Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Sicherheit

Was ist digitale Souveränität?

02.05.2022
Kurz und knapp

Wirklich hilfreich sind die digitalen Medien, das Internet und all die Apps, klugen Geräte und Gadgets erst, wenn man zumindest im Groben versteht, wie sie funktionieren und worauf man achten muss. Digitale Souveränität ist die Medienkompetenz des Digitalzeitalters. Damit sie funktionieren kann, müssen Einzelne, Gesellschaft und Gesetzgebung an einem Strang ziehen.

Der Souverän hat alles im Griff

Wer souverän auftritt, eine Aufgabe souverän erfüllt, hat alles im Griff, ist sicher, vielleicht überlegen, alles keine große Sache.

Digitale Souveränität bedeutet entsprechend, im Bereich der digitalen Medien, also im Reich der Smartphones, Tablets, Gadgets und des Internets alles im Griff zu haben, selbst entscheiden zu können, was man tun und lassen möchte.

Das klingt trivial, ist aber, wenn man genauer hinsieht, ein anspruchsvolles Unternehmen. Erst einmal geht es um die Einzelnen: Darum, mit den digitalen Geräten umgehen zu können, ihre Möglichkeiten und Grenzen zu kennen. Und auch eine gewisse Vorstellung von der zugrundeliegenden Technik schadet nicht.

Zur digitalen Souveränität gehört, Sicherheit, Datenschutz und Datensparsamkeit im Blick zu haben: Wo lädt man etwas herunter und wo lieber nicht? Sind die Virenscanner aktuell? Wie sichere ich meine Daten? Was veröffentliche ich – und was nicht? Wer bekommt meine Daten? Und auch die Psychologie spielt eine Rolle: Weiß ich, wann es genug ist? Kann ich mein Handy beiseitelegen, das Spiel ausschalten?

Nicht nur Aufgabe der Einzelnen

Der Einzelne kann dies nur leisten, wenn die nötige Infrastruktur zur Verfügung steht, wenn es sichere Speichermöglichkeiten gibt und Gesetze, die Unternehmen auf Datenschutzstandards verpflichten. Hier kommen Staaten und die Europäische Union ins Spiel: Zuerst einmal muss digitale Technologie überhaupt verfügbar sein. Die verschiedenen Krisen der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie schnell Lieferketten zusammenbrechen können. Seither wird diskutiert, wie viel der nötigen Produktion auch in Europa stattfinden kann, um diese Abhängigkeit zu vermindern.

Ein weiterer Aspekt ist die Vertrauenswürdigkeit der Technologie, etwa wenn diskutiert wird, welche Mobilfunkanbieter sich am Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland beteiligen dürfen. Und auch die monopolartige Stellung großer Digitalunternehmen sind eine Herausforderung für die digitale Souveränität.

Kooperation statt Abschottung

Digitale Technologie ist eine vernetzte Technologie. Ziel digitaler Souveränität ist nicht, dass sich Individuen, Unternehmen und Staaten gegeneinander abschotten, sondern dass die jeweiligen Akteure ihr Handeln im digitalen Raum möglichst frei gestalten können. Zu den Bemühungen, die Voraussetzungen für digitale Souveränität auf den verschiedenen Ebenen zu schaffen, gehören Unterricht in digitaler Medienkompetenz in Schulen und in der Erwachsenenbildung, die europäische Datenschutzgrundverordnung, die die Verarbeitung personenbezogener Daten regelt, und das europäische Projekt GAIA-X, eine im Aufbau befindliche dezentrale Dateninfrastruktur, in der Daten zugleich sicher verwahrt und vertrauenswürdig geteilt werden können. Sie soll zugleich Souveränität ermöglichen und Innovationen durch Zusammenarbeit und Austausch fördern.

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK): Schwerpunktstudie Digitale Souveränität. Bestandsaufnahme und Handlungsfelder 2021 finden Sie hier.

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46 JahreBerlin26.02.2022