Umwelt, Klima, Erde, Universum

Können Plastikprodukte abbaubar werden?

03.02.2022
Kurz und knapp

Die Meere sind voll davon, die Müllhalden auch – obwohl Plastik erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts industriell hergestellt wird, überwältigt es nun den Planeten. Zwar gibt es mittlerweile biologisch abbaubare Varianten, doch sind diese in der Regel nicht nachhaltiger als ihre konventionellen Gegenstücke. Zumindest noch nicht: Forschende suchen mit Nachdruck und Einfallsreichtum nach neuen Lösungen.

Übrigens: Hier beantworten wir eine der Fragen aus dem IdeenLauf, der zentralen Mitmachaktion im Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt!. 

Bioplastik – gibt es doch schon!

Zunächst einmal dürfte die Frage nach biologisch abbaubarem Plastik für einige Irritationen sorgen: Gibt es das nicht schon längst? Was ist mit Kompostbeuteln aus Maisstärke und Einkaufstüten aus Zuckerrohr? Tatsächlich werben viele Firmen mit nachhaltigen Plastikprodukten und die Anzahl der Biokunststoffe nimmt zu – allerdings liegt ihr Anteil am Plastikmarkt immer noch bei etwa 2 Prozent.

Zudem muss bei den Biokunststoffen, die es bisher gibt, zwischen biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen unterschieden werden. Biobasiertes Plastik wird komplett oder in Teilen aus Biomasse, zum Beispiel aus Mais, hergestellt, muss aber nicht notwendigerweise auch biologisch abbaubar sein. Biologisch abbaubares Plastik zersetzt sich dagegen zwar in seine Einzelteile – wurde aber unter Umständen aus Erdöl hergestellt!

Biologisch abbaubar heißt nicht gleich nachhaltig

Wäre das Problem also gelöst, wenn der Anteil von Biokunststoffen sich erhöhen würde? Nicht ganz. Denn „biologisch abbaubares“ Plastik verrottet nicht einfach in der Natur – es muss unter industriellen Bedingungen kompostiert werden, braucht also zum Beispiel besonders hohe Temperaturen. Selbst die meisten Kompostbeutel dürfen nicht in die Biotonne, nur unter strengen Auflagen sind sie als kompostierbar gekennzeichnet. Haben die wenigen glücklichen Kandidaten es in die Müllanlage geschafft, werden sie meist aussortiert, da die Anlagen nicht zwischen abbaubaren und konventionellen Kunststofftüten unterscheiden können.

Bioplastik gehört also in den meisten Fällen (noch) in die Gelbe Tonne und wird dort je nach Plastikart entweder mit herkömmlichem Plastik recycelt oder – da ein separates Recycling zu aufwändig ist – mit erheblichen Einbußen für die Umwelt verbrannt und zur Energienutzung verwendet. Noch ist es also nachhaltiger, konventionelle Plastikprodukte zu recyceln, anstatt Bioplastik abzubauen.

Die Zukunft: Blaualgen, Enzyme und Bazillen

Die Forschung arbeitet daher mit Nachdruck an neuen Herstellungsverfahren und Produkten. So entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität Tübingen plastikproduzierende Blaualgen, die anders als Mais oder Holz keine großen landwirtschaftlichen Flächen in Anspruch nehmen würden. Forschende an der University of California in Berkeley dagegen erarbeiteten erst 2021 durch den Zusatz von Enzymen ein Plastik, das sich innerhalb weniger Tage komplett zersetzt. Forschungsergebnisse wie diese könnten in einigen Jahren die Kunststoffproduktion revolutionieren.

Übrigens ist umweltfreundliches Plastik kein neues Thema: Im Englischen Science-Fiction-Roman „Mutant 59: Der Plastikfresser“ von 1971 entwickelt ein Wissenschaftler einen Bazillus, der sich von Plastik ernährt. Doch dann wird dieser selbst zur Gefahr, indem er das von einem Kollegen erfundene und in sorglosen Unmengen produzierte biologisch abbaubare Plastik frisst und dabei immer größere Mengen an giftigen Gasen ausstößt. Hier beißt sich die Forschung also vor lauter Erfindungsreichtum selbst in den Schwanz – hoffen wir, dass dieses Szenario reine Fantasie bleibt!  

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