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Wie alt ist das älteste Tier?

26.08.2022
Kurz und knapp

Riesenschildkröten können mit über 200 Jahren steinalt werden. Die bis zu fünf Meter langen Grönlandhaie schaffen das Doppelte. Ein Schwamm in der Antarktis erreicht sogar 10.000 Jahre. Das Geheimnis für ein hohes Alter scheint in der Langsamkeit und dem damit verbundenen reduzierten Stoffwechsel zu liegen.

Extrem langsam und erst mit 150 Jahren geschlechtsreif

Gegenfrage: mit oder ohne Rückgrat? Denn auch wenn uns bei dieser Frage in der Regel zunächst Riesenschildkröten in den Sinn kommen, die noch ihren 200. oder sogar 250. Geburtstag erleben können – rein von der Definition her ist ein antarktischer Riesenschwamm vermutlich nicht nur das älteste Tier, sondern sogar das älteste Lebewesen der Welt überhaupt: Er kommt auf rund 10.000 Jahre. Auf der Suche nach dem ältesten Tier, das auch mit Muskeln und Gehirn ausgestattet ist, landet man dagegen in der arktischen See beim Grönlandhai, auch Eishai genannt. Forschende aus Dänemark untersuchten 2016 mehrere dieser Fische, von denen der älteste knapp 400 Jahre alt geworden war. Allein bis zur Geschlechtsreife vergehen bei Grönlandhaien 150 Jahre.

Selten gesichtet, aber ist er auch selten?

Erst 1801 wurde der Grönlandhai erstmals wissenschaftlich beschrieben. Und bis heute hat man ihn so selten gesichtet, dass niemand sagen kann, ob er auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Arten gehört. Die Haie leben in bis zu zwei Kilometer Tiefe, womöglich gibt es dort größere Vorkommen. Und bleiben auch für Meeresbiologen ein Mysterium. „Wenn wir das Tier im Fang haben, dann ist das auch für uns Naturwissenschaftler immer wieder ein Erlebnis der Demut“, sagt Heino Fock vom Thünen-Institut für Seefischerei dem Deutschlandfunk. „Demut vor Dingen, die wir nicht so ohne Weiteres erklären können.“ Als Aasfresser spielen Grönlandhaie in der Arktis eine wichtige Rolle bei der Beseitigung von Tierkadavern. Ihr Fleisch gilt wegen seines hohen Harnstoffgehalts als für den Menschen ungenießbar.

Die langsamsten Fische der Welt

Grönlandhaie halten einen weiteren Rekord: Sie sind mit durchschnittlich einem Stundenkilometer die langsamsten Fische der Welt. Die bislang höchste gemessene Geschwindigkeit der „sleeper sharks“, wie sie auf Englisch heißen, betrug 2,6 Stundenkilometer. In dieser Langsamkeit könnte das Geheimnis für ihr hohes Alter liegen: Im eiskalten Wasser bei minimaler Bewegung läuft der Organismus der bis zu fünf Meter langen Fische permanent auf Sparflamme.

Diesem Artikel aus dem „Tagesspiegel“ ist zu entnehmen, wie man das Alter von Grönlandhaien bestimmt und wie alt Grönlandwale werden, die ältesten Säugetiere.