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Wer hat die Schule erfunden?

19.10.2022
Kurz und knapp

Die Erfindung der Schule folgte direkt auf die Erfindung der Schrift. Die Sumerer, deren Keilschrift als die erste Schrift überhaupt gilt, richteten 4.000 vor Christus Schulen ein, um Kinder alles beizubringen, was es brauchte, um den Beruf des Schreibers auszuüben. Schreiber wiederum brauchten die Sumerer, um den Handel mit Lebensmitteln in den damals entstehenden Städten abzuwickeln.

Eine Ausbildung zum Schreiber

Die ersten Schulen gab es bei den Sumerern, die im 4. Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien einwanderten. Mesopotamien liegt im Gebiet des heutigen Irak. Dort entstanden große Städte wie Ur, Uruk oder Lagasch. In diesen Städten begann man aufzuschreiben, was alles verkauft wurde und wie viele Lebensmittel die Arbeiter bekamen. Dafür brauchte es Schreiber, denn die meisten Menschen konnten damals noch nicht schreiben. Schulen wurden zu dem Zweck geschaffen, Kinder in den Dingen zu unterrichten, die es brauchte, um den Beruf des Schreibers auszuüben. Als weitere Fächer wurden Rechnen und Zeichnen unterrichtet sowie Aufsätze und Fabeln gelesen und verfasst.

 

Nur für Jungs

Die Schrift der Sumerer bestand erst aus Einkerbungen in Tontafeln; später ritzte man mit Griffel aus Rohrschilf Bildzeichen in Ton. Die Schulen hießen damals deshalb „Tafelhäuser“. Von der Existenz der Tafelhäuser weiß man von archäologischen Ausgrabungen. Einige der frühesten Zeugnisse stammen aus Mari, an der syrisch-irakischen Grenze. Dort wurden Lehmziegel gefunden, die als Schulbänke interpretiert werden und Schrifttafeln, bei denen man davon ausgeht, dass diese Schultexte darstellen. Sogar Namenslisten von Schülern hat man gefunden. Die Listen zeigen: Sämtliche Namen sind männlich. Archäologinnen und Archäologen haben außerdem herausgefunden, dass die frühen Schulen vor allem für Söhne von Beamten, Verwaltern und anderen hoch gestellten Persönlichkeiten reserviert waren, und sich nur reiche Leute den Unterricht leisten konnten.

 

Hieroglyphen-Schulen

Etwas später entstanden, unabhängig von den Tafelhäusern in Mesopotamien, auch im Alten Ägypten Schulen. Dort wurden ebenfalls vor allem, wenn auch nicht ausschließlich, Jungen unterrichtet, und zwar im Schreiben der ägyptischen Hierglyphen. Daneben wurden auch Kenntnisse in Mathematik, Astronomie und Geometrie vermittelt und später sogar noch weitere Wissenschaften. Wie bei den Sumerern war auch im alten Ägypten die Existenz einer Schrift sowohl die Voraussetzung als auch der Grund für die Einrichtung von Schulen.

Übrigens: Unser deutsches Wort „Schule“ hat seinen Ursprung im Griechischen. Ursprünglich bedeutete es „Müßiggang“ oder „Muße“, was darauf hindeutet, dass es für die Kinder in früherer Zeit als eine Befreiung galt, zur Schule gehen zu dürfen – statt zu arbeiten.

 

Weitere Informationen

Ein kurzes Hör-Feature zur Frage „Wie wurde die Schule erfunden“ gibt es bei SWR-Wissen sowie im Wikipedia-Eintrag zum Thema „Schule“.

Mehr Hintergrund zur Kultur der Sumerer bietet Ernst Gombrichs Klassiker „Weltgeschichte für junge Leser“.