Gesundes Leben, Medizin, Pflege

Warum kriegen wir Panikattacken?

04.01.2023
Kurz und knapp

Herzrasen, Schweißausbrüche, Atemnot und Todesangst wie aus dem Nichts: Dauerhafter massiver Stress und erhöhte Angstbereitschaft lassen bereits leichte Irritationen zum Auslöser für Panik werden. Zudem verrät ein Blick ins Gehirn, dass bei Menschen mit Panikattacken die Balance zwischen Aktivierung und Kontrolle im Emotionssystem kippt. Das lässt Angstreaktionen überschießen.

Plötzlich heftige Symptome

Das Herz rast und pocht dabei so heftig, dass jeder einzelne Schlag spürbar ist. Zittern, Schweißausbrüche, Atemnot und Schwindel, Druck auf der Brust, dazu ein Gefühl von überwältigender Angst. Panikattacken kommen wie aus dem Nichts und meist ohne erkennbaren Grund. Betroffene empfinden die körperlichen Symptome so intensiv, dass sie glauben, sterben zu müssen. Viele denken an einen Herzinfarkt. letztlich ebbt ein Panikanfall von selbst wieder ab. Wie lange das dauert, ist individuell. Meist steigern sich die Symptome in den ersten zehn Minuten. Nach rund 30 Minuten ist die Attacke überstanden.

Eine einzelne Panikattacke, so dramatisch Betroffene sie erleben, gilt Experten als harmlos. Erst wenn sich eine Panikstörung entwickelt, die Anfälle also mindestens einmal im Monat wiederkehren, werden sie zum Problem – vor allem wenn Betroffene beginnen, aus Angst vor der Angst bestimmte Situationen und Orte zu meiden.

 

Stress und erhöhte Angstbereitschaft

Angst ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Gefahr oder Stress. Der Körper schüttet das Stresshormon Adrenalin aus. In der Folge schlägt das Herz schneller, der Blutdruck steigt, die Atmung beschleunigt sich, die Muskulatur spannt sich an – der gesamte Organismus stellt sich darauf ein, dass er reagieren muss: Fliehen oder Kämpfen.

Häufig treten Panikattacken in schwierigen Lebensphasen auf: der Tod eines nahestehenden Menschen, Trennungssituationen, extremer Stress, unverarbeitete Konflikte, unterdrückte Gefühle. Auch Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung sind vermehrt betroffen. Wenn der Organismus durch Stress und belastende Situationen bereits dauerhaft in Alarmbereitschaft ist, reichen oft Auslöser wie eine überfüllte U-Bahn für einen Panikausbruch.

Zudem gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass manche Menschen eine erhöhte Angstbereitschaft haben. So sind viele Betroffene sensibler für die Signale ihres Körpers, beispielweise einen beschleunigten Herzschlag, und sind insgesamt ängstlicher. Hier können genetische Faktoren eine Rolle spielen, aber auch die Umwelt. Wer als Kind bereits schüchtern ist, oder in seinem Umfeld wenig Selbstbewusstsein und Vertrauen in das Leben entwickeln konnte, hat ein größeres Risiko für Angstanfälle und Panikstörungen.

 

Gefühlssystem aus der Balance

Eine erhöhte Angstbereitschaft spiegelt sich auch im Gehirn der Betroffenen wider. So hat sich bei Untersuchungen mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) gezeigt, dass die Neuronen in der Amygdala, dem „Gefühlszentrum des Gehirns“ während einer Panikattacke besonders stark feuern. Mehr noch: Forschende des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München haben 2009 herausgefunden, dass dieses mandelförmige Gehirnareal bei Menschen mit Panikstörungen in irritierenden Situationen (im Experiment bekamen die Probanden und Probandinnen widersprüchliche Wort-Bild-Paare zu sehen) aktiver war als bei gesunden Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern. Gleichzeitig war bei den Betroffenen die Hirnregion im präfrontalen Kortex aktiviert. Dieser Region kommt unter anderem die Rolle zu, die Reaktion auf emotionale Reize zu regulieren. Demnach kann der präfrontale Kortex die starke Angstreaktion im Gefühlszentrum nicht ausreichend dämpfen, und das System gerät aus der Balance.

 

Der Verein „Deutsche Angst-Hilfe“ hilft Menschen mit Panikstörungen.

 

Inspirierende Fragen

1 Artikel  ·  Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Sicherheit
Anonym28.06.2022