Gesundes Leben, Medizin, Pflege

Warum altern wir?

05.01.2023
Kurz und knapp

Würden wir ewig leben, wäre es auf der Erde schnell zu voll oder wir müssten aufhören, uns fortzupflanzen. Dann gäbe es bald nur noch mehr oder weniger gelangweilte Alte, die schon alles gesehen haben. So richtig gut klingt das nicht. Und doch: Wer würde nicht gerne länger leben? Und wie kann es in der Natur, in der die Evolution doch alles so bewundernswert eingerichtet hat, zu Alter und Verfall kommen?

Altern als Nebeneffekt

Manche Insekten leben nur ein paar Stunden, manche Haie bringen es auf 400 Jahre, die Lebensspanne des Menschen liegt dazwischen. Aber warum altern Lebewesen überhaupt? Die Antwort der Evolutionsbiologie auf diese Frage lautet: Das Altern ist kein Selbstzweck, es hat sich als ein Nebeneffekt der Evolution ergeben. Neue Generationen sind anpassungsfähiger. Und die Anpassung an Umweltfaktoren geschieht nicht zuletzt dadurch, dass vorteilhafte Eigenschaften von einer zur nächsten Generation vererbt und neu kombiniert werden. Wobei eben nur diejenigen Lebewesen ihre Erbanlagen weitergeben, die lange genug leben, um sich fortzupflanzen. Stirbt ein Lebewesen vorher, verschwinden seine Gene mit diesem.

Anlagen jedoch, die dazu führen, dass ein Lebewesen auch nach der Fortpflanzung und gegebenenfalls der Aufzucht des Nachwuchses noch weiterlebt, spielen in der Evolution keine oder keine große Rolle, auf ihnen lastet kein „evolutionärer Druck“ wie Forschende das nennen. Anders gesagt: Es ist der Evolution egal, wie es den Lebewesen ergeht, wenn der Nachwuchs aus dem Gröbsten raus ist. Hauptsache, die Spezies wird erhalten. Das gilt allerdings mehr oder weniger, denn für Arten, bei denen wie beim Menschen die Großeltern helfen, den Nachwuchs aufzuziehen, ist Langlebigkeit wiederum durchaus ein evolutionärer Vorteil.

 

Was beim Altern im Körper geschieht

Die Alternsforschung definiert Altern als fortschreitenden Verlust der körperlichen Unversehrtheit. Dieser führt zu Funktionsbeeinträchtigungen und letztlich dazu, dass das Lebewesen stirbt.

Im Körper finden verschiedene Prozesse statt, die dazu führen, dass dieser Funktionsverlust eintritt: Das Genom ist ständig schädlichen Einflüssen ausgesetzt, durch UV-Strahlung etwa, aber auch durch Produkte, die beim Stoffwechsel im Körper selbst entstehen. Die Reparaturmechanismen der Zellen sind nicht perfekt und so sammeln sich immer mehr Fehler an, was unter anderem zur Entstehung von Krebs führen kann. Auch in den Prozessen, die die Aktivität von Genen an- und abschalten, und solchen, die für die Faltung von Eiweißmolekülen zuständig sind, kommt es zu Fehlern. Zudem werden die Telomere, die Enden der Chromosomen, bei jeder Zellteilung ein wenig kürzer. Wenn sie zu kurz sind, kann die Zelle absterben und Entzündungen verursachen. Und auch die Stammzellen, die eigentlich dafür da sind, neue Zellen zu generieren, wenn sie gebraucht werden, geraten im Alter manchmal außer Kontrolle und teilen sich ungebremst: Krebs entsteht.

Aber dies geschieht nicht bei allen Lebewesen. Manche Hefe-, Quallen-, Polypen- und Seegurkenarten scheinen nicht zu altern. Auch Nacktmulle leiden kaum an solchen Abbauprozessen. Wie sie dies fertigbringen und ob sich daraus Erkenntnisse für den Menschen gewinnen lassen, wird mit Hochdruck erforscht. (Allerdings leben auch Nacktmulle nicht ewig, sie sterben meistens in Rangkämpfen.)

 

Der Jungbrunnen ist noch nicht gefunden

Noch aber ist der Jungbrunnen, aus dessen Wasser man verjüngt herausteigt und von dem die Menschen schon lange träumen, nicht gefunden. Heute ist zumindest sicher, dass es viele verschiedene Prozesse sind, die dazu führen, dass Lebewesen altern. Forscherinnen und Forscher arbeiten noch immer daran, diese besser zu verstehen, um sie beeinflussen zu können. Doch der Zellstoffwechsel ist komplex und Eingriffe führen oft zu unbeabsichtigten Nebenwirkungen.

Allerdings hat sich die Lebenserwartung in den Industrieländern in den letzten 120 Jahren auch ohne Wundermittel verdoppelt: vor allem durch bessere Lebensbedingungen, bessere Hygiene, bessere Versorgung mit Lebensmitteln und bessere Bildung. Und auch was der und die Einzelne tun kann, um zumindest gesünder zu altern, ist bekannt: Sonnenbrände meiden, gesund essen, genug schlafen, sich bewegen, Sozialkontakte pflegen.

Auf absehbare Zeit bleibt das Altern die einzige Möglichkeit, ein langes Leben zu führen.

 

Statistik zur Entwicklung der Lebenserwartung.

Eine Sammlung von Forschungsergebnissen und -initiativen.

Kurzes Video über unsterbliche Quallen von Natural History Museum, London

 

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Anonym17.02.2022