Umwelt, Klima, Erde, Universum

Welche Auswirkungen haben Windkraftanlagen auf den umgebenden Wald?

15.07.2022
Kurz und knapp

Wir brauchen mehr Energie aus Wind- und Sonnenkraft, um klimaschädliche CO2-Emissionen zu mindern. Doch werden Windräder im Wald gebaut, führt das mitunter zum Schwund von Vogel- und Fledermaus-Beständen. Außerdem sieht es so aus, als würde an Windparks angrenzender Wald die Feuchtigkeit schlechter halten und sich erwärmen. Geringeres Pflanzenwachstum an den Rändern zwischen Wald und Windkraftanlage könnte die Folge sein.

Die hier beantwortete Frage wurde eingereicht von Matthias Fischer, einem unserer „Fragenden im Porträt“. Welche Geschichte hinter der Frage steckt und was Herr Fischer motivierte, sie zu stellen, erfahren Sie hier.

Vögel und Fledermäuse sterben durch Windkraft im Wald

Der Rotmilan ist fast in ganz Europa verbreitet, rund die Hälfte des Bestands lebt in Deutschland, oft am Waldrand. Doch allein in Brandenburg kollidieren jährlich schätzungsweise gut 300 Exemplare mit den Rotoren von Windrädern und sterben. Altvögel stoßen besonders häufig gegen die Anlagen. Passiert das während der Brutzeit, ist mit zusätzlichen Verlusten junger Vögel im Nest zu rechnen, wie das Landesamt für Umwelt in Brandenburg dokumentiert hat.

Die Behörde sammelt bundesweit Informationen zur Beeinträchtigung von Vögeln durch Windräder. So sind beispielsweise auch der Schwarzstorch, Schreiadler, Wanderfalke und Uhu betroffen. Sie leben in Wäldern oder suchen dort nach Nahrung. Darüber hinaus werden Fledermäuse geschädigt, ebenfalls Baumbewohner. Fachleute gehen davon aus, dass hierzulande jährlich mehr als 200.000 Flattertiere durch Windkraft sterben, entweder weil sie von den Rotorblättern erschlagen werden oder weil ihre inneren Organe platzen, durch Verwirbelungen und Druckunterschiede an den Anlagen.

Mögliche Wirkung auf Mikroklima und Boden

Gehen die Bestände einzelner Arten zurück, wirkt sich das oft negativ auf das gesamte Ökosystem aus. Beispielsweise fressen Fledermäuse Insekten wie den Borkenkäfer, der durch ungewöhnlich starke Hitze- und Dürreperioden in den vergangenen Jahren begünstigt wurde und ganze Wälder befällt. Gibt es weniger Fledermäuse, fehlen Helfer, um das ungeliebte Krabbeltier in Schach zu halten.

Wie Windkraft im Wald das Mikroklima, den Boden und benachbarte Bäumen beeinflusst, ist bisher noch nicht untersucht.

Eine Frage des Standorts

Es ist ein Dilemma: Einerseits brauchen wir mehr Energie aus Wind- und Sonnenkraft, um die Umwelt zu schützen. Andererseits könnten Windräder ausgerechnet dort, wo sie niemanden zu stören scheinen mitunter Schaden anrichten.

Dr. Klaus Richarz, Biologe und im Naturschutz aktiv, liefert weiterführende Infos.