boden aufmerksam wahr. Beim Sonnengruß (Surya Namaskar) beugen sie den Oberkörper nach hinten und spüren dabei, wie sich der Brustraum weitet. Solche Wahrnehmungsübungen fördern die Gesundheit, weil sie auch im Alltag zu mehr Achtsamkeit führen. Studien zeigen, dass Schmerzpatienten, die Yoga betreiben, ungesunde Körperhaltungen vor dem Computer oder in der Küche schneller wahrnehmen und korrigieren. So verringern sie ihre Beschwerden.

Drei Komponenten

„Yoga wirkt umfassend“, erläutert Holger Cramer, „weil Bewegung, Atmung und Achtsamkeit geschult werden.“ Auf wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt, wird Yoga bei Bluthochdruck durchaus als Zusatztherapie empfohlen, in Ergänzung zu Medikamenten. Ebenfalls erwiesen ist: Yoga unterstützt bei der Behandlung leichter Depressionen, bei Übergewicht und Atemwegserkrankungen. Selbst in der Krebstherapie gibt es Erfolge: „Nach Abschluss einer Chemotherapie leiden Patienten und Patientinnen häufig an chronischer Erschöpfung, der sogenannten Fatigue“, sagt Cramer. „Yoga ist das beste nicht-medikamentöse Verfahren, um sie zu lindern.“ Ob Yoga auch bei Post Covid-Symptomen wie langanhaltender Müdigkeit wirkt? Der Psychologe plant dazu eine Studie.

Nebenwirkungen und Risiken

Doch es gibt auch Nebenwirkungen und Risiken. Einige Yogaübungen wie der Kopfstand sind bei Patienten und Patientinnen mit grauem Star ungeeignet. Bei dieser Krankheit ist der Augeninnendruck erhöht. Durch Umkehrhaltungen steigt er zusätzlich, die Krankheit verschlimmert sich womöglich. Allgemein jedoch ist die Verletzungsgefahr beim Yoga nachweislich geringer als bei vielen Sportarten. Wer aber nur durch Videos oder Bücher lernt, verletzt sich eher, als Personen, die zu Yoga-Lehrenden gehen, die Fehlhaltungen schnell erkennen und korrigieren.

Yoga hilf auch bei Angststörungen. Infos dazu gibt es hier.

Inspirierende Fragen

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Anonym10.03.2022