Ein selten gewordener Anblick

Die Winter werden milder. Aber wenn Schnee fällt, dann ist die Landschaft grell weiß. Und das hängt, wie bei anderen Farben von Objekten und Substanzen auch, damit zusammen, welche Teile des Lichts das Material absorbiert – und welche es reflektiert, so dass unsere Augen es wahrnehmen. Sonnenlicht ist weiß, weil es alle Wellenlängen des Lichtspektrums enthält – von ultraviolett bis infrarot. Die Farben heben sich gegenseitig gewissermaßen auf. Blätter zum Beispiel sind deshalb grün, weil sie vor allem blaues und rotes Licht absorbieren, die in unseren Augen grün erscheinenden Wellenlängen jedoch reflektieren. Der Himmel ist blau, weil die Luftteilchen vor allem die blauen Anteile des Sonnenlichts streuen. Und Schnee ist eben weiß, weil er fast alles Licht reflektiert, keine Wellenlängen absorbiert und anders als Wasser auch kaum Licht hindurchlässt, was ihn transparent machen würde.

Spiegellabyrinth

Die vielen kleinen Eiskristalle, aus denen Schnee zusammengesetzt ist, wirken wie Spiegel. Sie lassen kaum Licht hindurch, sondern werfen es durch das chaotische Durcheinander ihrer glatten Oberflächen, die in alle Richtungen zeigen, entsprechend in alle Richtungen zurück. Ganz ähnlich ist das bei Wolken: Auch sie sind weiß, weil die runden feinen Wassertröpfchen das komplette Sonnenlicht sehr weit streuen. Nur wenn die Tropfen größer sind und es womöglich gleich zu regnen anfängt, spiegeln sie einen Großteil des Lichts zurück ins All. Daher erscheinen Regenwolken von unten grau und dunkel. Und das tut auch der Schnee, wenn es wärmer wird und viele der Eiskristalle zu Tropfen verschmelzen. Sein Reflexionsvermögen sinkt dann von bis zu 90 auf knapp 50 Prozent.