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Können wir die Erde vor dem Einschlag eines großen Kometen bewahren?

19.09.2022
Kurz und knapp

Die Wahrscheinlichkeit, dass zu unseren Lebzeiten ein großer Komet oder Asteroid auf der Erde einschlägt, ist gering. Aber nicht Null. Die Folgen könnten verheerend sein. Daher tüfteln Forschende an verschiedenen Methoden, wie man einen drohenden Einschlag abwenden könnte. Die meisten zielen darauf ab, den Himmelskörper von seinem Kurs abzubringen. Ihn wie im Kinofilm zu sprengen, ist dagegen eher keine Option.

Gefährlicher als Kometen sind Asteroiden

Zunächst einmal gilt es zu unterscheiden: Kometen sind für uns Erdenbewohner sicherlich die spektakulärsten Kleinkörper am Firmament. Ab und an sind Vertreter wie Halley oder Hale-Bopp mit ihrem langen weißen Schweif am Nachthimmel zu sehen. Kometen sind im Prinzip dreckige Schneebälle. Neben Gestein und Staub bestehen sie vornehmlich aus Eis, welches in Sonnennähe durch deren Einstrahlung verdampft und vom Sonnenwind ins All geweht wird – so entsteht der Schweif. Die meisten Kometen umkreisen die Sonne jedoch ganz weit draußen im Kuipergürtel jenseits der Neptunbahn oder am Rande des Sonnensystems in der Oortschen Wolke. Nur selten wird ein Exemplar in eine Umlaufbahn gestoßen, die in Erdnähe führt.

Viel häufiger schauen dagegen Asteroiden vorbei, die zuhauf im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiterbahn unterwegs sind – also der Erde deutlich näher. Bei ihnen kommt es öfter vor, dass einzelne etwa durch Kollisionen Richtung Erde geschleudert werden. Die Gefahr eines großen Asteroideneinschlags ist daher deutlich größer als die eines Kometeneinschlags. Asteroiden enthalten auch Eis, bestehen aber vornehmlich aus Gestein. Daher bilden sie keinen Schweif aus und sind mit bloßem Auge nicht zu sehen.

 

Die meisten Treffer sind harmlos

Die meisten Asteroiden, die die Erde tatsächlich treffen, sind sehr klein und verglühen in der Erdatmosphäre noch bevor sie die Oberfläche erreichen. Oder sie zerplatzen durch den enormen Druck und rieseln in kleinen Bruchstücken nieder, die wir später als Meteoriten finden.

Schon das kann Schäden anrichten. Der Meteor von Tscheljabinsk führte uns das 2013 vor Augen: Der etwa 20 Meter große Bolide detonierte über Russland in der Luft, und die Druckwelle beschädigte tausende Häuser. Ab etwa 50 Metern Größe rechnen Fachleute damit, dass Asteroiden je nach Geschwindigkeit, Einschlagswinkel und -ort Schäden in Milliardenhöhe und zahlreiche Tote verursachen könnten. Ab etwa 140 Metern Größe könnten ganze Städte ausgelöscht werden, bei über einem Kilometer wären resultierende Klimaveränderungen zu erwarten, die weltweit schlimme Folgen hätten.

 

Das Sonnensystem wird überwacht

Um frühzeitig zu bemerken, ob sich ein solcher Brocken tatsächlich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet, haben Raumfahrtagenturen zahlreiche Überwachungsprogramme gestartet, die das Sonnensystem mit Teleskopen permanent nach Kandidaten abscannen. Sollte sich ein großer Asteroid oder Komet auf Kollisionskurs finden, erwägen Fachleute verschiedene Möglichkeiten, um den verheerenden Einschlag zu verhindern.

Die favorisierte: Im Idealfall wird der Asteroid rechtzeitig entdeckt, um die Mission einer Raumsonde vorzubereiten, die ihn Jahre später bei einem Vorbeiflug besucht und genau analysiert. Bestätigt sich dabei, dass der Asteroid bei einer weiteren Begegnung auf seiner Umlaufbahn um die Sonne die Erde treffen wird, würde man beim nächsten Vorbeiflug eine ganze Armada von Raumsonden losschicken. Eine, gespickt mit Kameras und Messinstrumenten, schwenkt auf einen Orbit um den Himmelskörper ein, um zu beobachten, wie die anderen mit vollem Karacho nacheinander frontal auf ihm einschlagen. Ziel der Aktion: den Asteroiden um eine Winzigkeit abbremsen und ablenken, so dass er die Erde Jahre später verfehlt.

 

Es gibt vielerlei Ablenkungsmanöver

Alternativ könnte man auch eine Art Segel oder ein Triebwerk an dem Asteroiden anbringen, das ihn mit der Zeit vom Kurs abbringt. Oder man beleuchtet ihn mit einem Laser oder einem Sonnenspiegel, verdampft so Material auf seiner Oberfläche und sorgt so für einen Schub, der das Gleiche bewirkt. Oder wir entsenden ein Raumschiff, das einfach eine Weile parallel zum Asteroiden fliegt und ihn mit seiner Schwerkraft mit der Zeit vom Weg abbringt. Viele dieser Optionen sollen in den kommenden Jahren in verschiedenen Raummissionen erprobt werden. So wird etwa Anfang Oktober dieses Jahres die gut 600 Kilogramm schwere Raumsonde DART auf dem 160 Meter großen Asteroiden Dimorphos einschlagen und beobachtet werden, inwieweit dies dessen Kurs beeinflusst.

Bei größeren Asteroiden im Kilometerbereich allerdings wären solche Effekte wahrscheinlich zu schwach, um Entscheidendes zu bewirken. Und auch wenn man den Asteroiden erst wenige Monate oder Wochen vor dem Einschlag entdeckt, bliebe auf die Schnelle wohl nur die Brachialmethode nach Bruce-Willis-Manier, die viele aus dem Kino kennen: den Asteroiden mit Atombomben zu beschießen. In der Realität ginge es allerdings weniger darum, den Körper im All zu zerstören, denn es wäre unkalkulierbar, wie groß die Bruchteile blieben und wie sie auf die Erde stürzen. Stattdessen würde man die Bombe mit etwas Abstand vor dem Asteroiden zünden. Die Röntgen- und Neutronenstrahlung der Explosion ließe die zugewandte Oberfläche des Asteroiden verdampfen und sorgt für einen starken Rückstoßeffekt, der den Asteroiden recht zuverlässig von seinem Kollisionskurs abbringen sollte.

In einem solchen Notfall wäre der Einsatz von Atombomben, so meinen viele Expertinnen und Experten, wohl das einzige Mittel um einen Einschlag abwenden zu können.

 

Weitere Informationen: 

Das Center for Near Earth Objects der NASA informiert über erdnahe Asteroiden und Beobachtungsstatistiken. 

Was die erupäische Raumfahrtagentur ESA über die Abwehr von Asteroiden verrät, erfahren Sie hier

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