Gesundes Leben, Medizin, Pflege

Warum haben Menschen Schluckauf?

04.01.2023
Kurz und knapp

Alle paar Sekunden ein Hicks. Das kommt von einem Fehlsignal des Gehirns ans Zwerchfell, das unsere Atmung kontrolliert. Meist geht das von selbst wieder weg. Es gibt auch verschiedene Tricks nachzuhelfen, die alle mehr oder weniger funktionieren. Wenn der Schluckauf in seltenen Fällen für Stunden oder gar Tage bleibt, sollte man um ärztlichen Rat fragen.

Wenn das Zwerchfell falsche Signale bekommt

Zu schnelles oder scharfes Essen, kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol, Stress, Magenblähungen, plötzliche Temperaturwechsel – jeder hat seine eigenen Situationen, in denen ihn der Schluckauf trifft. Er resultiert aus einem Fehlsignal vom Gehirn an das Zwerchfell. Dieser Muskel erstreckt sich wie eine Scheidewand zwischen Brust und Bauchhöhle und reguliert die Atmung. Beim Schluckauf zieht er sich alle paar Sekunden krampfhaft zusammen. 35 Millisekunden nach dem ruckartigen Einatmen klappt im Hals der Kehldeckel zu und die Stimmritze schließt sich. Daher das Hicks-Geräusch.

Ob der Schluckauf irgendeinen evolutionären Sinn hat, ist unklar. Es könnte sich um ein Überbleibsel aus der Säuglingszeit handeln. Schon Ungeborene im Mutterleib haben Schluckauf. Wahrscheinlich um das Atmen zu üben und zu verhindern, dass Fruchtwasser in die Lunge fließt. Außerdem ähnelt der Vorgang den Reflexen eines Säuglings beim Stillen. Auch da klappt der Kehldeckel zu, damit keine Milch in die Luftröhre gelangt. Ein Indiz für diese Überbleibsel-Theorie: Kleinkinder hicksen weitaus häufiger als Erwachsene. Vielleicht ist gelegentlicher Schluckauf sozusagen der Preis für die nützlichen Reflexe zu Anfang des Lebens.

 

Wurzelt Schluckauf in unserer Zeit als Fisch?

Einer anderen Theorie zufolge könnte der Ursprung sogar weit zurück in der Evolution liegen. Anfang 2003 veröffentlichte Christian Straus von der Pitié-Salpêtrière Klinik in Paris sie im Fachblatt BioEssays. Demzufolge verhindere ein ganz ähnlicher Körpervorgang, dass Lungenfischen und Amphibien – sehr entfernten Verwandten des Menschen – Wasser in die Lunge gerät. Und auch mit der Kiemenbelüftung der Kaulquappen habe der Schluckauf viel gemeinsam. Die Gehirnfunktion, welche die Kiemenbelüftung beziehungsweise die Stimmritzen kontrolliert, sei über die Evolution bis zum Menschen hinweg erhalten geblieben, meinte Straus.

Völlig ungewiss ist indes, warum bei manchen Menschen die eine Methode Abhilfe schafft, bei manchen die andere. Vom Blasen in eine Papiertüte über 20 Sekunden Luft anhalten und dreimal schlucken bis hin zum Trinken im Kopfstand – nichts bleibt unversucht. Im Grunde geht es wahrscheinlich nur darum, sich abzulenken und damit Atmung und Zwerchfell zu beruhigen. Erschreckt zu werden soll vergleichsweise wirkungsvoll sein. Dabei werde das vegetative Nervensystem gereizt, und der Körper schaltet überflüssige Funktionen ab, darunter der Schluckauf.

 

Der Medizinertrick

Doch auch ein einfacher Trick soll tatsächlich in neun von zehn Fällen helfen, so behaupten manche Medizinerinnen und Mediziner: Mit dem Finger auf den Nervus Phrenicus drücken. Dieser Nerv überbringt die Signale vom Gehirn zum Zwerchfell. Er verläuft am Hals recht nahe unter der Haut, ungefähr in der Nische zwischen dem Kehlkopf und dem Muskel, der sich seitlich am Hals befindet.

Wer den Schluckauf für mehrere Stunden partout nicht loswird, sollte auf jeden Fall um ärztlichen Rat fragen.

 

Umfassender Beitrag zum Thema Schluckauf.

Inspirierende Fragen

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Anonym25.03.2022