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Wann importieren wir die ersten Rohstoffe aus dem All?

17.01.2023
Kurz und knapp

Gold, Platin, Seltene Erden, Phosphor, Mineralien – das Weltall strotzt nur so vor wertvollen Rohstoffen, die auf der Erde immer seltener werden, wir teilweise aber dringend für unsere Ökonomie brauchen. Da die Raumfahrttechnik immer besser wird, machen Raumfahrtbehörden und Firmen schon erste Pläne, wie man die Ressourcen abbauen und auf die Erde bringen könnte. Wäre da nur nicht dieser eine große Haken, der das alles so extrem kostspielig macht: die Schwerkraft.

Unser Hunger nach seltenen Ressourcen wächst

Helium-3 vom Mond, Mineralien, Edelmetalle und Seltene Erden von Asteroiden – Ideen und Pläne, Rohstoffe aus dem All auf die Erde zu holen, um unsere Rohstoffknappheit zu überwinden, gibt es viele. Die meisten davon galten lange als Science-Fiction. Und bei Helium-3 könnte das auch so bleiben. Denn bis heute haben es Physikerinnen und Physiker weltweit noch nicht geschafft, die Kernfusion, für die Helium-3 als nachhaltiger, weil nach der Verwendung nicht strahlender Rohstoff gilt, überhaupt vernünftig ans Laufen zu bekommen. Ob und wann dies geschieht, steht in den Sternen; Fachleute meinen jedoch, dass es noch mindestens 30 Jahre dauert. Bis dahin, so argumentieren einige, haben wir die Energiewende hoffentlich geschafft, decken unseren Bedarf aus grünen Quellen und brauchen die Kernfusion gar nicht mehr.

Doch der Hunger nach Edelmetallen und Seltenen Erden, die etwa für die zunehmende Verbreitung von Batterien und elektronischen Geräten unerlässlich sind, wird wohl eher zunehmen. Und die Raumfahrtechnik immer besser werden. Darum verabschieden immer mehr Staaten – auch Deutschland arbeitet daran – Weltraumbergbaugesetze, die regeln, wie der Abbau von Rohstoffen im All ablaufen könnte. Wobei noch unklar ist, wie sie mit dem UN-Weltraumvertrag von 1967 vereinbar sind, der eigentlich besagt, dass die Himmelskörper und Ressourcen im All niemandem gehören.

 

Ein Asteroid im Wert von 700 Trillionen Dollar

Nichtsdestotrotz haben sich schon mehrere Firmen weltweit gegründet, um die notwendigen Technologien zu entwickeln. Denn es lohnt sich: Allein der etwa 210 Kilometer große, sehr metallreiche Asteroid Psyche 2, zu dem die NASA im Oktober 2023 mit einer Raumsonde starten will, soll laut Angaben der US-Raumfahrtagentur Ressourcen im heutigen Wert von 700 Trillionen US-Dollar beinhalten. Auf alle Erdenbürger verteilt wären das 87,5 Milliarden US-Dollar pro Person. Eine Rechnung, die natürlich daran hakt, dass die Rohstoffpreise bei Erschließen einer solch üppigen Quelle sofort enorm sinken würden. Schon der kleine Asteroid Amun 3554 mit nur 2,5 Kilometern Durchmesser jedoch könnte 10.000 Tonnen Gold und 100.000 Tonnen Platin enthalten und wäre damit rund 2,8 Billionen US-Dollar wert, rechnet das britische Unternehmen Asteroid Mining Corporation vor.

Der große Vorteil vom Asteroiden-Bergbau: Bei ihnen liegen diese wertvollen, schweren Elemente in großer Konzentration direkt an der Oberfläche vor, während sie auf der Erde im Laufe der Jahrmilliarden aufgrund der starken Gravitation zum größten Teil in unerreichbare Tiefe gesunken sind. Zudem ließen sich Rohstoffe von Asteroiden viel leichter abtransportieren als von Planeten, weil der Start ohne Schwerkraft wenig Energie verbraucht – bei Starts von der Erde kostet jedes Kilo, das man ins All bringen will, aufgrund des enormen Spritverbrauchs viele tausend Euro.

 

Bergbau im All ist anspruchsvoll, aber machbar

Dem gegenüber steht, dass die fehlende Schwerkraft der Asteroiden es andererseits auch erschwert, Rohstoffe abzubauen: Das schwere Gerät muss gut verankert sein und der Rohstoff sofort eingefangen werden, weil sonst alles sofort ins All katapultiert wird. Auch auf dem Mond müsste die Bergbautechnik an verminderte Schwerkraft, den feinen Staub des Mondbodens sowie Strahlung und Temperaturextreme aufgrund der fehlenden Atmosphäre angepasst werden.

„Das alles Entscheidende wird am Ende jedoch eine effiziente Transportlogistik sein“, sagt Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der Universität Würzburg. Zum Beispiel gibt es Pläne, kleinere Asteroiden zunächst mit einer Raumsonde einzufangen und in einen Mondorbit zu schleppen, um sie dort in Nähe einer Mondstation leichter ausbeuten zu können. Von dort würden die Rohstoffcontainer dann womöglich mit elektromagnetischen Katapulten per Magnetkraft zur Erde beschleunigt und dort wieder eingefangen.

 

Es braucht noch Zeit

Das alles klingt noch recht futuristisch und wird wohl noch Jahrzehnte an Entwicklung brauchen. Die ersten US-Firmen, die solche Ziele verfolgten, haben aufgrund der Unwägbarkeiten sogar schon wieder aufgegeben.

„Der stellare Bergbau ist eine der größten technischen und ökonomischen Herausforderungen des Universums“, räumt Klaus Jäger vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg in der Frankfurter Rundschau ein. Der Planetengeologe Ralf Jaumann vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum schätzt, dass es daher noch 50 Jahre dauern wird, bis sich der Mensch den Weltraum derart zueigen machen kann. Doch früher oder später wird es geschehen, da ist auch Hakan Kayal sicher. Die Verlockung ist einfach sehr groß: „Der erste Billionär der Weltgeschichte“, so stellt der US-Astrophysiker, Buchautor und TV-Moderator Neil deGrasse Tyson in Aussicht, „wird derjenige sein, der den Rohstoffabbau auf Asteroiden startet.“

SWR-Filmbeitrag über „Space Mining“.

Dossier zum Thema Asteroidenbergbau.