Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Sicherheit

Wie entsteht unser Geld?

21.11.2022
Kurz und knapp

Nur eine Handvoll Hochsicherheitsdruckereien dürfen Euroscheine drucken. Darüber wacht die Europäische Zentralbank (EZB). Die auf den Scheinen abgebildeten Motive, wie Brücken und Tore, sind keine realen Bauwerke, sondern nur Stilmerkmale architektonischer Epochen. Vor allem bei der 2-Euro-Münze kosten die Länder der Eurozone ihre Gestaltungsfreiheit voll aus. In manchen Ländern gibt es auch zum Beispiel 3- und 7-Euro-Stücke – Sammlereditionen. Mit diesen kann man aber nur in dem jeweiligen Land bezahlen.

Die Rolle der Europäischen Zentralbank

Darüber, wie viele Banknoten und Münzen jedes Jahr gedruckt und geprägt werden, entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB). Und zwar danach, wie viele Banknoten ersetzt werden müssen, weil sie verschlissen sind, und ob in einem der Euroländer ein erhöhter Bargeldbedarf zu erwarten ist. Für ihre Prognose fordert die EZB wiederum Prognosen der nationalen Notenbanken an. Sie sorgt außerdem über die nationalen Notenbanken dafür, dass die Banknoten zwischen den Ländern umverteilt werden, um Engpässen und Überschüssen vorzubeugen.

Die EZB weist jedes Jahr mehreren nationalen Notenbanken eine Produktionsquote zu, also den Anteil an der Jahresproduktion verschiedener Banknotenwerte. Für deren Druck sind elf Hochsicherheitsdruckereien in Europa zertifiziert. In Deutschland druckt vor allem das Unternehmen Giesecke & Devrient im Auftrag der Deutschen Bundesbank Geldscheine an seinem Leipziger Standort.

 

Komplex: Material und Motive

Gedruckt werden die Geldscheine mit einer Reihe von Sicherheitsmerkmalen mit Spezialdruckfarben im Offset- und Stichtiefdruck, im Heißprägeverfahren (für das Hologramm) und Siebdruck (für die Zahlen mit Farbwechsel). Und zwar auf Baumwollfasern – weshalb Banknoten anders als Papiertaschentücher problemlos mitgewaschen werden können.

Um die Gestaltung der Motive der Eurobanknoten hatten sich in einem EU-Wettbewerb 29 Designerinnen und Designer mit 44 Entwürfen beworben. Den Zuschlag erhielt Robert Kalina aus Österreich. Auf den Vorderseiten sind Fenster oder Tore zu sehen, auf den Rückseiten Brücken, die für die Verbindung der Euro-Staaten miteinander stehen. Dabei werden keine realen Bauwerke dargestellt, es sind archetypische Abbildungen: eine Zusammenstellung aus Stilmerkmalen einzelner Epochen.

 

Zwei Designer für die Gemeinschaftsausgaben

Ebenfalls auf den Rückseiten abgebildet sind das europäische Festland, Nordafrika, ein Teil des asiatischen Gebietes der Türkei sowie Inseln und Territorien außerhalb Europas, auf und in denen der Euro offizielles Zahlungsmittel ist: die Kanarischen Inseln, die Azoren, Madeira, Französisch-Guayana, Guadeloupe, Martinique, Réunion. Malta und Zypern fehlen, da sie zur Euro-Einführung noch keine EU-Mitglieder waren. Die Unterschriften der Präsidenten und der Präsidentin der EZB wechseln je nach Ausgabedatum: Auf Wim Duisenberg folgten Jean-Claude Trichet, Mario Draghi und schließlich Christine Lagarde.

Bei den Euro-Münzen sind die Vorderseiten mit der Wertangabe identisch. Sie wurden vom belgischen Designer Luc Luycx entworfen, der den entsprechenden Gestaltungswettbewerb gewonnen hatte. Die Rückseiten kann jedes Euroland selbst gestalten, verbindlich sind die Jahreszahl der Ausgabe und die zwölf Sterne der EU-Flagge. Die 2-Euro-Münzen gestalten die Länder häufig individuell als Gedenkmünzen mit speziellen Motiven. Darüber hinaus gibt es auch Sammlermünzen, die nur im herausgebenden Land gesetzliches Zahlungsmittel sind. Laut EU-Verordnung müssen sie andere Nennwerte aufweisen als die regulären Umlaufmünzen. Darum gibt es in einigen Ländern beispielsweise Münzen zu 3, 7, 15, 18, 19 Euro, die auch nicht unbedingt rund sind.

Während alle anderen Euroländer jeweils nur über eine einzige Prägestätte verfügen oder sie sogar in einem anderen Land prägen lassen, hat Deutschland gleich fünf Prägestätten: München, Berlin, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg; zu erkennen an den Prägezeichen D, A, F, G und J. Aus Stuttgart kommen 24 Prozent des deutschen Prägekontingents, aus München und Hamburg jeweils 21, aus Berlin 14 Prozent.

 

Eine ausführliche Tabelle darüber, in welchen Jahren welche Länder Banknoten und Münzwerte geprägt haben und eine Vorschau auf 2023 findet sich auf der Seite der Europäischen Zentralbank.