Umwelt, Klima, Erde, Universum

Wäre die Natur ohne den Menschen besser dran?

17.01.2023
Kurz und knapp

Die Menschheit wächst und wächst und lässt anderen Lebewesen immer weniger Platz auf der Erde. Diese Entwicklung noch aufzuhalten, dürfte die größte Herausforderung für den menschlichen Verstand und seine Kooperationsfähigkeit sein, vor der wir jemals gestanden haben.

Das Zeitalter des Menschen

Die Menschheit wächst und wächst. Zwar hat sich die Wachstumsrate nach Berechnungen der Uno verringert, dennoch nimmt die Zahl der Menschen zu und wird im November dieses Jahres acht Milliarden erreichen. Die Menschen lassen anderen Lebewesen immer weniger Platz, rotten Tier- und Pflanzenarten schneller aus, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sie katalogisieren können, ruinieren die Regenwälder, plündern die Ozeane, verschmutzen und vergiften Land, Luft und Wasser bis in die entlegensten Regionen. Die Eingriffe des Menschen in die Natur sind so umfassend, dass sogar ein neues Erdzeitalter ausgerufen wurde: das Anthropozän – das Zeitalter, das vom Menschen geprägt ist.

 

Lebenskrisen

Forscherinnen und Künstler versuchen immer wieder, sich auszumalen, wie die Welt ohne uns wohl aussähe: Europa wäre vermutlich dicht bewaldet, die großen Tiere, Mammuts, Auerochsen, die die Menschen schon vor langer Zeit ausrotteten, wären wahrscheinlich noch unterwegs. Die Luft enthielte weniger CO2, die Meere wären kühler und sauerstoffreicher. Wenn die Natur gut dran ist und vielen Arten Lebensräume bietet, ginge es ihr ohne uns ziemlich sicher deutlich besser.

Zwei Punkte allerdings lassen sich auch gegen diese These ins Feld führen: Zum einen trägt der Mensch manchmal auch dazu bei, Vielfalt zu erhöhen, indem er etwa Kulturlandschaften von Wald freihält; dort können sich dann Arten ansiedeln, die im Wald keinen passenden Platz finden.

Zum anderen ist es der Natur, genauer gesagt, den Lebewesen, auch ohne uns nicht immer gut ergangen. Fünf Massenaussterben und zahlreiche weitere Krisen sind aus der Erdgeschichte bekannt. Die bekannteste ist die am Ende der Kreidezeit, bei der nicht nur die Dinosaurier ausstarben, sondern vermutlich drei Viertel aller Tierarten auf dem Planeten.

Über die genauen Ursachen dieser Krisen wird noch geforscht – Vulkanausbrüche, Asteroideneinschläge und Veränderungen in der Zusammensetzung der Atmosphäre gehören zu den Kandidaten; der Mensch jedenfalls hatte nichts damit zu tun.

 

Kommt das sechste Massenaussterben?

Beim aktuellen sechsten Massenaussterben, das Forschende heraufziehen sehen, liegen die Dinge anders: Diesmal ist eindeutig der Mensch für das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten verantwortlich. Von den 75 Prozent aller Arten, die bei früheren „Faunenwechseln“ ausstarben, sind wir glücklicherweise noch weit entfernt. Sollte der menschengemachte Klimawandel aber die Ökosysteme der Erde über einen Kipppunkt hinaus beeinträchtigen, könnte es womöglich dazu kommen.

 

Müssen wir uns selbst abschaffen?

Und was folgt daraus? Tatsächlich gibt es längst Gruppierungen, die die Menschheit aussterben lassen möchten. Nicht durch das Töten von Menschen natürlich, sondern durch den Verzicht auf Fortpflanzung. Da gibt es etwa das Voluntary Human Extinction Movement (VHEMT) mit ihrem Motto: "May we live long and die out" (Mögen wir lange leben und aussterben). Die Antinatalisten setzen etwas anders an, sie behaupten, dass das Leben in der Summe mehr Leid als Freude bereite, weshalb es besser sei, dies niemandem zuzumuten.

Doch auch jenseits derartig radikaler Ansichten liegt es in unserem ureigenen Interesse, ein gedeihliches Miteinander mit der Natur zu finden.

Wie sähe die Welt ohne den Menschen aus?

Eine Karte mit der Verteilung großer Säugetiere, wenn es keine Menschen gäbe. 

Was würde geschehen, wenn der Mensch plötzlich verschwände? Eine Chronologie

 

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