Kultur, Wissen, Bildung

Wie entstand die Schrift?

05.01.2023
Kurz und knapp

Die Entwicklung von Schriften, das Aufladen abstrakter Zeichen mit sprachlichen Bedeutungen, ist eine der größten Menschheitsleistungen überhaupt. Geboren wurden sie aus dem Wunsch nach Verlässlichkeit und Vertragssicherheit; mit dem Handel reiste die Schrift um die Welt. Ohne die Entwicklungen der Sumerer und Phönizier hätten wir womöglich kein Alphabet.Die Entwicklung von Schriften, das Aufladen abstrakter Zeichen mit sprachlichen Bedeutungen, ist eine der größten Menschheitsleistungen überhaupt. Geboren wurden sie aus dem Wunsch nach Verlässlichkeit und Vertragssicherheit; mit dem Handel reiste die Schrift um die Welt. Ohne die Entwicklungen der Sumerer und Phönizier hätten wir womöglich kein Alphabet.

Mit dem Handel wuchs das Bedürfnis nach Schriftlichem

Am Anfang war – nein, nicht das Wort, sondern die Höhlenmalereien vor 50.000 Jahren. Die dienten höchstwahrscheinlich nicht allein der Wohnraumverschönerung, sondern auch, um sich Besitz- und Machtverhältnisse vor Augen zu führen. Diese Informationen blieben zwangsläufig sehr lokal begrenzt, eine Schrift im engeren Sinne war das noch nicht. Die kam erst vor etwa 5000 Jahren bei den Sumerern in Mesopotamien auf, einer der ersten Hochkulturen, die sich im heutigen Irak entwickelte.

Denn mit der wachsenden Bedeutung des Handels kam die mündliche Weitergabe von Informationen an eine Grenze. Intensiver Handel verlangte nach einem System, mit dem sich Ein- und Ausgaben und vertragliche Angelegenheiten festhalten ließen. Die Sumerer nutzten dafür feuchten Lehm, in den sie mit Holzstäbchen Zeichen ritzten und den sie anschließend von der Sonne zu Täfelchen trocknen ließen. Damit gelten sie als Pioniere auf dem Gebiet der abstrakten Schrift.

 

Hieroglyphen wurden zu umständlich

An vielen Orten und in vielen Kulturen waren voneinander unabhängig Formen der Schrift entstanden, doch das waren eher Bildsprachen wie die Hieroglyphen der Ägypter (und Jahrhunderte später der Azteken). Auch die Sumerer nutzten zunächst eine Schriftsprache mit etwa 900 Bildzeichen. Dass sich daraus eine Schrift mit nunmehr abstrakten Bildzeichen entwickelte, war der Arbeitsökonomie geschuldet: Es blieb in Handel und Verwaltung einfach nicht mehr genug Zeit, um Gegenstände abzubilden. So bildete sich die Keilschrift heraus: Eine Kombination keilförmiger Stempelabdrücke ersetzte die komplexen geritzten Zeichen. Die eigentliche Schriftrevolution fand statt, als die Sumerer zu einer Silbenschrift übergingen. Fortan stand jeweils ein Zeichen für einen bestimmten Laut und ähnlich klingende Wörter wurden durch dasselbe Symbol dargestellt.

 

Unser „A“ war ein Stier der Phönizier

Den Schritt zum Alphabet wiederum verdanken wir den Phöniziern. Das Seefahrervolk auf dem Gebiet der heutigen Länder Libanon und Syrien entwickelte um 1200 v. Chr. ein Schriftsystem, das alle Konsonanten mit 22 Zeichen wiedergab. Durch ihre Handelsbeziehungen im Mittelmeerraum verbreiteten die Phönizier ihr System und legten die Grundlagen für das arabische, lateinische, griechische und hebräische Alphabet. So übernahmen die Griechen die Schrift der Phönizier und ergänzten die fehlenden Vokale. Dafür widmeten sie phönizische Buchstaben um, für die sie keinen Bedarf hatten. So wie den Buchstaben Aleph (=Rind), ein stilisierter Stierkopf, den die Griechen umdrehten und der noch heute unser „A“ darstellt (ursprünglich stand das Zeichen also auf dem Kopf und die beiden „Hörner“ zeigten nach oben). Wie in diesem Fall tilgten sie alle bildlichen Ursprünge aus dem Alphabet, dessen Zeichen seitdem komplett abstrakt sind. Mit der Schrift der Etrusker bildete das griechische Alphabet die Grundlage für das lateinische, das wir bis heute verwenden.

 

Gelungene Doku des Senders Arte zum Thema

 

Inspirierende Fragen

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Anonym07.02.2022