Gesundes Leben, Medizin, Pflege

Wie entstehen Déjà-vus?

05.01.2023
Kurz und knapp

„Schon mal gesehen“, auf Französisch „Déjà-vu“, das ist die Bezeichnung für das Phänomen, das einem eine Situation bekannt vorkommt, dass man sie schon einmal erlebt zu haben glaubt. Und mitunter sogar zu wissen meint, wie das Geschehen weitergeht. Was verursacht diese Täuschung im Gehirn? Eine definitive Antwort gibt es (noch) nicht, aber interessante Theorien.

Ein winziger Moment, ein irritierendes, gruseliges Gefühl

Es muss ja nicht gleich so extrem ablaufen wie in dem Filmklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“, wo der Protagonist den gleichen Tag wieder und wieder durchlebt, bis sich endlich die entscheidende Verhaltensänderung einstellt. Vielmehr ist es ein winziger Moment, vielleicht nur ein, zwei Sekunden lang, von dem man glaubt, ihn schon einmal erlebt zu haben. Oder an einem Ort gewesen zu sein, obwohl man doch genau weiß, dass das nicht der Fall ist. Und mehr noch: Man meint zu wissen, was im nächsten Augenblick passiert. Für dieses Phänomen wurde der Begriff „Déjà-vu“ geprägt, französisch für „schon mal gesehen“. Weil in der Magengegend das merkwürdige Gefühl aufblitzt, einen Wimpernschlag in die Zukunft schauen zu können, kann das irritierend und sogar ein bisschen gruselig sein.

 

Auslöser Stress, Schlafmangel, Alkohol

Man ist damit jedenfalls nicht allein. Je nach Quelle hatte jede Zweite oder jeder Zweite schon einmal ein Déjà-vu oder erlebt dieses Phänomen sogar regelmäßig, mal ist die Rede von 80, dann sogar von 97 Prozent. Bei einem Déjà-vu spielt uns unser Gehirn einen Streich.

Typisch für ein Déjà-vu ist der Zweifel an der Echtheit der Situation, die Ungewissheit, woran genau es einen erinnert. Außerdem fehlt die Erinnerung an das Davor oder das Danach der fraglichen Szene. Und: In Sekunden ist das Gefühl der Vertrautheit wieder verflogen.

Zur Entstehung eines Déjà-vus gibt es unterschiedliche Theorien. Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, vermutete dahinter verborgene Wünsche. Heute weiß man, dass Stress, Schlafmangel, Alkohol und andere Drogen Auslöser sein können.

 

Fehlschaltung im Gehirn und Nähe zur Epilepsie

Doch auch ein nicht-vernebeltes Gehirn kann Déjà-vus aufblitzen lassen. Etwa indem es Bruchstücke von Erinnerungen, die wir längst vergessen hatten, falsch mit der Gegenwart verknüpft und wir dadurch Wiederholungen sehen, wo gar keine sind. Auch Träume zieht das Gehirn schon mal heran, um ein Déjà-vu zu entwickeln.

Manche Forschende glauben, dass ein neurochemischer Vorgang eine Fehlschaltung im Gehirn auslöst, die dazu führt, dass einem neuen Sinneseindruck eine alte Erinnerung zugeordnet wird und wir so fälschlicherweise glauben, im Neuen etwas Altes wiederzuerkennen. Von Epilepsie Betroffene erleben häufig Déjà-vus, und tatsächlich sind bei einem epileptischen Anfall dieselben Gehirnregionen betroffen, die auch für das Wiedererkennen zuständig sind: die Temporallappen und der Hypocampus. Kündigt sich ein epileptischer Anfall an, stehen diese Regionen unter einem neuronalen Dauerfeuer. Ein Déjà-vu wäre in diesem Fall eine reine Täuschung.

 

Verzögerte optische Wahrnehmung

Nach der Optical Delay Theory sind Déjà-vus darauf zurückzuführen, dass unser Gehirn eine Information zunächst von einem Auge bekommt, dann erneut vom anderen Auge. Die winzige Verzögerung führe zu einem Zum-zweiten-Mal-Sehen und damit dem Gefühl, die Situation bereits zu kennen. Doch auch Menschen mit nur einem Auge und Blinde kennen Déjà-vus. Sicher ist: Für spirituelle Deutungen à la „ein Déjà-vu ist ein Erlebnis aus einem früheren Leben“ gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise. Die eine, zu einhundert Prozent gesicherte wissenschaftliche Erklärung, was ein Déjà-vu ist, gibt es allerdings noch nicht.

Immerhin könnte es einen Sinn haben: Der verwirrende Entscheidungskonflikt eines Déjà-vus lässt unser Gehirn erkennen, dass die Vertrautheit falsch gewesen sein muss. So vermeidet es langfristige Erinnerungsfehler. 

 

Gut umgesetztes Erklärvideo mit Experten bei „P.M. Wissen“.