Gesundes Leben, Medizin, Pflege

Was passiert, wenn sich (zu viel) Mikroplastik in unserem Körper befindet?

16.08.2022
Kurz und knapp

Was darf`s sein? Winzige Fasern von Fleece-Pullis, die durch die Luft schweben, oder lieber Plastiksplitter, die entstehen, wenn wir Gemüse auf einem Kunststoffbrett schneiden? Auch Reste unseres Plastikmülls, der auf vielen Wegen in die Natur gelangt, kommen wie ein Bumerang zu uns zurück. Insgesamt nehmen wir wöchentlich mehr als fünf Gramm Plastik zu uns. Einen Großteil der winzig kleinen Partikel scheiden wir wieder aus. Doch welche Schäden richten die Teilchen an, die im Körper bleiben?

Es gibt noch keine Grenzwerte für Mikroplastik

Mikroplastik befindet sich überall im menschlichen Körper. Fachleute haben die Teilchen in der Lunge nachgewiesen, im Magen-Darmtrakt, im Blut, im Gehirn und in der Plazenta. Grenzwerte zur Aufnahme von Mikroplastik gibt es noch keine. Die Forschung zu möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen steht noch am Anfang. Immerhin liegen aber einige aussagekräftige Studien zur Wirkung einiger Chemikalien vor, mit denen Plastik behandelt wird, damit es sich weich anfühlt. So listet die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) Phthalate als „besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC)“, weil sie das Hormonsystem beeinflussen und die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden können.

Mit Mikroplastik gelangen Schadstoffe in den Körper

Plastikpartikel saugen wie ein Schwamm Schadstoffe aus Böden und Meeren auf, darunter beispielsweise Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT). Bis in die 70er Jahre war das Mittel zur Bekämpfung von Insekten in der Landwirtschaft weit verbreitet. Doch weil es auch für andere Organismen und den Menschen giftig ist, wurde es in vielen Teilen der Welt verboten. Trotzdem gelangt es quasi im Schlepptau von Mikroplastik bis heute in die Nahrungskette, denn es baut sich nur sehr langsam ab.

Kunststoffpartikel schädigen womöglich die Darmflora

Besorgniserregend sind auch Ergebnisse aus Tier- und Zellversuchen. Ein Wiener Forschungsteam beispielsweise fand jüngst Hinweise darauf, dass Mikroplastik die Darmflora verändert. Diese ist wichtig für die Aufnahme von Nährstoffen und für unser Immunsystem. Die Veränderungen könnten zur Entstehung von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes führen und Fettleibigkeit oder chronische Lebererkrankungen verursachen.

Außerdem zeigten die Forscherinnen und Forscher: Je kleiner die Plastikpartikel, desto wahrscheinlicher können sie vom Verdauungstrakt ins Gewebe übergehen und dort entzündliche Reaktionen auslösen, die Krebs begünstigen. Besonders hoch sind die Risiken wohl für Menschen mit Darmerkrankungen.

Wie können wir uns schützen?

Den größten Effekt hätte es sicherlich, wenn wir weniger Plastik gebrauchen, zum Beispiel Holz- statt Plastikbretter verwenden. Außerdem sollten wir unseren Kunststoffmüll besser sortieren und mehr recyceln, so dass weniger Plastik in der Natur landet. Wir müssen auf vielen Baustellen arbeiten, um die wahrscheinlichen Schäden durch Mikroplastik in Grenzen zu halten.  

Die MedUni Wien erforscht, inwiefern Mikroplastik der menschlichen Gesundheit schadet. 

Inspirierende Fragen

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Anonym29.03.2022