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Weiß man, welche Geräusche Dinosaurier gemacht haben? Und falls ja, woher?

28.09.2022
Kurz und knapp

Markerschütternde Schreie wie im Spielfilm „Jurassic Park“? Oder ein Grunzen, Schnaufen, Gurren, Brummen? Die gewaltigen Urzeitwesen werden auf jeden Fall sehr eigentümlich geklungen haben. Es gibt einige Ansätze, etwas über ihre Stimmen und Geräusche herauszufinden, ja sogar Klangbeispiele. Es ist jedoch immer nur eine Annäherung, letzte Gewissheit werden wir wohl nie erreichen.

Klangen die Vogelverwandten vielleicht wie Vögel?

Seit etwa 66 Millionen Jahren leben keine Dinosaurier im herkömmlichen Sinne mehr auf der Erde. Das Bild, das wir Menschen uns von ihnen machen, speist sich darum aus Fossilien, versteinerten Knochen. Und ganz viel Fantasie. Mittlerweile weiß man, dass Dinos zumeist nicht wie Echsen mit Schuppen bedeckt waren, sondern wie Vögel mit Federn. Weshalb sie auch sehr viel bunter waren, als man früher annahm. Wie sich die Dinosaurier anhörten, ob sie brüllten wie in den Filmen der „Jurassic Park“-Reihe oder doch eher wie Vögel zirpten und kreischten, bleibt dagegen hoch spekulativ. Denn ihre Laute erzeugten die Dinosaurier, wie die meisten Lebewesen, vor allem mit Organen und Membranen, mit weichem Gewebe also, das nicht versteinert. Ihre Klangapparate sind also nicht erhalten geblieben.

 

Hupte T-Rex, klang er wie ein Nebelhorn?

„Die an Land lebenden Dinosaurier hupten und trompeteten unter anderem zur Kommunikation“, glaubt der US-Paläontologe Michael Habib. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte er im Juni 2022: „Tyrannosaurus hupte wohl eher, mit geschlossenem Mund. Mithilfe von Hohlräumen in seinem Schädel als Resonanzkörper produzierte er ein nasales Geräusch, ähnlich wie eine ultratiefe Bassposaune oder ein tief tönendes Nebelhorn.“ Auch Karl-Heinz Frommolt, Bioakustiker am Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung in Berlin, sagt in Hörzu Wissen, man habe „bei einigen Dinosauriern anatomische Strukturen gefunden, die auf Lautäußerungen hindeuten.“

 

Anatomie der Atemwege ist der Schlüssel

Die Ähnlichkeit mit Vögeln hilft bei der Erforschung der Dino-Laute. Auf Basis ihrer engen Verwandtschaft wurde die Stimme eines Straußes auf T-Rex-Größe hochgerechnet. Das Ergebnis waren sehr tiefe Laute, „wahrscheinlich bis in den Infraschallbereich“. Ein Mensch hätte sie wahrscheinlich „wie ein dumpfes Grollen und Beben der Erde empfunden“. Frommolt betont: „Der Stimme eines ausgestorbenen Tieres kann man sich immer nur spekulativ nähern.“ Und auch Michael Habib sagt: „Um ehrlich zu sein: Es ist immer reichlich Fantasie mit im Spiel. Ich würde unser Vorgehen als sehr gut informierte Spekulation beschreiben.“

Als Grundlage werde die Anatomie der Atemwege analysiert, die Größe des Brustkorbs, die Länge der Luftröhre, das Volumen von Hohlräumen und Resonanzkammern im Schädel: „Daraus können wir mit dynamischen Modellen aus Biomechanik und Physik Rückschlüsse ziehen.“

 

So könnte Parasaurolophus geklungen haben

Eine Besonderheit stellt der Parasaurolophus tubicen dar. 1931 wurde der erste von bis heute nur fünf Schädeln dieser drei Meter großen und neun Meter langen Dinosaurierart in New Mexico gefunden, allerdings stark beschädigt. Zu erkennen waren immerhin Reste von Kanälen, die wie ein krummer Helm zwischen Nase und Rachen verliefen. Und die womöglich dazu dienten, Laute des Tieres zu verstärken. 1995 wurde ebenfalls in New Mexiko ein vollständiger Schädel dieser Spezies geborgen, auf dessen Grundlage ein Computermodell erstellt wurde. Auch hier musste man schätzen, wie die weicheren Gewebeteile aussahen. Aber die Forschenden wagten sich an ein Geräuschmodell. Eine Hörprobe gibt es hier

Für den T-Rex-Sound in „Jurassic Park“ mischten die Filmemacher 1993 übrigens das Brüllen eines Tigers und das Schreien eines Babyelefanten zusammen.

Weitere Informationen: 

Beitrag von „Funk“ mit Klangbeispiel finden Sie hier

Weitere Soundbeispiele gibt es hier